Feyenoord Rotterdam - Eintracht
Frankfurt |
UEFA-Cup 1979/1980 - Achtelfinale, Rückspiel
1:0 (0:0)
Termin: 12.12.1979
Zuschauer: 64.000
Schiedsrichter: Michael Vautrot (Frankreich)
Tore: 1:0 Jan Peters (90.)
Feyenoord Rotterdam | Eintracht Frankfurt |
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Höllenritt Am 11. Dezember steigt der Eintrachttross in den Flieger nach Amsterdam, per Bus geht es anschließend weiter nach Scheveningen, wo die Fußballer die Nacht vor der Achtelfinalpartie gegen Feyenoord Rotterdam verbringen. Zum ersten Mal seit seinem Bänderriss im September ist Fred Schaub wieder im Kader, auf die Reise nach Rotterdam verzichten muss dagegen Horst Ehrmantraut, den eine Oberschenkelprellung plagt. Trotz des überzeugenden 4:1 im Hinspiel ist den Eintrachtlern eine gehörige Portion Respekt vor dem robust spielenden Gegner, aber auch vor den als fanatisch bekannten Fans der Gastgeber anzumerken. "Macht bloß keinen Quatsch", ermahnt Rausch seine Truppe. Motivation können die Spieler unter anderem aus der Prämie von 12.000 Mark pro Akteur schöpfen, die das Eintrachtpräsidium für das Weiterkommen ausgelobt hat. "Normalerweise müsste die Truppe bei dieser Superprämie um ihr Leben rennen", gibt Manager Klug vor der Partie kund. Nun, "um ihr Leben rennen", werden in Rotterdam, soviel sei vorausgeschickt, nicht nur die Spieler - und das im wörtlichen Sinne. Im mit 60.000 Zuschauern fast ausverkauften Stadion zeichnet sich schon nach einer gespielten Minute ab, was heute auf dem Programm steht. Der isländische Linksaußen Petursson säbelt Müller um und sieht zurecht die Gelbe Karte durch den französischen Schiedsrichter Vautrot. Petursson hat in der vierten Minute dann auch die erste Chance des Spiels, doch Funk kann seinen Kopfball sicher parieren. Für Entlastung sorgt in der Anfangsphase vor allem Borchers, während Cha blass bleibt. So wird 'Disco-Ronnie' nach einer Viertelstunde auf dem Weg zum Tor kurz vor dem Strafraum gelegt. Den fälligen Freistoß zirkelt Grabowski knapp am Tor vorbei. Nach 20 Minuten hat Peters die bislang größte Chance des Spiels, als er nach einem schnell ausgeführten Freistoß relativ frei im Strafraum zum Schuss kommt. Für das 'relativ' steht Pezzey, der sich in den Schuss des Feyenoord-Mittelstürmers wirft und zur Ecke klären kann. Knapp zehn Minuten kassiert die Eintracht gleich zwei Gelbe Karten, als Pezzey und Grabowski den Abstand bei einem Freistoß nicht schiedsrichterwunschgemäß einhalten. Richtig kritisch wird es allerdings erst wieder fünf Minuten vor dem Pausenpfiff, als Funk dem durchgebrochenen Peters in die Beine fliegt und den Ball halten kann. Ein Lebenszeichen der Eintrachtoffensive setzt anschließend der beste Frankfurter auf dem Feld, der unermüdliche rackernde Hölzenbein. Doch sein Schuss auf Vorlage von Cha geht klar am Tor vorbei. Kurz nach Wiederanpfiff tritt das Geschehen auf dem Spielfeld zunächst einmal in den Hintergrund, denn dem Spiel droht der Abbruch, als der Hagel aus Flaschen, Steinen, Böllern, Feuerzeugen und anderen Gegenständen, der aus der Feyenoord-Fankurve in Funks Strafraum niedergeht, dem Schiedsrichter zu dicht wird und er das Spiel unterbricht. Auch auf der Tribüne geht es rund, Feyenoord-Fans stürmen den Eintrachtblock und eröffnen eine Treibjagd auf die Fans der Adlerträger. Im Gegensatz zu anderen Gelegenheiten zeigt sich die Polizei in diesem Moment äußerst zurückhalten und greift erst sehr spät, dann aber rigoros ein, um die Rotterdamer wieder aus dem Block zu befördern. Eine große Torchance nach Fortsetzung des Spiels hat Budding nach einem Fehler Nachtweihs, doch erneut zeichnet sich Funk aus und rettet mit einer Glanzparade. Danach bestimmt Feyenoord zwar weiter das Spiel, kann aber gegen die sicher agierende Abwehr der Frankfurter keine hochprozentigen Chancen herausarbeiten. Im Gegenteil: Auf der Gegenseite versetzt Hölzenbein vier Gegner und zwingt Torhüter van Engelen zu einer Glanzparade und Neuberger jagt einen Freistoß knapp am Tor vorbei. Feyenoord beginnt zu resignieren, ihr Biss wird mehr und mehr zahnloser. Auch der Kopfball von Stafleu nach Flanke von Petursson, der knapp am Tor vorbei geht, kann diesen Eindruck nicht wegwischen. Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff muss der beste Frankfurter von Wadenkrämpfen geplagt das Feld verlassen, für Hölzenbein kommt Trapp. Zehn Minuten später wechselt Rausch dann noch Harry Karger für Borchers ein. In der letzten Minute gelingt den Rotterdamern dann doch noch der Siegtreffer. Die Eintrachtspieler sind im Gedanken wohl schon in der Kabine, als Peters ein geschickter Kurzpass von der Strafraumgrenze erreicht und der Stürmer vom Elfmeterpunkt den Ball einschiebt. Sei es, wie es sei: "Ich habe selten so gerne so knapp verloren", zeigt sich Rausch zufrieden. Lob gibt es auch vom gegnerischen Trainer Václav Jeek: "Frankfurt stand in Rotterdam mehr unter Druck als wir in Frankfurt. Aber ich habe bei der Eintracht keine Risse gesehen, keine Panik. Das spricht für Routine und Abgeklärtheit. Ich wünsche der Eintracht den UEFA-Cup-Gewinn." Wenig Zeit zum Feiern haben viele der mitgereisten Eintrachtfans nach dem Spiel. Denn in Rotterdams Straßen findet die Jagd auf alles statt, was dem Feyenoord-Mob deutsch dünkt. Nazistische Beleidigungen sind dabei noch die leichteren Geschütze, Eisenstangen, Messer, angespitzte Fahrradspeichen, Steine auf abfahrende Busse und Molotowcocktails auf parkende Autos mit deutschen Kennzeichen die schweren. (fgo)
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