1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1979/1980 - 12. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: Sa 10.11.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Peter Gabor (Berlin)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (65.)

 

 

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1. FC Kaiserslautern Eintracht Frankfurt

  • Ronnie Hellström
  • Wolfgang Wolf
  • Hans-Günter Neues
  • Hans-Peter Briegel
  • Jürgen Groh
  • Peter Schwarz
  • Jörn Kaminke
  • Werner Melzer
  • Hannes Bongartz
  • Benny Wendt
  • Reiner Geye

 


 

Wechsel
  • Johannes Riedl für Peter Schwarz (55.)
Wechsel
Trainer Trainer



Eintracht stürmt den Betzenberg

Die Frankfurter Eintracht hat den Betzenberg gestürmt und mit einer taktischen Glanzleistung und mannschaftlicher Geschlossenheit mit 1:0 (0:0) dem 1. FC Kaiserslautern vor 30.000 Zuschauern die erste Heimniederlage der Saison beigebracht. Für die Eintracht war der 1:0-Triumph nach den Siegen in Düsseldorf und Braunschweig bereits der dritte Auswärtserfolg, mit dem sie nun ihre Position in der Tabellenspitze festigte. Das entscheidende Tor in einem von beiden Seiten großartig geführten Spiel erzielte Bernd Hölzenbein in der 65. Minute mit einem herrlichen 18-Meter-Schuß in den Torwinkel. Der alte Routinier und der Benjamin im Abwehrzentrum gehörten zu den auffälligsten Spielern bei der Eintracht: der umsichtige Libero Willi Neuberger und vor ihm das Greenhorn Rigobert Grubert als Vorstopper, das ein eindrucksvolles Bundesligadebüt gab. Mit spielentscheidend war aber auch die Form von Bernd Hölzenbein in der zweiten Halbzeit und die Glanzleistung von Bum Kun Cha, der Kaiserslauterns einzig gefährlichen Mann, den Superathleten Hans Peter Briegel, eine Stunde lang an sich band und trotzdem ein ständiger Gefahrenherd war. Bei Kaiserslautern machte sich abermals die große Sturmschwäche bemerkbar. Ein Briegel allein — auch wenn er als Brechstange eingesetzt wird — macht es eben auch nicht. Nach den erbitterten Zweikämpfen mit dem Koreaner hatte ihn Kalli Feldkamp von der Bewachung des trickreichen Asiaten entbunden. Doch mehr als einen Pfostenschuß brachte Briegel auch nicht zustande.

Personelle Nachteile hoben sich auf. Der 1. FC Kaiserslautern hatte nach den Ausfällen von Toppmöller, Dobiasch und Pirrung nur noch einen Stürmer, Benny Wendt, und der war angeschlagen, war erst am vergangenen Mittwoch an der rechten Ferse genäht worden. Die Eintracht mußte ihr Abwehrbollwerk Körbel—Pezzey ersetzen. Für Karl-Heinz Körbel (er hatte gegen Bukarest einen dickgeschwollenen linken Knöchel erlitten) kam der erst 18jährige Rigobert Gruber zu seinem Bundesligadebüt. „Ein bißchen flau ist mir schon im Magen, aber einmal muß es ja sein", sagte der langaufgeschossene Teenager vor dem Spiel, und trat dann mit dem Selbstbewußtsein eines Routiniers auf. Das Greenhorn war ein guter Zerstörer, sicherer Kopfballspieler und schaltete sich auch immer wieder mutig und geschickt in die Angriffe ein. Es war bemerkenswert, wie die Eintracht ihre personellen Abwehrprobleme meisterte.

Die Schwachstelle war überraschend Helmut Müller, der in manchen Szenen von allen guten Geistern verlassen schien, Fehler beging und den Ball dem Gegner öfters in die Beine spielte. Friedel Rausch hatte darauf verzichtet, mit drei Sturmspitzen anzutreten. Karger blieb daher draußen. Für ihn spielte Lottermann als Sonderbewacher von Bongartz. Bernd Hölzenbein (von Melzer) und Cha (von Briegel) wurden hautnah bewacht, so daß die Eintracht, trotz klarer Spielvorteile im Mittelfeld dank Nickel und Grabowski, dann vorne einfach nicht durchkam.

Die Pfälzer versuchten schnell und gradlinig von hinten heraus die Eintracht zu überrollen. Gefahr drohte vor allem, wenn Briegel bei den Frankfurtern einbrach. Bei den beiderseitigen Sturmschwächen blieben Torszenen in den ersten 45 Minuten Seltenheit. Der 1. FC Kaiserslautern hatte zwei klare Möglichkeiten, die Eintracht eine. Bei einem Freistoß in der 11. Minute von Neues ließ Funk den Ball von der Brust prallen, und Kaminke brachte das Kunststück fertig, den Ball aus drei Metern über das Tor zu dreschen. In der 31. Minute stand Schwarz dem Eintracht-Torwart allein gegenüber, scheiterte aber an dem herausstürzenden Funk. Im Gegenzug hatten Hölzenbein und Nickel endlich einmal die Pfälzer Abwehr ausgespielt und Cha freigespielt, der Koreaner kam unbelästigt von Briegel zum Schuß, doch Hellström boxte den Ball meisterhaft über die Querlatte.

Feuer ins Spiel brachte das Führungstor der Eintracht in der. 65. Minute. Bernd Hölzenbein nutzte einen Fehlpaß von Jürgen Groh, stürmte allein nach vorn und schoß aus 18 Metern gefühlvoll den Ball über die Fingerspitzen von Hellström hinweg in den rechten Torwinkel. Eine ähnliche Szene hatte der Frankfurter Torjäger bereits in der 53. Minute, als er mit einem 16-Meter-Schuß an den Fäusten von Hellström scheiterte. In letzter Sekunde konnte der Kaiserslauterer Schlußmann den Ball noch über die Querlatte boxen.

Nach diesem Tor schickte Kaiserslauterns Trainer Kalli Feldkamp Briegel, den bis dahin Cha meisterhaft gebunden hatte, als Brecher nach vorn. Es kam zu turbulenten Szenen im Frankfurter Strafraum, doch taktisch überaus geschickt brachte die Eintracht ihren Vorsprung über die Zeit. Torgefährlichkeit brachte wirklich nur Briegel, der Superathlet. In der 69. Minute wehrte Trapp, der für den verletzten Müller ins Spiel gekommen war, zur Ecke ab. Briegel fiel über sein Bein, und die Kaiserslauterner Zuschauer forderten stürmisch Elfmeter, der jedoch unberechtigt gewesen wäre.

Briegel hatte dann auch den Ausgleich auf dem Fuß, als er in der 80. Minute sich gegen Gruber, der dennoch eine großartige Leistung bot, durchsetzte und aus zwölf Metern den Ball aus vollem Lauf gegen den Pfosten drosch. Bei der Eintracht hielten die Routiniers Nickel und Grabowski geschickt den Ball, Nachtweih spielte überaus zuverlässig und sicher seinen Verteidigerpart, und vorne sorgten bei den Kontern Cha und Hölzenbein ständig für Gefahr.

Hölzenbein wurde in der 72. Minute im Strafraum hart vom Ball gedrängt, und wenig später verfehlte Cha mit einem Flugkopfball nach einer Flanke von Borchers, der für Lottermann ins Spiel gekommen war, nur knapp das Tor. Borchers zeichnete sich im eigenen Strafraum mit Abwehraufgaben aus. So rettete er einmal mit dem Kopf auf der Linie für seinen bereits geschlagenen Torwart Funk.

Stimmen zum Spiel

Karl-Heinz Feldkamp (1. FC Kaiserslautern): „Wir haben erst in der zweiten Halbzeit alles versucht. In der ersten Halbzeit lief rein spielerisch nicht alles so gut, um klare Torchancen herauszuspielen. Das Verständnis zwischen Wendt und Kaminke klappte nicht so, und Geye war zuletzt zu sehr an das Mittelfeldspiel gewöhnt. In der Halbzeit hatten wir uns vorgenommen, die Eintracht früher zu stellen und früher anzugreifen. In dieser Phase wurden wir durch dieses phantastische Tor von Hölzenbein abgefangen. Danach mußten wir Harakiri spielen und alles wagen, und hätten auch noch ein 0:2 fangen können. Ich bin enttäuscht über die erste Halbzeit, in der die Harmonie zu sehr fehlte. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir sind es normalerweise gewohnt, mit vier, fünf Spitzen zu spielen. Aber die habe ich momentan nicht, denn Riedl, Pirrung, Toppmöller, Meier sind alle verletzt."

Friedel Rausch (Eintracht Frankfurt): „Beide Mannschaften haben ihr Letztes gegeben nach der zusätzlichen Belastung im UEFA-Pokal am Mittwoch. Fr die Zuschauer war es mit Sicherheit ein begeisterndes Spiel, und wir waren heute die Glücklicheren. Ich möchte allen meinen Spielern danken, daß sie so geschuftet haben. Besonders herausheben möchte ich den jungen 18 jährigen Rigobert Gruber, der erstmals heute in der Bundesliga gespielt hat und sich glänzend schlug."

 

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