Dinamo Bukarest - Eintracht
Frankfurt |
UEFA-Cup 1979/1980 - 2. Runde, Hinspiel
2:0 (1:0)
Termin: 24.10.1979
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Foote (Schottland)
Tore: 1:0 Multescu (20., Elfmeter), 2:0 Augustin (88.)
Dinamo Bukarest | Eintracht Frankfurt |
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"Holzfestival" in Bukarest Wenig Begeisterung löst das Zweitrundenlos für den UEFA-Cup aus, das Dinamo Bukarest als Gegner beschert. Für die Fans, die die Eintracht in die rumänische Hauptstadt begleiten wollen, ist dies eine umständliche, da visumpflichtige, und teure Angelegenheit, die beiden Eintrachtspieler Nachtweih und Pahl, die 1976 aus der DDR in die Bundesrepublik geflüchtet waren, fürchten sich vor Unbill im "Ostblock". Als praktisch erweist es sich hier, dass mit Wolfgang Mischnik der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion im Verwaltungsrat der Eintracht sitzt, der zusammen mit Parteifreund und Außenminister Genscher eine Garantieerklärung der Rumänen zur unbehinderten Ein- und Ausreise der beiden Fußballer erwirkt. Sicherheitshalber tritt Mischnik die Reise nach Bukarest mit an, nicht dabei sind allerdings die angeschlagenen Hölzenbein und Nickel. Rund 12.000 Zuschauer sehen die Partie ihres Fotbal Club Dinamo Bucuresti, rund 500 Fans, die aus der Bundesrepublik und der DDR angereist sind, drücken der Eintracht die Daumen, als Schiedsrichter Foote aus Schottland am Nachmittag des 24. Oktober das Hinspiel der zweiten Runde im UEFA-Cup anpfeift. Diese erleben zunächst ein Abtasten der beiden Teams, bei dem die Eintracht ein leichtes Übergewicht erringen kann und Pezzey nach einer von Cha verlängerten Grabowski-Ecke die Chance zu einer frühen Gästeführung vergibt. Doch dann nehmen die Rumänen das Heft in die Hand und eröffnen das "Holzfestival": Multescu trifft in der 13. Minute nur den linken Pfosten des Frankfurter Tores und wiederholt dieses Kunststück in der 35. Minute mit einem Schuss aus zwölf Metern an das rechte Gebälk. Im Anschluss an die folgende Ecke wehrt Funk einen Kopfball aus kurzer Distanz großartig ab. Der Abpraller kommt zu Linksaußen Vrinceanu, der den dritten 'Holztreffer' der ersten Halbzeit schafft. Zu diesem Zeitpunkt führen die Bukarester freilich bereits mit 1:0. Der aufgerückte Pezzey war nach einer Cha-Flanke in Mittelstürmerposition ausgerutscht und fehlte deshalb beim folgenden Gegenangriff in der eigenen Abwehr. Dort hatte Borchers Augustin an der Strafraumgrenze attackiert, der Referee ein Foul erkannt und Elfmeter gepfiffen. Diese Chance lässt sich Multescu nicht entgehen und versenkt das Leder zum 1:0 für die Heimmannschaft im Frankfurt Kasten. "Ich habe den Rumänen überhaupt nicht berührt, er hat sich plötzlich fallenlassen", ärgert sich Borchers im Nachhinein. Dass es bei diesem Ergebnis bis zum Halbzeitpfiff bleibt, verdankt die Eintracht einigen guten Paraden ihres Keepers Funk sowie einer Rettungstat Körbels, der einen Ball von der Linie köpft. "Der liebe Gott war mit uns", lässt sich Trainer Rausch nach 45 Minuten vernehmen. Niemand widerspricht ihm. Nach der Pause bestimmen die Frankfurter das Spiel und suchen gegen den immer mehr nachlassenden Gegner die Offensive. Die Chancen zum Ausgleich sind da, werden aber nicht genutzt. So tritt Karger nach einer Flanke von Cha über den Ball, Cha köpft eine Flanke von Müller knapp vorbei und Pezzey schießt nach einer Vorlage von Karger aus kurzer Distanz den rumänischen Torhüter Stefan an. Zwei Minuten vor dem Spielende nimmt das Unheil dann seinen Lauf. Müller kann eine Flanke des gerade erst eingewechselten Tevi nicht weit genug klären, weil er den Ball nicht richtig trifft, Apostol kann flanken, die Kopfballvorlage erreicht Augustin, dessen Schuss aus fünf Metern Entfernung Funk zum vierten Gebälktreffer dieses Spiels an den Pfosten wischt. Doch dieses Mal mag Glücksgöttin Fortuna nicht erneut die Eintracht auf der Seite der Begünstigten sehen. "Ich habe den Ball an den Pfosten gelenkt, von dort ist er mir an den Kopf geprallt und dann ins Tor", gibt Torhüter Funk später seine Sicht des zweiten Gegentores zu Protokoll. Mit dem 0:2 im Gepäck tritt die Eintracht die Heimreise nach Frankfurt an. "Ich habe sie gewarnt", wird Manager Udo Klug vom Boulevard zitiert, "doch auf mich haben sie nicht gehört." Hart geht Trainer Rausch nach dem Spiel mit seiner Mannschaft ins Gericht, der er unterstellt, "... brotlosen Larifarifußball gespielt ..." zu haben und der seine Abwehr als "Hühnerhaufen" bezeichnet. Optimismus verbreitet dagegen Kapitän Grabowski, der seine Hoffnungen mit der Raffinesse Hölzenbeins und der Schussstärke Nickels begründet, die im Rückspiel aller Wahrscheinlichkeit nach wieder zur Verfügung stehen. (fgo)
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