Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1979/1980 - 7. Spieltag

3:2 (1:1)

Termin: Sa 22.09.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 54.000
Schiedsrichter: Medardus Luca (Völklingen)
Tore: 0:1 Ivan Buljan (31.), 1:1 Bruno Pezzey (35.), 2:1 Harald Karger (69.), 2:2 Ivan Buljan (72.), 3:2 Harald Karger (77.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Rudolf Kargus
  • Manfred Kaltz
  • Ditmar Jakobs
  • Peter Nogly
  • Peter Hidien
  • Ivan Buljan
  • William Hartwig
  • Caspar Memering
  • Horst Hrubesch
  • Kevin Keegan
  • Willi Reimann

 

Wechsel Wechsel
  • Hans-Günther Plücken für Horst Hrubesch (88.)
Trainer Trainer



Karger besiegt den Meister

Fußballkrimi im Waldstadion! Mit einem ebenso schwer erkämpften wie verdienten 3:2-Sieg über den Hamburger SV behielt die Frankfurter Eintracht nicht nur ihren Platz in der Tabellenspitze der Bundesliga, sondern begeisterte auch die 55.000 Zuschauer im Waldstadion. Als Trainer Friedel Rausch nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Luca aufs Spielfeld stürmte, wußte er genau, wem er den Sieg zu verdanken hatte. Harald Karger, nach der Halbzeit für Stefan Lottermann gekommen, schoß das 2:1, und nach Buljans Ausgleich köpfte er das 3:2. Was kann ein Auswechselspieler besser machen? Überglücklich nahm Rausch Karger in die Arme. Vor der Pause hatten für den HSV Buljan und für die Eintracht Pezzey getroffen. „Das Spiel hat unheimlich Spaß gemacht. Ich fühle mich um zehn Jahre jünger", jubelte Jürgen Grabowski, der hervorragend Regie geführt hatte, nach dem Spiel. Besonders in der Kampfkraft und beim unbedingten Willen zum Sieg hatten die Frankfurter Vorteile gegenüber dem unterkühlt und zweckmäßig spielenden deutschen Meister. Bruno Pezzey beispielsweise hatte zwar einige Probleme mit Horst Hrubesch, setzte sich aber im entscheidenden Moment mit seinem unermüdlichen Kampfgeist durch. Kevin Keegan lief zwar viel, doch Karlheinz Körbel lief noch mehr Dies war der Schlüssel zum Frankfurter Erfolg, der für die Zukunft einiges erhoffen läßt. „Ich bin unheimlich glücklich, daß wir gewonnen haben. Ein Dank an meine Mannschaft", sagte Friedel Rausch nach dem Spiel.

Der HSV spielte Raumdeckung, bei der Eintracht waren die Rollen klar verteilt. Bruno Pezzey sollte den Kopfballriesen Horst Hrubesch stoppen, Karlheinz Körbel den Irrwisch Keegan an die Kette legen und Norbert Nachtweih und Bernd Hölzenbein gemeinsam Manfred Kaltz an seinen Flankenläufen hindern.

Daß die Eintracht zunächst nicht auf Touren kam, lag nicht an der Taktik, sondern am Angriff. So lag Stefan Lottermann mehr auf dem Boden, als er stand, und wurde bald zur Achillesferse seiner Mannschaft. Offensichtlich mit den falschen Stollen an den Schuhen konnte der Ex-Offenbacher keinen Zweikampf gewinnen, rutschte bei jeder Drehung aus. „Auf seiner Seite ist der Platz besonders weich, es liegt nicht an den Stollen", sagte Trainer Friedel Rausch zur Pause.

So konnte der HSV zunächst beruhigt aufspielen und den Ball lange in den eigenen Reihen halten. Es dauerte bis zur 15. Minute, ehe die Eintracht etwas Druck aufmachen konnte. Bruno Pezzey, der die Bewachung von Hrubesch nicht so genau nahm und dafür ständig den eigenen Angriff ankurbelte, prüfte Rudi Kargus mit einem Schuß aus eineinhalb Metern, der Hamburger Torwart reagierte phantastisch und lenkte noch zur Ecke. In den folgenden Minuten wurde Kargus regelrecht warmgeschossen. Grabowski aus zwanzig Metern, Nachtweih aus gleicher Distanz und Cha mit einem 12-Meter-Flachschuß prüften den Nationaltorwart. ohne die Lücke zu finden.

Die gab es in der 25. Minute auf der anderen Seite. Kevin Keegan zog links davon und flankte scharf nach innen. Funk verpaßte, Pezzey konnte gegen Hrubesch nicht weit genug klären, der Hamburger Torjäger paßte im Liegen zurück zum freistehenden Memering. der hart abzog. Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich Karlheinz Körbel auf der Linie und rettete.

Das Spiel wogte nun hin und her und brachte echten Spitzenfußball. Norbert Nachtweih startete einen Konter, setzte Bum Kun Cha ein. und der war von keinem mehr einzuholen. Aus spitzem Winkel traf der Koreaner nur die Fäuste von Kargus. Dann rächte sich die etwas lasche Deckungsart von Pezzey gegen Hrubesch. Einen Warnschuß gabe es in der 31. Minute: Flanke von Hidien, Reimann verpaßt, Pezzey ebenfalls, und Hrubesch konnte frei schießen. Um Zentimeter ging der Ball am Tor vorbei.

Vier Minuten später ging der HSV in Führung. Wieder flankte Keegan und Funk konnte Hrubeschs Kopfball mit toller Parade abwehren. Doch der Hamburger reagierte schneller als seine Gegner, zog sofort wieder nach innen, und Buljan hatte keine Mühe, aus drei Metern ins leere Tor zu köpfen. Die Eintracht steckte den Schlag eiskalt weg und hatte das Glück, fast postwendend auszugleichen. In der 35. Min. schlug Werner Lorant eine hohe Flanke in den HSV-Strafraum, und Bruno Pezzey stieg am höchsten und köpfte unhaltbar zum verdienten Ausgleich ein. Es war der gerechte Lohn für den unermüdlichen Einsatz des österreichischen Nationalspielers.

Das Spiel zeichnete sich neben guten Leistungen (Eintracht-Trainer Friedel Rausch: „Ein echtes Spitzenspiel." Und HSV-Manager Günter Netzer: „Eine sehr gute Partie. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.") durch eine wohltuende Atmosphäre auf dem Rasen aus. Es gab kaum ein Foul, wo sich nicht sofort freundschaftlich entschuldigt wurde. Ein weiteres Beispiel für die Fairneß: Als in der 18. Min. Reimann verletzt am Boden lag, schlug Rudi Kargus den Ball freiwillig ins Seitenaus, und Helmut Müller warf anschließend den Hamburgern den Ball wieder zu.

Was nach der Pause kam, wird in die Annalen des Frankfurter Waldstadions eingehen. Beide Teams zeigten ein Superspiel, das die 55.000 Zuschauer von den Sitzen riß. Der HSV mit seiner Abgeklärtheit, die Eintracht mit ihrer ungeheuren Begeisterung hielten sich die Waage. Daß sie schließlich zur Frankfurter Seite ausschlug, lag an einer Auswechslung in der 55. Spielminute. Für den restlos enttäuschenden Lottermann brachte Friedel Rausch Harald Karger — und der schlug ein wie eine Bombe. Zwanzig Minuten vor dem Ende startete Norbert Nachtweih einen Flankenlauf am linken Flügel. An viert Mann zog der Frankfurter vorbei und flankte flach nach innen. Nogly trat über den Ball und Harald Karger kullerte ihn über die Torlinie. Die Eintracht führte und das Publikum feierte seine Mannschaft wie seit Jahren nicht mehr.

Noch in den Jubel hinein setzte Buljan mit dem 2:2 den zweiten Hamburger Schlag, nur Sekunden, nachdem Hrubesch den am Boden liegenden Nachtweih getreten hatte, diese Tätlichkeit aber ungeahndet blieb. Karger aber ließ die Frankfurter nicht verkommen. Es war die Ko-Produktion der Auswechselspieler: Eine Maßflanke von Nickel verwertete Karger per Kopfball zur erneuten Führung.

Nun drängte der HSV, doch Hölzenbein hätte das Zittern kurz vor Schluß beenden können. Er scheiterte aber mit einem umstrittenen Foulelfmeter (Kaltz an Grabowski) an Kargus. Nach 90 Minuten war schließlich Frankfurts erster Heimsieg über den HSV nach drei Jahren perfekt.

 

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