Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1979/1980 - 2. Spieltag

1:3 (1:2)

Termin: Sa 18.08.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 0:1 Willi Neuberger (23.), 0:2 Norbert Nachtweih (31.), 1:2 Thomas Allofs (35.), 1:3 Norbert Nachtweih (85.)

 

 

>> Spielbericht <<

Fortuna Düsseldorf Eintracht Frankfurt

  • Jörg Daniel
  • Gerd Zewe
  • Egon Köhnen
  • Heiner Baltes
  • Josef Weikl
  • Hubert Schmitz
  • Rudolf Bommer
  • Rüdiger Wenzel
  • Wolfgang Seel
  • Klaus Allofs
  • Thomas Allofs

 


 

Wechsel
  • Ralf Dusend für Hubert Schmitz (46.)
Wechsel
Trainer
  • Hans-Dieter Tippenhauer
Trainer



Heimspielscharte gegen Dortmund ausgewetzt

Die Frankfurter Eintracht hat die Scharte gegen Borussia Dortmund wieder ausgewetzt — und zwar auf eindrucksvolle Weise. Mit einer großen kämpferischen Leistung, mit geradlinigem und konzentriertem Spiel besiegte sie Fortuna Düsseldorf vor 19.000 Zuschauern im Rheinstadion verdient mit 3:1 (2:1) Toren. Die neu formierte Eintracht bewährte sich. Das Experiment mit Norbert Nachtweih als linken Verteidiger war ein Volltreffer. Der blonde Sachse erfüllte nicht nur seine defensive Aufgabe gegen Thomas Allofs souverän, sondern war mit seinen Vorstößen gleichzeitig gefährlichster und erfolgreichster Stürmer. Er schoß zwei Tore. In diesem Spiel wurde aber wieder einmal — zur rechten Zeit — um allen Unfrieden zu beenden, überdeutlich, wie sehr das Spiel der Eintracht von dem Gespann Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein lebt. Grabowski bestach nicht nur mit seiner Spielkunst und großen Übersicht, sondern auch mit einem erstaunlichen Laufpensum. Bernd Hölzenbein machte mit seinen langen Pässen das Spiel aus dem Mittelfeld heraus schnell. Willi Neuberger, als umsichtiger Libero und Torschütze, war der Vierte im Bunde jener Spieler, die aus der geschlossenen Mannschaft herausragten. Die große Enttäuschung bei den Düsseldorfern war Klaus Allofs, der vor dem Spiel mit der „Torjägerkanone" als erfolgreichster Schütze der letzten Bundesligasaison von der Kicker-Redaktion geehrt wurde, aber gegen die Eintracht nur Platzpatronen geladen hatte.

Vor dem Spiel machte Schatzmeister Joachim Erbs den Ernst der Lage bei der Frankfurter Eintracht allen klar: „Wir müssen heute gewinnen. Denn wenn wir verlieren, kommen gegen den VfB Stuttgart 10.000 Zuschauer weniger, und das können wir uns bei unserer Finanzlage nicht leisten. Unsere Spieler werden bezahlt wie Vorstandsmitglieder, also müssen sie auch gleiches leisten."

In den ersten zwanzig Minuten freilich hatte man noch nicht den Eindruck, als würden alle die mahnenden Worte beherzigen. Da fiel vor allem auf, daß von den Jungen sich weder Lottermann noch Borchers in erbitterten Zweikämpfen behaupten konnten und Bruno Pezzey recht pomadig spielte. Wie rackerte dagegen etwa ein Bernd Hölzenbein, der sich der Sonderbewachung von Rüdiger Wenzel erfreute, oder wie warfen sich die beiden Außenverteidiger Müller und Nachtweih ihren Gegenspielern Seel und Thomas Allofs in die Parade.

In diesen ersten zwanzig Minuten mögen die Frankfurter Rüdiger Wenzel nachgetrauert haben, der mit zwei gefährlichen Vorstößen seine alten Kameraden erschreckte. In der fünften Minute traf er nur den Pfosten, in der 16. Minute scheiterte er mit einem Direktschuß nach einer Weikl-Flanke an Funk. Nach 20 Minuten aber spielte die Eintracht auf einmal schnell und druckvoll aus der eigenen Abwehr heraus, startete gefährliche Konter, schlug Hölzenbein lange Pässe auf Cha, der sich meist mit vier Gegenspielern herumschlug, dirigierte Jürgen Grabowski mit der Übersicht und als ständiger Anspiel- und Schaltstation das Eintracht-Spiel.

Das druckvollere Spiel gegen eine wacklige Düsseldorfer Abwehr wurde schnell mit zwei Toren belohnt, und alle beide waren reine Produktion der Abwehrspieler. 24. Minute: Helmut Müller schlug einen herrlichen Querpaß auf die linke Seite zu Willi Neuberger, er spielte sich noch an Weikl vorbei und überlistete Fortuna-Torwart Daniel, der aus seinem Tor stürmte, um die erwartete Flanke abzufangen. Doch mit einem Schuß aus spitzem Winkel übertölpelte Neuberger den Fortuna-Torwart. Das war schon kaltschnäuzig, wie das der Willi machte.

31. Minute: Nachtweih stürmte auf der linken Seite nach vorn, schlug einen herrlichen Querpaß auf die rechte Seite zu Müller, der spielte in den Strafraum, wo der weitergelaufene Nachtweih den Ball direkt ins Tor verlängerte. Es war ein Doppelpaß der beiden Außenverteidiger über 40-Meter-Distanzen.

Dazwischen hatten die Düsseldorfer freilich auch eine Menge Chancen, in diesem flotten Spiel mit offenem Schlagabtausch zu ihren Treffern zu kommen. Ein Tor von Klaus Allofs wurde nicht gegeben, da vorher bereits Abseits gepfiffen worden war. Einen Weitschuß aus vollem Lauf von Klaus Allofs wehrte Funk ebenso ab wie wenig später mit einer Reflexbewegung einen „Lupfer" von Thomas Allofs

Die Allofs-Brüder schlugen aber dennoch zu: Körbel kam nicht an einen hohen Ball von Bommer, Thomas Allofs stand hinter ihm und setzte sich gegen Pezzey und den herausstürmenden Funk durch. Anschlußtreffer für Düsseldorf in der 36. Minute, doch mit viel Geschick brachte die Eintracht ihren Vorsprung über die erste Halbzeit.

Düsseldorf wechselte zur zweiten Halbzeit aus. Für Schmitz, der gegen einen großartig aufgelegten Grabowski kaum einen Stich bekommen hatte, spielte nun Dusend. Der alte Haudegen Köhnen nahm sich nun des Eintracht-Regisseurs an, ohne indes erfolgreicher gegen ihn zu sein.

Schon früh richtete sich die Eintracht auf eine reine Abwehrschlacht ein, wobei Torwart Funk im Mittelpunkt stand, auf der Linie wie ein Weltmeister reagierte, sich draußen aber manchmal anstellte wie ein Anfänger. Da lenkte er zum Beispiel in der 58. Minute einen raffinierten Freistoß von Klaus Allofs mit den Fingerspitzen noch über die Latte, dann turnte er bei einem Angriff von Dusend fast an der Strafraumgrenze herum, so daß Willi Neuberger vor dem verlassenen Tor retten mußte. Aber Funk stand bei seinen Kamikaze-Aktionen stets das Glück zur Seite.

Die Eintracht verlegte und verstand sich aufs Konterspiel. Dank der Lauffreudigkeit, der Spielkunst, der Übersicht der beiden „Weltmeister" Hölzenbein und Grabowski. Hinzu kam, daß auch Ronald Borchers in der zweiten Halbzeit immer stärker wurde. Dagegen bauten vorne Lottermann (für ihn kam Karger Viertelstunde vor Schluß) und Cha zusehends ab. Ein rasanter Sprint, der erst an der Strafraumgrenze von Weikl in der 59. Minute gestoppt wurde, und ein Kopfball und ein Durchbruch von Lottermann, die beide indes nichts einbrachten, waren die Konterchancen der Frankfurter.

Fortuna stürmte, doch ohne Glück. In der 71. Minute mußten die Düsseldorfer den Ausgleich erzielen, als Bommer allein vor Funk auftauchte, der Eintracht-Torwart aber mit dem Fuß den Ball abwehren konnte. Die Eintracht hatte Glück, Fortuna hatte Pech (aber es war auch viel Unvermögen), daß eine Fülle klarer Torchancen nichts einbrachte. Bis dann Norbert Nachtweih mit einem weiteren Konter und einem herrlichen Solo wenige Minuten vor Schluß mit dem 3:1 das Spiel endgültig entschied.

 

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