Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 1979/1980 - 1. Spieltag

0:1 (0:1)

Termin: Sa 11.08.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: 0:1 Wolfgang Vöge (21.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 


  • Eike Immel
  • Norbert Dörmann
  • Amand Theis
  • Herbert Hein
  • Herbert Meyer
  • Werner Schneider
  • Paul Holz
  • Manfred Burgsmüller
  • Mirko Votava
  • Peter Geyer
  • Wolfgang Vöge

 

Wechsel Wechsel
  • Norbert Runge für Wolfgang Vöge (32.)
Trainer Trainer
  • Udo Lattek



Fehlstart

25.000 Zuschauer wollten im Waldstadion ihre neue Eintracht sehen — und wurden enttäuscht. Die Eintracht verlor nicht nur den Bundesliga-Auftakt gegen Borussia Dortmund mit 0:1 (0:1) durch ein Tor von Vöge in der 21. Minute, sie führte ihrem Publikum auch vor, daß sie — ganz im Gegensatz zu ihrem Bezwinger — für die neue Saison noch keine eingespielte Mannschaft besitzt. Während sie sich in den letzten Tagen zerstritten hatte und Friedel Rausch trotz wochenlangem Trainingslager bis zum Spieltag mit seiner Aufstellung Versteck spielte, hatte Udo Latteks Meisterhand bereits die in der letzten Saison recht desolate Borussia zu einer Mannschaft geformt, deren Disziplin und spielerisches Verständnis untereinander verblüffte. Bei der Eintracht fanden die neuen Cha, Lottermann und Karger noch keine rechte Bindung, waren Pezzey und Lorant noch nicht wieder in der Form der auslaufenden letzten Saison und konnte das Gespann Grabowski und Nickel nach dem Nervenkrieg der vergangenen Woche das Spiel auch nicht hochhalten.

Jürgen Grabowski spielte — und nach dem Kesseltreiben der letzten Tage mit den Äußerungen seines Trainers, der ihn offenbar schon aufs Altenteil abschieben wollte, lastete natürlich ein riesiger psychologischer Druck auf dem Kapitän. „Ich möchte wirklich nicht in seiner Haut stecken" sagte Bernd Hölzenbein, dessen Halsbeschwerden letztlich die Diskussionen über Grabowskis Einsatz beendet halten. Hölzenbein: „Für Jürgen ist dies eine fast unerträgliche Belastung, mit der er nach dieser Woche in dieses Spiel geht." Großer Jubel, als Grabowskis Name bei der Aufstellung genannt wurde, und mit einem Lächeln versuchte er die große nervliche Anspannung herunterzuspielen. Grabowski: „Ich versuche, so unbeschwert wie möglich zu spielen."

Das gelang ihm schon in der ersten Minute mit einem herrlichen Doppelpaß mit Cha. Als er in der 8. Min. mit einem Traumpaß Ronald Borchers gar den Weg zum möglichen 1:0 öffnete — Dortmunds Torwart Immel warf sich ihm jedoch in den Schuß — sangen sie in der Stehkurve „Jürgen-Jürgen". Der knorrige Meyer war zur Sonderbewachung Grabowskis abgestellt und oft mußte er hart einsteigen, um den Spielregisseur der Eintracht zu bremsen.

Eine Viertelstunde lang übertrug sich Grabowskis erstaunliche Frische auf die ganze Mannschaft, die mit Schwung, Tempo und Spielwitz stürmte. Aber das Dortmunder Spiel, zuletzt so konfus, zeigte bereits die Handschrift von Udo Lattek, was Taktik und Spielverständnis anbetraf. Die Dortmunder ließen die Frankfurter im Mittelfeld spielen, warteten auf Fehlpässe, hielten den Ball sicher in den eigenen Reihen, spielten ihn zurück und überrumpelten dann mit plötzlichen Steilpässen und schnellen Sprints die Eintracht.

Persönliches Pech für Jürgen Grabowski, daß von so einem Fehlpaß das Unheil des frühen Rückstandes seinen Anfang nahm. Bruno Pezzey konnte mit einem Foul an Schneider die Situation zwar noch bereinigen, doch der folgende Freistoß führte in der 21. Min. zur Borussenführung. Während die Eintracht noch an der Mauer arbeitete, schob Burgsmüller den Ball zur Seite zum völlig freien Vöge, der mit einem flachen 25-m-Schuß die Mauer und auch Torwart Funk, der weit vor seinem Tor stand und hier keine sehr glückliche Figur machte, überraschte.

Nun wurde es für die Eintracht, die sich zwar Chancen erspielte, aber zu oft vorbeizielte, noch schwerer. Helmut Müller hatte in der 25. Min. die größte Ausgleichschance, nachdem Immel eine Flanke verfehlt hatte. Bei Dortmund mußte Vöge in der 32. Min. gegen Runge ausgetauscht werden. Er war bereits in der zehnten Minute nach einem Zusammenprall mit Pezzey schwer zu Boden gegangen und fühlte sich danach offenbar nicht recht wohl. Mit seinem Tor hatte der blonde Flitzer ohnehin seine Schuldigkeit getan.

Die Dortmunder verlegten sich geschickt aufs Kontern und hatten noch drei große Chancen zum 2:0. In der 37. Min. konnte Funk nach einem Blitzangriff der Dortmunder einen Schuß von Burgsmüller gerade noch am Pfosten vorbeilenken. Bei einem abgefälschten Schuß von Meyer aber wäre der Eintracht-Torwart machtlos gewesen. Glück für ihn und die Eintracht, daß der Ball knapp am Tor vorbeitrudelte. Und in der 45. Min. zeigte Funk seine bis dahin beste Tat, als er einen gefährlichen Schuß von Schneider um den Pfosten drehte.

Zur Pause wechselte Friedel Rausch aus, brachte Neuling Karger für den Neuling Lottermann, der die vielen Vorschußlorberen der letzten Woche doch nicht hatte erfüllen können. Die Eintracht griff jetzt mit drei Spitzen an. Grabowski, von Borchers freigespielt, hatte in der 46. Min. die Möglichkeit zum 1:1, konnte aber aus spitzem Winkel Immel nicht überlisten. Die Eintracht rannte an, oft „blind". Cha, von dem man sich Wunderdinge erwartet hatte, trat mit manch spektakulärer Einzelaktion nunmehr in Erscheinung, ohne daß etwas heraussprang.

In der 66. Minute wechselte Rausch abermals aus. Nachtweih kam für Nickel, von dem kein Druck mehr kam. Erstaunlich war, wie die Dortmunder aus ihrer glänzend gestaffelten Abwehr mit dem jungen Dörmann als umsichtigem Libero heraus die Eintracht manchmal ausspielten und überrannten. In der 73. Minute mußte es 2:0 stehen, als der junge Runge nach einem Fehler von Körbel Neuberger versetzte, dann aber an Funk scheiterte.

Die Eintracht kämpfte, und in der 76. Min. brauchte Borchers nach einer Musterkombination von Grabowski und Cha nur noch den Fuß hinzuhalten, aber er traf den Ball nicht. Unmutspfiffe für Borchers. Die Eintracht stürmte, doch die größeren Chancen hatten die Dortmunder mit ihren Kontern. Runde und Schneider tauchten in den letzten Minuten allein vor Funk auf und hatten das 2:0 auf dem Fuß.

Stimme zum Spiel

Friedel Rausch: „Wir hatten uns viel vorgenommen und sind auch gut gestartet in den ersten 15 Minuten, und da mußte einfach ein Tor fallen, doch bei uns fehlt eben der Toremacher. Und danach haben wir jeglichen Rhythmus verloren. Cha war der einzige Mann, der Gefährlichkeit ausstrahlte. Aus dem Mittelfeld heraus wurde zu langsam gespielt, und deswegen habe ich auch Lottermann aus dem Spiel genommen. Bei ihm hat man gesehen, daß Trainings- und Vorbereitungsspiele gegenüber Bundesligaspielen doch zwei Paar Schuhe sind. Das Tor kreide ich der ganzen Mannschaft an, weil sie bei dem Freistoß nicht konzentriert war. Auch Torwart Funk war nicht bei der Sache. Für mich ist diese Niederlage natürlich ein schwerer Schlag, und die beiden Punkte, die wir hier verloren haben, müssen wir nun eben in Düsseldorf holen."

 

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