Eintracht Frankfurt - Fortuna Düsseldorf

Bundesliga 1978/1979 - 31. Spieltag

3:2 (1:1)

Termin: Sa 12.05.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 0:1 Thomas Allofs (15.), 1:1 Werner Lorant (40., Foulelfmeter), 1:2 Thomas Allofs (58.), 2:2 Rüdiger Wenzel (60.), 3:2 Fred Schaub (90.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Fortuna Düsseldorf

 


  • Jörg Daniel
  • Gerd Zimmermann
  • Heiner Baltes
  • Egon Köhnen
  • Dieter Brei
  • Gerd Zewe
  • Hubert Schmitz
  • Rudolf Bommer
  • Thomas Allofs
  • Wolfgang Seel
  • Klaus Allofs

 

Wechsel Wechsel
  • Fleming Lund für Hubert Schmitz (53.)
  • Josef Weikl für Rudolf Bommer (85.)
Trainer Trainer
  • Hans-Dieter Tippenhauer


Happy-End mit Schaub

In der 90. Minute schoß der Jugendnationalspieler das 3:2 gegen Düsseldorf / Pezzey ganz groß

Happy-End im Frankfurter Waldstadion. 90 Minuten hatte die Eintracht gegen Fortuna Düsseldorf gekämpft wie nie zuvor. 90 Minuten hatte sie in regelmäßigen Abständen immer wieder große Chancen herausgespielt und vergeben — und doch stand es nur 2:2. Doch alles Pech während der Partie wurde in den Schlußsekunden aufgewogen, als ausgerechnet Jugend-Nationalspieler Fred Schaub das hochverdiente 3:2 erzielte. Schaub und die Eintracht wurden gefeiert, als seien sie eben deutscher Meister geworden. Das Publikum auf den Tribünen honorierte damit die famose Leistung des flinken Stürmers im speziellen und die tolle kämpferische Moral der Mannschaft im allgemeinen. Schaubs Tor kann der Eintracht viel Geld einbringen, die Teilnahme am UEFA-Pokal ist nun greifbar nahe. Garanten für den Sieg waren in erster Linie Bruno Pezzey, der eine souveräne Abwehrpartie lieferte, und Torwart Nr. 3 Jürgen Friedl, der für den verletzten Koitka ins Spiel gekommen war und ohne Fehl und Tadel hielt. Bei Düsseldorf überragte Thomas Allofs, der auch beide Tore zum 0:1 und 1:2 schoß. Für die Eintracht glichen jeweils Werner Lorant mit Elfmeter und Rüdiger Wenzel mit Kopfball aus.

Feuerwerk der Frankfurter Eintracht, Szenenbeifall für Ruedi Elsener und Fred Schaub, tolle Chancen für die Gastgeber — aber das erste Tor schoß Fortuna Düsseldorf. Der Europacup-Finalist, der in der Anfangs Viertelstunde nur durch überflüssige Rückgaben aus allen möglichen Lagen aufgefallen war, ging in der 14. Minute in Führung. Bommer schlug einen langen Paß, Thomas Allofs spurtete nach dem Ball und Jupp Koitka kam ihm entgegen. Mit langem Bein war Allofs etwas eher am Ball und hob über den Frankfurter Torwart hinweg.

Zu allem Unglück verletzte sich Koitka in dieser Szene so schwer — Allofs hatte ihn am Knie getroffen, daß er ausgewechselt werden mußte. Koitka erlitt dabei eine schwere Prellung an der rechten Kniescheibe. Er wurde zum Röntgen ins Krankenhaus gefahren. Für Koitka kam Friedl, denn auch Jürgen Pahl, die normale Nummer 2, steht ja auf der Frankfurter Verletztenliste.

Zu spüren war von der Verletzungsmisere allerdings nichts; das letzte Eintracht-Aufgebot lieferte das beste Spiel seit Wochen. Friedel Rauschs Mut, mit drei Angreifern zu spielen, bewährte sich, vor allem ein Verdienst von Ruedi Elsener, der schon nach 15 Minuten Szenenbeifall erhielt. Der Schweizer Sprinter versetzte Baltes wie er wollte, hatte aber unglaubliches Pech beim Abschluß. Dreimal rettete Daniel in höchster Not, in der 5., 9. und 10. Minuten gegen Elseners Schüsse.

Nach dem Intermezzo mit Düsseldorfs Tor kam dann die Zeit des Jugend-Nationalspielers Fred Schaub. Erfrischend unkompliziert kämpfte, rackerte und vor allem schoß der kaum 18jährige, Daß ihm bei den besten Möglichkeiten die Nerven fehlten, verzieh ihm sogar das verwöhnte Frankfurter Publikum. Die allergrößte Chance vergab Schaub in der 28. Minute. Wolfgang Kraus hatte ihm den Ball zugeköpft, Schaub schoß direkt. Daniel wehrte ab, der Ball tanzte einen Meter vor der Linie und Schaub brauchte ihn nur noch ins leere Tor zu schieben. Doch mit der linken Fußspitze zirkelte er den Ball an den Pfosten.

Das Vergeben von Torchancen gegen eine in der Abwehr erschreckend schwache Fortuna ging bis zur Pause weiter. Eine Minute vor dem Wechsel flankte Bruno Pezzey genau auf Norbert Nachtweihs Fuß, doch aus vier Metern schoß der blonde Mittelfeldspieler drei Meter über das Tor. Da war's schon Glück, daß Werner Lorant sechs Minuten vor der Pause wenigstens den Ausgleich erzielen konnte. Nachtweih war in den Strafraum eingedrungen und Bommer hatte ihn völlig unnötig gefoult. Klare Entscheidung: Elfmeter. Lorant schob ins Eck, während Trainer Rausch sich nicht traute, hinzusehen.

Mit verdientem Beifall für die Eintracht und bösen Pfiffen gegen die Fortuna, die einige Male mit bösen Fouls unangenehm aufgefallen war (Seel und Schmitz erhielten die gelbe Karte), drückte das Publikum zur Pause seine Eindrücke aus. Die letzten Zehntausend Getreuen hatten ein gutes Gespür dafür, daß ihre Mannschaft diesmal mit tollem Kampfgeist ans Werk ging und vor der Pause nur mit viel Pech ein besseres Resultat verpaßt hatte. Bernd Hölzenbein auf der Tribüne lobte seine Mannschaftskameraden: „Die Mannschaft spielt heute sehr stark. Und die Fortuna scheint doch nicht richtig bei der Sache zu sein."

In der zweiten Halbzeit überraschten die Düsseldorfer mit plötzlicher Offensive. Zwei Minuten waren gespielt, als Bommer genau auf den Kopf von Seel flankte. Um Zentimeter strich Seels Kopfball vorbei. Kaum 60 Sekunden später traf der Ex-Offenbacher Bommer aus 25 Metern nur die Latte. Der vorher ausgezeichnet reagierende Friedl hätte bei diesem Ball keine Chance gehabt. In der 53. Minute war es erneut der allgegenwärtige Thomas Allofs, der Angst und Schrecken verbreitete. Erst mußte Friedel einen Kopfball abwehren, dann schoß Allofs knapp vorbei. Fünf Minuten danach in der 58. Minute war es dann soweit. Der enttäuschend schwache Nationalspieler Klaus Allofs flankte flach nach innen, und sein Bruder hatte keine Mühe, ins Tor zu schieben. Helmut Müller war einmal mehr zu spät gekommen.

Doch noch einmal raffte sich die Eintracht auf. Nur zwei Minuten nach dem Rückstand führte der schönste Angriff zum verdienten Ausgleich. Schaub — Kraus — Schaub hieß die Stafette. Die hohe Flanke köpfte Rüdiger Wenzel genau in den Torwinkel. In den nächsten Minuten hatten die Frankfurter die Möglichkeiten, die Partie zu entscheiden. Ruedi Elsener überrannte erneut die Fortuna-Deckung, scheiterte aber wieder an Daniel. Den Abpraller wollte Fred Schaub völlig freistehend über die Linie drücken, traf den Ball aber nicht und vergab auch diese Chance.

In der 73. Minute waren es wieder die ebenso gefährlichen wie erfolglosen Schaub und Elsener, die das Tor nicht trafen. Daniel konnte zur Ecke abwehren. Beide Mannschaften mußten nun dem hohen Tempo Tribut zollen. Die Spieler waren müde, nur noch Einzelaktionen brachten Tempo. Die besseren Möglichkeiten hatten die Düsseldorfer, die vor der Pause offensichtlich nicht so viel Kraft verbraucht hatten wie die Eintracht. Großer Rückhalt der Frankfurter-Deckung war in dieser Phase Bruno Pezzey, der überall löschte, wo es brannte. Und hinter ihm stand mit Jürgen Friedl ein Torwart der bombensicher hielt und vom Publikum um jubelt wurde.

Held der Partie wurde dann jedoch ein anderer. Fred Schaub, der 18jährige Linksaußen, der Irrwisch, der vorher so gut und unglücklich gespielt hatte, traf ausgerechnet in der 90. Minute. Ein Abpraller kam ihm vor die Füße, und diesmal hatte er die Nerven, Daniel zu überwinden.

Trainer Friedel Rausch hielt es nun nicht mehr auf der Bank. Er rannte aufs Spielfeld und umarmte seine Spieler. Die Strafe folgte auf dem Fuß. Schiedsrichter Redelfs hatte Sekunden vor dem Abpfiff nichts Besseres und Unnötigeres zu tun, als Rausch in die Kabinen zu schicken. Doch der Eintracht-Coach trug's mit Fassung. Unter dem Jubel des Publikums ging er, und gleich danach seine Spieler, die bravourös gekämpft hatten, in die Kabinen.

 

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