2. Frankfurter Hallenturnier

Saison 1978/1979

 

27. bis 29.12.1978

 

27.12.1978 Eintracht Frankfurt Dukla Prag
4:12 (3:4)
  FSV Frankfurt Grasshoppers Zürich
4:5 (3:1)
     
28.12.1978 Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt
5:1 (1:1)
  Grasshoppers Zürich Dukla Prag
2:1 (0:1)
     
29.12.1978 Dukla Prag Grasshoppers Zürich
5;2 (2:1)
  Eintracht Frankfurt Grasshoppers Zürich
9:3 (2:2)
     
   
Tore
Punkte
1. 
Dukla Prag
18:9
4:2
2. 
Eintracht Frankfurt
18:16
4:2
3. 
Grasshoppers Zürich
10:14
4:2
4. 
FSV Frankfurt
8:15
0:6

 

 

Eintracht Frankfurt - Dukla Prag 4 :12 (3:4)

Die Eintracht spielte ohne die noch leicht angeschlagenen Hölzenbein, Pezzey und Körbel, und sie spielte ohne längere Trainingspraxis. Dies, so wie die Tatsache, daß ihr Engagement für dieses Turnier offenbar nicht riesig groß war, hatte zur Folge, daß die engagiert und in jeder Phase kämpferisch und läuferisch stärkeren Tschechoslowaken ihr haushoch überlegen waren. Es war schon eine Augenweide, wie die Prager Nationalspieler, die zuletzt auch den VfB Stuttgart im Husarenritt noch aus dem UEFA-Pokalwettbewerb warfen, über den Kunstrasen flitzten, kombinierten und schossen. Auch Pahl, der schon bald für den enttäuschend schwachen Koitka ins Spiel kam, konnte die Torflut nicht stoppen.

Tore: 0:1 Pelc (3.), 1:1 Neuberger (4.), 1:2 Neuberger ( (5., Eigentor), 1:3 Stambacher (7.) , 2:3 Müller (10.), 2:4 Rott (15.), 3:4 Grabowski (19.), 3:5 Berger(22.) ,3:6 Rott (25.) , 3:7 Stammbacher (26.), 3:8, Stammbacher (27.), 3:9 Samek (28.), 3:10 Berger (31.), 3:11 Bilsky (34.), 3:12 Wizek (39.) 4:12 Lorant (40.)

Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt 5:1 (1:1)

Die Eintracht hatte vor dem Derby gegen den FSV Hallenfußball wenigstens einmal theoretisch durchgekaut: taktische Erfordernisse, Auswechselsystem — Auswirkungen der Lehrstunde durch Dukla Prag. Manager Udo Klug meinte dazu: „Nach diesem Debakel kann man ja nicht einfach zur Tagesordnung übergehen." In der Praxis allerdings wurde der Lernprozeß noch nicht so sichtbar, wie die Eintracht-Fans unter den 3400 Zuschauern erhofften. Der FSV mit Rübenach und Volz als seinen großen Stützen ging in Führung, ehe kurz später das erste Eintracht-Tor von Müller zu bejubeln war. Zur Pause also nur ein 1:1. Müller schaffte kurz nach dem Wechsel auch das 2:1 und Trapp das 3:1, als der FSV zum zweiten Mal durch eine Zeitstrafe nur mit vier Mann spielen mußte. Zu den wichtigen Leuten beim Eintracht-Sieg gehörte aber auch Torwart Jürgen Pahl. Trapp und Elsener schraubten ihn schließlich noch auf eine ansehnliche Höhe.

Tore: 0:1 Rübenach (7.), 1:1 Müller (8.), 2:1 Müller (21.), 3:1 Trapp (26.), 4:1 Trapp (35.), 5:1Elsener (37.)

Eintracht Frankfurt - Grasshoppers Zürich 9:3 (2:2)

Im letzten Spiel der drei Tage hätte die Eintracht schon mit 13 Toren Differenz gewinnen müssen, um noch Turniersieger zu werden. Den Grasshoppers aus Zürich dagegen genügte ein Remis. Und lange sah es auch so aus, als sollten die Schweizer mit Routine und Eiseskälte dieses Remis behaupten. Aber in den letzten zehn Minuten kam plötzlich der Rausch über die Eintracht; und als Grasshoppers zur Offensive gezwungen wurde, da knallten Wolfgang Kraus, Müller, Lorant, Nachtweih und Grabowski die Tore in Serie ins Netz der Gäste aus der Schweiz. Ein stolzes 9:3 kam heraus, aber es war zu spät, um das Turnier zu gewinnen.

Tore: 1:0 Kraus (6.), 1:1 Ponte (9.), 2:1 Nachtweih (10.), 2:2 Egli (15.), 3:2 Neuberger (28.), 4:2 Kraus (30.), 5:2 Müller (32.), 6:2 Lorant (34.), 7:2 Nachtweih (35.), 8:2 Grabowski (36.), 8:3 Reier (37.), 9:3 Kraus (39.)

Nachbetrachtung zu drei Turniertagen in der Frankfurter Festhalle

Am dritten und letzten Tag durfte man die Überzeugung gewinnen, daß dem zweiten Frankfurter Hallen-Fußball-Turnier in der Festhalle durchaus im nächsten Winter ein drittes folgen könnte. Bis zu jenem Abend voller Stimmung und Spannung war das längst nicht so sicher. Am Finalabend waren auch 5300 zahlende Zuschauer gekommen gegenüber 4300 am ersten und nur 3400 am zweiten Abend.

Dennoch ist den Organisatoren dringend eine Umgestaltung anzuraten. Der unterhaltende Teil geriet zu lange. Etliche Kunstpausen waren nicht nötig, es sei denn, man wollte den Theken und Würstchenständen etwas Gutes tun. Auf Knirpsenfußball, die Tricks der Altstars beim Nostalgie-Fußball, auf ein Damenspiel sollte man auch künftig nicht verzichten. Anderes aus dem diesjährigen Rahmenprogramm kann man sich sparen und den Zuschauern ersparen.

Der kuriose Turnierverlauf machte einmal überdeutlich, wie unberechenbar Fußball und seine Akteure sind. Wie gefährlich es ist, aus einem Eindruck Schlüsse zu ziehen, die den Anspruch erheben, langfristig gültig zu sein. Auch ohne ihre Besetzung zu ändern, können Fußballmannschaften innerhalb ganz kurzer Frist ihr Gesicht völlig verändern.

Die Eintracht am Mittwoch, das war eine desolate, unlustige, für die besonderen Erfordernisse des Hallenspiels scheinbar völlig unbegabte Truppe. Es war blamabel und für die Resonanz für dieses Hallenturnier tödlich zugleich, wie sie von Dukla Prag abgekanzelt wurde. 12:4 hieß es am Ende. Keinen Pfifferling gaben die Fans für sie. Die Eintracht am Donnerstag, das war eine konzentrierte, disziplinierte, lernbegierige Truppe, die ganz zielstrebig und beharrlich den FSV auf die Verliererstraße drängte. 5:1 gewann sie. Die Eintracht am Freitag, das war plötzlich eine spielbesessene, begeisterungsfähige, engagierte Truppe, über die der Spielrausch kam. In den letzten zehn Minuten spielte sie so wirbelnd die Grasshoppers aus Zürich aus, wie sie selbst am ersten Tag von Dukla ausgespielt worden waren. 9:3-Sieg und Jubel ohne Grenzen. Jetzt wagte es niemand mehr, den Grabowski, Kraus, Nachtweih, Müller, Trapp, Neuberger, Lorant, Elsener die Fähigkeiten fürs Hallenspiel abzusprechen. Nur Borchers und Wenzel wirkten etwas hölzern und verloren.

Den umgekehrten Weg ging Dukla Prag mit seinen Superstars wie Stambacher, Rott, Bilsky und Pelc. Am Mittwoch wirbelten sie die Eintracht nieder, am Donnerstag rannten sie sich bei Grasshoppers die Hörner ein (1:2), am Freitag wirkten sie gegen den FSV verunsichert und fast ratlos. Erst in den letzten drei Minuten schafften sie den 5:3-Sieg, mit dem sie sich auch den Turniersieg sicherten. Uber ihn entschied das Torverhältnis, und dabei zehrte Dukla vom 12:4-Sieg gegen die Eintracht.

Die Grasshoppers wiederum hatten einen ganz schleppenden Start. Erst im Endspurt schlugen sie nach 1:4-Rückstand den FSV mit 5:4. Dann aber zeigten sie eine Meisterleistung gegen Dukla Prag. Die einzige Mannschaft, die sich drei Tage lang selbst treu blieb, war der FSV. Immer kampfbereit, immer verbissen, immer mit dem Rückhalt des großartigen Torwarts Volz, der wohl der beste Torwart des Turniers war. Aber den FSV verließen in der Endphase regelrecht die Kräfte, und das war leicht erklärbar. Er hatte nur sieben Spieler dabei, die anderen Mannschaften zehn bis zwölf. Erholungspausen für FSV-Spieler waren kurz bemessen, besonders für Rübenach, der fast voll durchspielen mußte.

Warum beim FSV allerdings sowohl Trainer Bewersdorf als auch die meisten Spieler (Killmaier, Koch, Höfling, Höfer, Bajlitz, Pfaff, Ruck, der verletzte Klein) das Hallenturnier ignorierten, ist wohl eine vereinsinterne Behandlung wert. Auch die Tatsache, daß Drefahl, nachdem er sich am zweiten Tag geärgert und gestritten hatte, am dritten nicht mehr kam. Die wackeren Volz, Rübenach, Engel, Posniak, Weninger, Hofmann und Schneider waren jedenfalls total überfordert.

Ein Vergnügen war es, den Altstars zuzuschauen, bei denen eine Eintracht-Mannschaft mit Kreß (zwei Tore), Solz (1), Stinka (1), Sztani (1), Trimhold und Torwart Feghelm gegen eine Minolta-Auswahl mit Laumen (2), Zimmermann (1), Wulf (1), Hönig, Rothenbach und Torwart Schauber mit 5:4 gewann, und nicht minder vergnüglich war es auch, dem Finale des von 16 Mannschaften besetzten Turniers der D-Jugend beizuwohnen, wo der am Dornbusch beheimatete BSC Schwarzweiß 1919 dank der Schußkraft und Zielsicherheit eines pfiffigen Buben (Nummer 7) gegen den SV Bonames mit 3:0 gewann. Die Eintracht-Jugend, die im Halbfinale gegen Bonames nach Elfmeterschießen gescheitert war, wurde durch ein 2:0 gegen den FC Hanau 93 Dritter. Bonames hatte in der Vorrunde dank des besseren Torverhältnisses auch den Nachwuchs der Offenbacher Kickers ausgeschaltet.





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