Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1978/1979 - 14. Spieltag

4:2 (1:2)

Termin: Sa 18.11.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Josef Hontheim (Trier)
Tore: 1:0 Wolfgang Seel (20.), 1:1 Wolfgang Kraus (28.), 1:2 Rüdiger Wenzel (36.), 2:2 Rudolf Bommer (69.), 3:2 Klaus Allofs (74.), 4:2 Gerd Zimmermann (84., Foulelfmeter)

 

 

>> Spielbericht <<

Fortuna Düsseldorf Eintracht Frankfurt

  • Wilfried Woyke
  • Gerd Zimmermann
  • Heiner Baltes
  • Reinhold Fanz
  • Josef Weikl
  • Dieter Brei
  • Gerd Zewe
  • Hubert Schmitz
  • Rudolf Bommer
  • Klaus Allofs
  • Wolfgang See

 


 

Wechsel
  • Fleming Lund für Reinhold Fanz (57.)
  • Thomas Allofs für Klaus Allofs (86.)
Wechsel
Trainer
  • Hans-Dieter Tippenhauer
Trainer





Ein verrücktes Spiel

Eintracht Frankfurt dominierte in der ersten Halbzeit eindeutig, hatte mehr vom Spiel, spielte mit der Fortuna teilweise „Katz und Maus" und mußte eigentlich schon mit 4:1 führen. Als dann nur ein 2:1 zur Pause heraussprang und die Fortuna-Spieler nach dem Wechsel enger deckten, läuferisch und kämpferisch mehr brachten, im Tempo einige Gänge mehr einlegten, da kamen die spielerisch so starken Frankfurter arg ins Wanken.

Zum Schluß hätte es sogar noch 6:2 für Düsseldorf heißen können. Entscheidend, daß die Frankfurter nach dem 2:1 in der Abwehr und im Mittelfeld zu sorglos spielten. Anstatt aus einer gesicherten Deckung heraus zu kontern, wie es die Mannschaft vor der Pause meisterhaft gemacht hatte, stürmte jetzt alles nach vorne und eröffnete den Düsseldorfern selbst gute Chancen durch Konterangriffe.

Ganz schwach Libero Pezzey, der seine Abwehr überhaupt nicht mehr ordnete, Körbel, Müller und Neuberger. Neuberger hatte vor dem Wechsel kaum Schwierigkeiten mit Seel, kam dann allerdings ebenfalls „unter die Räder". Fortuna sah lange Zeit ausgesprochen dumm aus. Aus der Abwehr heraus wurde viel zu sehr in die Breite gespielt, zudem konnte mit Zeitlupenfußball die Frankfurter Deckung nur selten in Schwierigkeiten gebracht werden. Es blieb jedoch bei den Treffern von Kraus (Kopfball) und Wenzel (schöner Alleingang) — eine zu magere Ausbeute für eine solche Überlegenheit. Entscheidend auch die Einwechselung von Lund, der dem Düsseldorfer Sturm entscheidende Impulse gab. Stark zudem Brei, Zewe, Bommer und nach der Pause Klaus Allofs.

„In den Hintern treten"

Eintracht-Manager Klug stinksauer - Pezzey und Müller die Sündenböcke für die Niederlage

In Stuttgart 1:0 geführt und 1:3 verloren, in Kaiserslautern 1:0 geführt und 1:2 verloren, in Düsseldorf 60 Minuten klasse gespielt, 2:1 geführt und 2:4 verloren. Wenn der Gegner die Ärmel hochkrempelt, rutscht der Frankfurter Eintracht das Herz in die Hose. Die Abwehr der Frankfurter ist nicht in der Lage, auswärts einen Vorsprung gegen den wild anrennenden Gegner über die Zeit zu retten. Als Abwehrorganisator für derlei Fälle wurde vor der Saison Bruno Pezzey engagiert, doch gerade der Österreicher versagte in Düsseldorf in den entscheidenden Momenten. Die Konsequenzen, die Manager Udo Klug ziehen will: „Im Training Fehler korrigieren, einige Einzelgespräche führen, viele Tritte in den Hintern verteilen und personelle Alternativen schaffen."

Saison 1978/1979
Wolfgang Seel und Werner Lorant
Die Schuld für die Niederlage gegen die Fortuna trägt zweifellos die Abwehr. Problem Nummer eins: Libero Bruno Pezzey. Bei den ersten drei Toren stand der Österreicher jedesmal falsch, war vor seiner Abwehr postiert und nicht, wie es sich für einen Libero gehört, dahinter. Klug: „Er muß das einsehen. Auswärts ist es das wichtigste, daß er als letzter Mann die Feuerwehr spielt und nicht im Mittelfeld rumturnt." Pezzey selbst hatte für seine Leistung keine Erklärung: „Ich weiß auch nicht, was los war, aber auf einmal hat überhaupt nichts mehr gestimmt.

Die plötzlich aufkommende Nervosität bei eigener Führung und bei bis dahin „perfektem Konterspiel" (so Klug) lastet der Manager aber dem Außenverteidiger Helmut Müller an. „Mit ihm werde ich in dieser Woche einige Takte reden müssen", schimpfte Klug, „eine Halbzeit spielt er gut, dann ist alles wie weggeblasen. Das ist doch verrückt." Noch zur Pause hatte Klug seinen Außenverteidiger gelobt („So machst du es richtig"), dann folgte Fehlpaß auf Fehlpaß. Klug: „Er wollte mir wohl zeigen, welch guter Fußballer er ist, und hat damit die ganze Mannschaft durcheinandergebracht."

Müller wird nach seinem Blackout im Rheinstadion seinen Platz ihm Team gegen den HSV verlieren, an Reichel, Trapp oder Nachtweih — drei Namen, die Udo Klug als Alternativen nennt „Wir werden das Freundschaftsspiel am Dienstag in Münster nutzen und einen neuen Mann einspielen. So geht es nicht weiter", kündigte Klug an. An einen Neueinkauf wird nicht gedacht. „Da reaktivieren wir lieber Peter Reichel oder lassen Werner Lorant verteidigen", verriet Klug seine Gedanken.

Doch Müller und Pezzey waren nicht allein schuld an der Niederlage, auch Neuberger, Körbel und Lorant packten nicht energisch genug zu. „Zigmal habe ich in der Spielersitzung gepredigt, sie sollen sich nicht immer auf den anderen verlassen und lieber selbst draufhalten", schüttelt Klug den Kopf, „doch sie hören einfach nicht. Neuberger beim 1:0, Körbel und Lorant beim 3:2 konnten Düsseldorfs Torschützen nicht am Schuß hindern. Des Trainers Schlußfolgerung: „Alle Abwehrspieler denken zu viel an die Offensive. Sie müssen wieder lernen, erst einmal zu verteidigen."

Bestes Beispiel dafür: nach Düsseldorfs 2:2 in der 69. Minute spielte die Eintracht nicht auf Unentschieden (Klug: „Das war unser Ziel"), sondern wollte den Sieg und stürmte damit in die Niederlage. Klug: „Drei Kontertore des Gegners auf dessen Platz. Das ist doch unmöglich." Zusammen mit dem 1. FC Nürnberg hat die Eintracht die wenigsten Unentschieden (1) aller Bundesligisten zu verzeichnen.

Das Spiel mit drei Sturmspitzen will Klug beibehalten. „Damit hatte die Niederlage nichts zu tun", ist er überzeugt, „die Stürmer haben ihre Aufgabe erfüllt." An Borchers, Wenzel und Elsener lag es in Düsseldorf wirklich nicht., das neue Angriffstrio harmoniert prächtig. Borchers pendelt zwischen Mittelfeld und Angriff hin und her, Wenzel rackerte in der Spitze und schaffte jenen Platz, den Elsener zu sehenswerten Spurts ausnutzte.

Klugs taktischer Plan ging so lange auf, solange sich die Mannschaft daran hielt. Doch von einer auf die andere Minute wurde alles vergessen. Klugs hartes Urteil: „Das war schlicht und einfach Disziplinlosigkeit. Mitten im Spiel fällt denen plötzlich was Neues ein. So was bringt mich auf die Palme."

Bis zum Schlagerspiel gegen den HSV am Samstag will Klug die Mängel abstellen, denn nun steht die Eintracht unter absolutem Erfolgszwang. „Wir müssen gewinnen, daran führt kein Weg vorbei", fordert Klug, der noch eine Chance für die Spitze sieht. „Wir müssen noch fünf Punkte in der Vorrunde holen, dann sind wir wieder dabei. Noch gibt es keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen."

Das Freundschaftsspiel bei Preußen Münster am Dienstag, von den Spielern sehr skeptisch beurteilt, kommt dem Trainer-Manager gerade recht. Klug: „Da können wir neue Dinge probieren und alte Schwächen ausmerzen. Wenn die Spieler meckern, muß ich sie daran erinnern, daß sie schließlich Vollprofis sind.

Stimmen zum Spiel

Udo Klug (Eintracht Frankfurt): „Ich muß meiner Mannschaft jetzt heftigste Vorwürfe machen. Sie hat eine Stunde lang diszipliniert gespielt, dann fällt ihr mitten im Spiel ein, was Neues anzufangen. Das ist eine Unmöglichkeit. Wir hatten Düsseldorf einwandfrei im Griff, dann geht die Abwehr plötzlich mit vor und meint, das Spiel machen zu müssen, was sie nicht kann. Wir verlieren bei einer 2:1-Führung durch drei Kontertore des Gegners auf dessen Platz, das ist unmöglich. Der Einbruch war für mich keine Frage der Kondition, sondern allein der Disziplin."

Dieter Tippenhauer (Fortuna Düsseldorf): „Wir haben heute noch ein Spiel aus dem Feuer gerissen, das schon verloren schien. Eintracht Frankfurt war bis zur 60. Minute Punktsieger. Ich habe meiner Mannschaft in der Halbzeit klar Order gegeben, daß nicht mit spielerischen Mitteln, sondern nur durch Kampfgeist und Zweikampfstärke noch gewonnen werden kann. Die Eintracht ist anfällig, wenn sie Widerstandskraft entgegensetzen muß."

 

 

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