Eintracht Frankfurt - Arminia Bielefeld

Bundesliga 1978/1979 - 3. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 26.08.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Medardus Luca (Völklingen)
Tore: 1:0 Willi Neuberger (48.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Arminia Bielefeld

 


  • Uli Stein
  • Frank Pagelsdorf
  • Hans-Werner Moors
  • Wolfgang Pohl
  • Eduard Angele
  • Helmut Schröder
  • Norbert Eilenfeldt
  • Christian Sackewitz
  • Roland Weidle
  • Hans-Gerd Schildt
  • Lorenz-Günther Köstner

 

Wechsel Wechsel
  • Harry Ellbracht für Frank Pagelsdorf (58.)
  • Roland Peitsch für Hans-Gerd Schildt (78.)
Trainer Trainer
  • Milovan Beljin

 

 

Alle stürmten, doch nur Neuberger fand das Tor

Eintracht überlegen, nur 1:0 gegen Arminia Bielefeld - Unglücksrabe Elsener

Nur 1:0 gewonnen gegen einen Neuling, das sieht mager aus. Doch die Überlegenheit der Frankfurter Eintracht beim 1:0 gegen Arminia Bielefeld war viel deutlicher, als es das Resultat aussagt. Während der gesamten 90 Minuten hatten die Gastgeber den Aufsteiger im Griff, spielten überlegen und druckvoll, scheiterten aber immer wieder beim Torschuß. Trainer Otto Kneflers Wunsch an seine Mannschaft, „Ihr müßt endlich mehr Tore machen", wurde erneut nicht erfüllt, allein der weiter verbesserte Elsener vergab fünfmal in aussichtsreicher Position. Schließlich mußten die Frankfurter Spieler und die 20.000 Zuschauer im Waldstadion froh sein, daß Verteidiger Willi Neuberger wenigstens einmal traf und damit beide Punkte sicherte. Neuberger gehörte auch neben dem fleißigen Wolfgang Kraus, dem laufstarken Werner Lorant, dem souveränen Libero Bruno Pezzey zu den stärksten Frankfurtern. Der Zorn der Zuschauer richtete sich nach Spielschluß denn auch nicht gegen die eigene Mannschaft, die eine durchaus ansprechende Partie gegen eine zu brave Bielefelder Arminia geliefert hatte, sondern gegen Schiedsrichter Luca, der in drei elfmeterreifen Situationen nicht reagierte.

Fast hätte sich Roland Weidle, der Ex-Frankfurter und Neu-Bielefelder, in der falschen Spielhälfte warmgelaufen. Er war schon auf dem Weg zu seinen früheren Mannschaftskameraden der Eintracht, da bemerkte er seinen Irrtum. „Das war vielleicht komisch", lachte Weidle. Er selbst hatte den Eintracht-Spielern die Mannschaftskasse mitgebracht und übergab seinem Nachfolger, Wolfgang Kraus, 143 Mark. Schließlich gab's von den Fan-Klubs noch einen Bembel als Erinnerung an Frankfurt für Weidle, bevor Schiedsrichter Luca die Partie anpfiff.

Sofort war's vorbei mit der Freundschaft. Bereits in der zweiten Minute erntete Weidle Pfiffe des Publikums, als er von hinten Werner Lorant in die Hacken trat. Lorant und Weidle waren neben den nominellen Liberos Pezzey und Moors weitere „freie Leute" im Mittelfeld ihrer Mannschaften. Weidle stand vor seiner Abwehr und war von der Bewachung eines Gegners ebenso entbunden wie auf der anderen Seite Lorant, der immer wieder versuchte, aus der eigenen Hälfte seine Mannschaft nach vorne zu treiben. Zählbaren Erfolg brachten beide taktische Varianten vor der Pause nicht, dafür agierte der Eintracht-Angriff zu drucklos und der Bielefelder überhaupt nicht.

Nicht einen einzigen Ball mußte Jupp Koitka in den ersten 45 Minuten abwehren, nicht einmal kamen die Bielefelder gefährlich vors Frankfurter Tor. Dies war ein Verdienst von Libero Bruno Pezzey, der sich gegenüber der Vorwoche deutlich verbessert zeigte und in einigen Szenen Beifall von den Rängen erhielt. Pezzey überzeugte diesmal besonders beim Tackling am Boden, als er die im Mittelfeld ungestüm drauflos rennenden Bielefelder immer wieder hart und fair vom Ball trennte. Und fast wäre die erste Halbzeit noch zum Pezzey-Festival geworden, denn dem Führungstor am nächsten war die Eintracht in der 37. Minute, als der lange Österreicher mit einem knallharten Flachschuß erst am glänzend reagierenden Bielefelder Torwart Stein scheiterte.

Stein war auch sonst meistens Endstation für die Eintracht, bei der der schnelle Übergang zwischen Mittelfeld und Angriff überhaupt nicht klappte. Ruedi Elsener spurtete zwar seinem Gegenspieler Pagelsdorf in der Anfangsviertelstunde einige Male davon, doch vor dem Tor war er ebenso wie der überhastet wirkende Wenzel mit seinem Latein am Ende.

So resultierten die wenigen Möglichkeiten aus Einzelaktionen der „Doppelspielmacher" Grabowski und Hölzenbein. In der 23. Minute schickte Grabowski Wolfgang Kraus steil in den Strafraum, doch der „Scheppe" traf mit seinem Aufsetzer nur die Fäuste von Torwart Stein. Zusammen mit Bernd Hölzenbein spielte Grabowski in der 25. Minute Rüdiger Wenzel frei. Doch dessen Gegenspieler Pohl war doch noch einen Schritt schneller am Ball.

Die Tormöglichkeiten der ersten Halbzeit sind damit bereits aufgezählt. Die Begegnung zwischen der Eintracht und dem Aufsteiger aus Ostwestfalen spielte sich hauptsächlich im Mittelfeld ab. Dort hielten die Arminen den Ball bewußt lange in den eigenen Reihen und brachten die Frankfurter dadurch völlig aus dem Rhythmus.

Nach der Pause begann alles viel besser. Mit Ronald Borchers für Rüdiger Wenzel kam sofort mehr Druck in den Angriff, und bereits in der 47. Minute erzielte Willi Neuberger, der nach vorn gestürmte Außenverteidiger, die längst verdiente 1:0-Führung.

Das Führungstor tat dem Spiel insgesamt gut. Bielefeld war nun gezwungen, die betont defensive Spielweise aufzugeben und öffnete damit der Eintracht viel Platz zu ihren schnellen Steilangriffen. Bis zum Strafraum der Arminia spielten die Frankfurter nun auch begeisternd auf, kombinierten und zauberten, daß es eine Pracht war. Doch das alte Übel, die mangelnde Sicherheit beim Chancenausnutzen trat erneut auf. Diesmal noch krasser als eine Woche zuvor gegen Eintracht Braunschweig.

So groß die Steigerung bei Rudi Elsener nach der Pause auch war, so überzeugend wie Ronald Borchers auch auftrumpfte, so gut Bernd Hölzenbein und der wieselflinke Wolfgang Kraus nun auch ins Spiel kamen, es fielen einfach keine Tore. Was Rudi Elsener diesmal vermasselte, hätte für drei Siege reichen können.

In der 64. Minute lief er im Sprintertempo Roland Weidle und Günter Köstner davon, um dann knapp vorbeizuziehen. Vier Minuten später gelang Bruno Pezzey ein Traumpaß, wieder war Elsener frei durch, diesmal rettete Stein erst im Nachfassen. Später scheiterte der Schweizer Nationalspieler mit Schüssen aus allen Lagen am Bielefelder Torwart, der, ob flach oder hoch, immer wieder eine Hand dazwischen hatte.

Als nach dieser Chancenflut — auch Bernd Hölzenbein und Wolfgang Kraus hatten gute Möglichkeiten — kein weiteres Tor fiel, wurden die Zuschauer immer unruhiger, zumal nun auch noch Schiedsrichter Luca aus Luisenthal minutenlang die Übersicht verlor. Zwischen den 67. und 70. Minute forderten Frankfurter Spieler und Zuschauer dreimal stürmisch Elfmeter, jedes Mal ließ der Unparteiische weiterspielen. Einmal war Elsener gefoult worden, zweimal Wolfgang Kraus. Wütende „Schieber, Schieber"-Rufe während des Spiels und nach dem Abpfiff waren die Quittung für den Schiedsrichter.

Zum Glück für die Eintracht blieb die Arminia bis zum Schluß in ihren Angriffen harmlos, wurde lediglich gefährlich, durch zwei Fernschüsse von Moors. Daran änderte auch das zweimalige Auswechseln von Trainer Beljin nichts, der Ellbracht und Peitsch für Schildt und Pagelsdorf ins Spiel brachte.

Stimmen zum Spiel

Otto Knefler (Eintracht): „Wir haben von Anfang an das Spiel gemacht und unsere Chancen reichten aus, um zwei Begegnungen zu gewinnen. Obwohl Bielefeld sehr geschickt gespielt, in der Abwehr gut abgeschirmt und gefährlich gekontert hatte. Es darf einfach nicht passieren, daß wir soviele Gelegenheiten nicht ausnutzen. Doch ich hoffe, daß in dieser Hinsicht wohl bei uns demnächst der Knoten platzen wird. Vor allem Elsener wäre aufgrund seiner Leistung ein Tor zu gönnen gewesen. Erfreulich der Konditionsfortschritt bei Pezzey. Wenzel habe ich deswegen ausgewechselt, weil er sich in der Pause nicht ganz wohl fühlte und mir Borchers am Ball stärker erscheint."

Milovan Beljin (Bielefeld): „Der 1:0-Sieg geht für Frankfurt in Ordnung, weil die Eintracht reifer war. Wir haben in der 1. Halbzeit zu sehr den Ball in der eigenen Hälfte gehalten und die gegnerische Abwehr zu wenig beschäftigt. Ich hatte manchmal den Eindruck, als handele es sich um ein Freundschaftsspiel. Die Eintracht hatte erst bessere Chancen, als wir notgedrungen offensiver werden mußten. Wir waren diesmal im Gegensatz zu unseren letzten Spielen einfach nicht aggressiv und frech genug."


 

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