SpVgg Bad Pyrmont - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1978/1979 - 1. Hauptrunde

1:2 (1:0)

Termin: 05.08.1978
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter: Heinz Teichert (Löhne)
Tore: 1:0 Ovcharovic (24.), 1:1 Rüdiger Wenzel (65.), 1:2 Bernd Nickel (86.)

 

 

>> Spielbericht <<

SpVgg Bad Pyrmont Eintracht Frankfurt

  • Brandau
  • Christoph
  • Ovcharovic
  • Schüre
  • Schenk
  • Hupp
  • Hunger
  • H. Loges
  • Defitowski
  • Sürig
  • A. Loges

 


 

Wechsel
  • Schapa für H. Loges (68.)
Wechsel
Trainer
  • Winfried Voeste
Trainer

 

 

Geist von Schloß Neuhaus spukte auch in Bad Pyrmont

Erst vier Minuten vor Schluß gelang Bernd Nickel das 2:1 für die Frankfurter Eintracht

Die Frankfurter Eintracht hätte sich in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde fast selbst ein Bein gestellt. Erst in der Schlußphase konnte der Bundesligist vom Main einen knappen 2:1-Sieg beim Landesligisten Spvgg. Bad Pyrmont (Niedersachsen) erzwingen. Die Gastgeber aus der 2. Amateurklasse hatten sogar 65 Minuten lang durch ein Tor ihres Liberos Ovjarovic geführt, ehe Wenzel der Ausgleich gelang. Das Frankfurter Siegtor besorgte Bernd Nickel in der 86. Minute. Trainer Otto Knefler hatte den angeschlagenen Mittelfeldspieler zur Halbzeit für Wolfgang Kraus eingewechselt. Vieles in diesem Pokalspiel war bei der Eintracht Stückwerk geblieben. Die Taktik Otto Kneflers, sture Manndeckung, war von den Amateuren dankend aufgenommen worden. Zu wenig flexibel wurde in Mittelfeld und Angriff gespielt, so daß den Pyrmonter Amateuren fast eine Sensation gelungen wäre. So machte denn auch über lange Strecken des Spiels das Wort vom „Schloß-Neuhaus-Effekt" die Runde. Manager Udo Klug: „Wir sind froh, daß wir noch einmal davongekommen sind."

Aus Trainer Otto Kneflers Parole: „Wir fahren hin, gewinnen und fahren wieder nach Hause" wurde zunächst überhaupt nichts. Zwar bemühte sich die Eintracht redlich um ein Führungstor, doch stand die Pyrmonter Abwehr um Libero Ovjarovic sicher. Und nicht die Eintracht hatte die erste Riesenchance, sondern die gastgebende Landesliga-Elf. Nach einem Handspiel Müllers wurde ein Schuß von Loges abgefälscht. Bei der nachfolgenden Ecke zögerte Koitka mit dem Zufassen, doch Ovjarovic knallte den Ball aus kurzer Entfernung übers Tor.

Werner Lorant setzte in der 6. Minute den Ball aus 20 Metern an den Torpfosten. Die erste Gelegenheit zur Eintracht-Führung, auch Wenzel hatte mit dem Nachschuß kein Glück. Hohe Flanken in der Folgezeit vor das Pyrmonter Tor eröffneten Wenzel und Hölzenbein zwar einige Kopfballmöglichkeiten, doch Schlußmann Brandau ließ sich nicht bezwingen. In der 20 Minute hatte Lorant erneut die Chance zur Führung, doch freistehend schoß er eine Elsener-Flanke neben den Pfosten ins Aus.

Besser machten es die Amateure. In der 25. Minute hatte Lorant Linksaußen Hupp gefoult. Der führte den Freistoß selbst aus, Pyrmonts Libero Ovjarovic sprang im Strafraum am höchsten und köpfte den Ball unhaltbar für Koitka in den Winkel.

Manager Udo Klug und Trainer Otto Knefler mögen hier den baumlangen Pezzey in der Abwehr schmerzlich vermißt haben. Höhnische Zuschauerkommentare: „Wie in Schloß Neuhaus", waren neben dem Riesenjubel um die eigene Elf nur verständlich. Schloß Neuhaus, das gegen die Eintracht im vergangenen Jahr ein 2:2 n. V. erzwang, liegt nur 40 km von Bad Pyrmont entfernt.

Jetzt wollte bei der Eintracht überhaupt nichts mehr klappen. Angriff auf Angriff landete in den Reihen der Amateure, die ihrerseits einige vielversprechende Versuche starteten, auch das 2:0 gegen den Bundesligisten zu erzielen. Besonders viel Mühe hatte Müller mit Rechtsaußen Andreas Loges, der ihn ein ums andere Mal versetzte. Loges spielte in der 39. Minute seinen Kontrahenten gleich zweimal aus, aber Hupp konnte sein gutes Zuspiel nicht verwerten.

In der 42. Minute hatte Neuberger den quirligen Blondschopf gegen sich, und dem routinierten Frankfurter Libero blieb nichts anderes, als an der Außenlinie die Notbremse zu ziehen. Das war symptomatisch für den Zustand der Frankfurter Mannschaft. Bis zu Pause hielten die Bad Pyrmonter die Eintracht sicher in Schach.

Bad Pyrmonts Trainer Voeste hatte auch zu Beginn der zweiten Halbzeit das richtige Mittel gegen die erneut mit Vehemenz anstürmende Eintracht parat. Die Gastgeber verteidigten vielbeinig, Torwart Brandau war ein sicherer Rückhalt, der Kopfbälle von Lorant und Wenzel (49., 51.) aus kürzester Distanz meisterte. Eintracht-Trainer Otto Knefler hatte bereits beim Seitenwechsel den noch angeschlagenen Bernd Nickel für Wolfgang Kraus gebracht, aber auch dessen Schüsse waren zunächst kein Problem für Brandau.

In der 63. Minute mußte dann auch noch der bis dahin enttäuschende Elsener Ronald Borchers Platz machen. Zwei Minuten später konnte dann die Eintracht vorerst einmal aufatmen. Wenzel erzielte den langersehnten Ausgleich, indem er einen scharf hereingegebenen Eckball Bernd Nickels unters Tordach drückte.

Zwar ging den Amateuren jetzt so langsam die Luft aus — die schnelle erste Halbzeit forderte ihren Tribut —, doch gelang der Eintracht in den nächsten Minuten die Entscheidung noch nicht. Wenzel war in der 70. und 71. Minute gleich zweimal der Pechvogel, als er jeweils das Tor knapp verfehlte. Auch Nickel hatte kein Glück. Seinen prächtigen Distanzschuß meisterte Torwart Brandau.

Stimmen zum Spiel

Eintracht-Trainer Otto Knefler: "Das Donnerwetter bei uns hat es bereits gegeben. Ich muß die Bad Pyrmonter beglückwünschen. Schloß Neuhaus liegt anscheinend doch zu nahe. Wir sind aber weitergekommen, und das Spiel wird schnell vergessen. Wir hatten keine Probleme mit der Abwehr, aber mit dem Angriff. Das zweite Tor für Bad Pyrmont wäre für uns tödlich gewesen."

Bad Pyrmonts Trainer Winfried Voeste: „Wenn unsere Mannschaft mitspielen kann, sieht sie immer gut aus. Für uns beginnt die Saison erst am 27. August, dehalb habe ich kein besonderes Trainingsprogramm für dieses Spiel gehabt. Ich hätte sonst den Rhythmus unterbrochen. Was mich an der Eintracht erschreckt hat, war, daß sie am Ball so unsicher ist. Da hatten besonders Elsener und Lorant Schwierigkeiten. Aber auch Hölzenbein hatte gegen Christoph wenig weltmeisterlich ausgesehen. Nach einer Stunde hatte ich noch Hoffnung auf eine Sensation."

 

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