Eintracht Frankfurt - Grasshopper Zürich

UEFA-Cup 1977/1978 - Viertelfinale, Hinspiel

3:2 (0:1)

Termin: 01.03.1978
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Linemayr (Österreich)
Tore: 0:1 Bosco (36.), 0:2 Ponte (52., Elfmeter), 1:2 Wolfgang Kraus (58.), 2:2 Bernd Hölzenbein (68.), 3:2 Bernd Hölzenbein (91., Elfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt Grasshopper Zürich

 


  • Berbig
  • Wehrli
  • Bachmann
  • Montadon
  • Becker
  • Meyer
  • Hermann
  • Bosco
  • Sulser
  • Rudolf Elsener
  • Ponte

 

Wechsel Wechsel

Trainer Trainer

 

Erfolgreiche Aufholjagd

Die Frankfurter Eintracht traf viermal den Pfosten. Das zählt nicht. Grasshoppers Zürich traf zweimal ins Tor, und das zählt im UEFA-Pokal bekanntlich so gut wie doppelt. Mit einem knappen 3:2-Sieg nach einem 0:2-Rückstand mußte sich die Eintracht vor 15.000 Zuschauern im Waldstadion im ersten Viertelfinalspiel gegen den Schweizer Spitzenreiter begnügen — und das ist für das Rückspiel am 14. März in Zürich nicht gerade eine günstige Ausgangsposition. Riesenpech der Stürmer (Nickel traf obendrein mit einem Foulelfmeter nur den Torwart) und katastrophale Schwächen der Abwehrspieler (vor allem Körbel und Reichel) waren die Ursache, daß für die Eintracht vorne zu wenig und hinten zu viel Tore fielen. Nach einem 0:2-Rückstand gegen die konterstarken Schweizer durch Tore von Bosco und Ponte (Foulelfmeter) schafften Kraus und Hölzenbein wenigstens noch Anschluß- und Ausgleichstreffer. Alles schien sich bereits auf ein Unentschieden eingerichtet zu haben, als in der letzten Minute beim letzten Angriff der Eintracht einem Schweizer im Strafraum ein Handspiel unterlief. Kraus schoß den Ball zwar ins Tor, doch Schiedsrichter Linemayr hatte vorher abgepfiffen und auf den Elfmeterpunkt gedeutet. Hölzenbein war diesmal sicherer Elfmeterschütze und sicherte der Eintracht den letztlich noch mit Beifall bedachten Sieg. Gegen die heimstarken Grasshoppers, mit solch überragenden Fußballspielern wie Elsener und Ponte in 14 Tagen zu bestehen, wird sicherlich sehr schwer sein.

Die Eintracht spielte in Superserien-Besetzung (nur Skala vertrat Trinklein) und erinnerte in den ersten 20 Minuten auch tatsächlich an ihre großartige Erfolgskette unter Gyula Lorant im vergangenen Jahr. Die Fans in der Stehkurve sangen „Grabi für Deutschland" und „wie für Deutschland" trumpfte Jürgen Grabowski auch auf.

Aber wie schon so oft in den letzten Heimspielen stürmten und drängten die Frankfurter, trafen aber das Tor nicht. In der 6. und 7. Minute klatschte der Ball nach Kopfstößen von Kraus und Hölzenbein hintereinander an Pfosten und Latte. Wenzel und Grabowski hatten die mustergültigen Flanken zu diesen großen Chancen geschlagen. Und auch Jürgen Grabowski verfehlte nach herrlichen Soli mit gefährlichen Schüssen zweimal das Tor nur ganz knapp.

Nach 20 Minuten aber hatte sich die Eintracht an der massierten Grasshoppers-Abwehr festgerannt und festgebissen. Aus dieser massiven Abwehr heraus starteten die Zürcher dann ihre blitzschnellen und eminent gefährlichen Konter, denen die wackelige Eintracht-Hintermannschaft oft hilflos gegenüberstand. Körbel, mit verlorenen Zweikämpfen in der eigenen Hälfte, beschwor manch brenzlige Situation herauf.

Eigentlich hätte die Eintracht gewarnt sein müssen, als der athletische Verteidiger Becker in der 28. Minute nach einem Musterpaß von Ponte plötzlich allein vor Koitka stand, aber mit dem Schuß zu lange zögerte und in letzter Sekunde noch vom Ball gedrängt werden konnte. Denn eine ähnliche Situation führte dann in der 37. Minute zum Eintracht-Schock. Wieder war es der überragende Ponte, der kleine Italiener mit dem großen Überblick, der an der Mittellinie drei Frankfurter austrickste, einen Superpaß zu Elsener schlug, der bis zur Torauslinie vorstürmte, dann einen Rückpaß auf den Elfmeterpunkt schlug, wo Bosco völlig unbehelligt den Ball in das verlassene linke Toreck schießen konnte.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste — mit zwei Latten- und Pfostentreffern der Eintracht innerhalb von einer Minute. Erst setzte Hölzenbein den Ball an die Latte, und dann prallte Wenzels Nachschuß an den Pfosten. Vorne war das Tor für die Eintracht wie vernagelt — hinten machte sie es sperrangelweit auf. Völlig konsterniert schienen die Frankfurter Abwehrspieler, wenn die Schweizer pfeilschnell und oft sechs Mann hoch über sie hereinschwirrten. In ihrer Hilflosigkeit nahmen Skala und Stepanovic Sulser in die Zange. Anstatt den Schweizer zu stoppen, brachten sie ihn zum Stolpern, und Schiedsrichter Linemayr gab sofort Elfmeter. Ponte verwandelte sehr souverän zum 2:0 für die Züricher in der 52. Minute.

Doch die Eintracht ließ sich nicht entmutigen. Mit Kampf und Tempo setzte sie den Grasshoppers pausenlos zu. Bei den Schweizern machten sich nach der langen Winterpause allmählich Konditionsmängel bemerkbar. Und die nutzte die Eintracht nun endlich auch zu Toren. Kraus besorgte in der 58. Minute den Anschlußtreffer, wobei Grabowski glänzende Vorarbeit geleistet hatte, und Hölzenbein schoß in der 69. Minute den Ausgleich. Diesmal hatte Nickel die Torchance glanzvoll herausgearbeitet.

Zwischen den beiden Treffern hatte Berbig noch einen Foulelfmeter von Nickel gehalten. Wenzel war auf ähnliche Weise wie zuvor Sulser auf der anderen Seite von zwei Mann im Strafraum zu Fall gebracht worden. Danach hatte die Eintracht noch genügend Chancen, um für ein beruhigendes Polster fürs Rückspiel zu sorgen, doch die 15.000 Zuschauer mußten bis zur letzten Minute bangen, ehe Hölzenbein mit einem Handelfmeter wenigstens noch den Sieg sicherte.

Stimmen zum Spiel

Helmut Johannsen (Grasshoppers Zürich): „Wie müssen nach dem Ablauf der Dinge mit diesem Ergebnis zufrieden sein. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr merkte man unsere Trainingsprobleme in den letzten Wochen. Wir waren am Ende stehend k.o. Bis zum Rückspiel haben wir aber jetzt genug Zeit, um den konditionellen Rückstand aufzuholen. Von unserer Besetzung her haben wir das Optimale erreicht. Etwas enttäuscht bin ich über FIFA-Schiedsrichter Linnemayr, der in einigen Situationen die Gastgeber bevorteilte. So hätte er kurz vor dem entscheidenden Elfmeter auch ein Foulspiel für uns pfeifen können."

Dettmar Gramer (Eintracht Frankfurt): „Es war ein Spiel wie wir es erwartet und befürchtet hatten. Wir sind zufrieden mit der Moral und der Kondition der Mannschaft, aber unzufrieden mit der Chancenauswertung. Das Ergebnis paßt mir natürlich nicht, aber auch wir sind in der Lage, in Zürich zwei Tore zu schießen und noch die nächste Runde zu erreichen. Unser Kapitän Jürgen Grabowski hat nach all dem Hickhack in den letzten Tagen gezeigt, welche Verantwortung er für die Mannschaft trägt."


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