Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 1977/1978 - 21. Spieltag

2:1 (0:1)

Termin: Sa 14.01.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Jörg Glasneck (Leuchtenburg)
Tore: 0:1 Manfred Burgsmüller (23.), 1:1 Rüdiger Wenzel (65.), 2:1 Bernd Nickel (80.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 


  • Horst Bertram
  • Amand Theis
  • Hans-Joachim Wagner
  • Helmut Nerlinger
  • Herbert Meyer
  • Mirko Votava
  • Burkhard Segler
  • Manfred Burgsmüller
  • Peter Geyer
  • Wolfgang Vöge
  • Willi Lippens

 

Wechsel Wechsel
  • Lothar Huber für Herbert Meyer (82.)
  • Erwin Kostedde für Amand Theis (87.)
Trainer Trainer
  • Otto Rehhagel

 

Es war wie bei den heißesten Main-Derbys

Ex-Offenbacher brachten Frankfurter in die Klemme • Grabowski verschoß Elfmeter

Kenner der Frankfurter Fußballszene sprachen hinterher von frappierender Ähnlichkeit zwischen diesem Spiel und den alten Derbys Eintracht gegen Kickers Offenbach. In der Tat gab es dafür zahlreiche Belege. Dazu gehörte, daß im Aufgebot der Borussen gleich fünf ehemalige OFC-Spieler standen und die Dortmunder vom ehemaligen Kickerstrainer Otto Rehhagel für diese Partie präpariert wurden. Dieser Summe von Parallelen in den äußeren Bedingungen folgten die inhaltlichen auf dem Fuß. Rehhagel, seit seiner Offenbacher Zeit am Main als Spezialist für Siege über die Eintracht bekannt, bediente sich seiner alten Erfolgsrezepte. Und um ein Haar wäre ihm, wie zuletzt vor etwas mehr als einem Jahr beim 4:1-Sieg seiner Borussen, wieder der große Streich gelungen. Daß es nicht so kam, war, legt man den Verlauf der neunzig Spielminuten zugrunde, letztlich fast schon eine Überraschung.

So richtig heiß, sozusagen „Rehhagel-heiß", gingen die Dortmunder in das Spiel. Rehhagel verzichtete sogar auf seinen Abwehrrecken Huber, der angeblich den Schock der drei Hofeditz-Tore vom Vorsamstag nicht überwunden hatte. So traten dann die Ex-Offenbacher Meyer gegen Grabowski, Theis gegen Hölzenbein und Nerlinger gegen Wenzel an. Theis und Meyer machten einfach alles so wie früher: hart, schonungslos, aufopferungsvoll und manchmal außerhalb der Legalität. Auch das Resultat war wie früher: Die Eintrachtasse stachen nicht, sondern wurden gestochen. Das war für die Gäste bereits die halbe Miete.

Lange nicht mehr sah man einen so wirkungslosen Grabowski (der allerdings angeschlagen in das Spiel ging), und lange nicht mehr stotterte das Eintrachtspiel so fatal wie an diesem Nachmittag. Rehhagel ließ noch mehr aus dem Schatzkästlein seiner Erfahrungen blitzen: Mann für Mann agierten die Borussen ohne Respekt und übertriebene Vorsicht. Sie attackierten, wo und wann immer es etwas zu attackieren gab.

Aus dem massierten und leicht zurückgezogenen Mittelfeld, unter Anleitung von Burgsmüller, durften die permanent lauernden Spitzen Vöge und Lippens mit regelmäßiger und wuchtiger Unterstützung rechnen. Der Erfolg dieser der Situation, dem Gegner und den eigenen Fähigkeiten exakt angepaßten Spielweise ließ nicht lange auf sich warten. In der 23. Minute zirkelte Geyer die Flanke vor das Frankfurter Tor, und Burgsmüller vollstreckte per Kopfball zum 0:1.

„Ich ziehe meinen alten Hut vor meinem jungen Kollegen Rehhagel. Er hat mit seiner Mannschaft die Schwächen des Gegners, der mit Forechecking und Raumdeckung spielt, schonungslos aufgezeigt. Gegen einen Gegner, der so geschickt aus der Defensive spielt, darf man um Gottes willen nicht in Rückstand geraten", ächzte hinterher Eintrachttrainer Dettmar Cramer noch sichtlich mitgenommen.

Seine Mannschaft war in Rückstand geraten. Sie hatte zuvor ein Bündel guter Chancen erarbeitet, sie vergeben oder war dabei am - bravourösen BVB-Torhüter Bertram (ebenfalls ehemaliger Offenbacher) gescheitert. Nach dem 0:1 ging der Frust um und die
Feldüberlegenheit verloren. Mehr verzweifelt als zusammenhängend bemühte sich der Favorit und Gastgeber, dem Spiel schnell wieder eine Wende zu geben. Es herrschte jene Atmosphäre, in der die Eintracht so oft von den Kickers in die Knie gezwungen worden war.

Die Gefahr, daß dabei einige Nähte hätten platzen können, bestand. Ein noch recht unsicherer Schiedsrichter trug dazu bei. Als Burgsmüller Krobbach in der 40. Minute im Dortmunder Strafraum zu Boden rammte, wäre ein Elfmeter fällig gewesen. Später (89.), als Neriinger Hölzenbein die Beine wegzog, gab es einen, doch da geschah das Foul- I spiel an der Strafraumgrenze.

Mit wilden Gesten trieb Otto Rehhagel sein Team auch nach der Pause dazu an, sich ja nicht einschnüren zu lassen. Die Eintracht, bei der sich Nickel und vor allem der zunächst schwache Stepanovic erheblich steigerten, Helmut Müller und Neuberger sich endlich auch zu Offensivtaten entschlossen, raffte noch einmal alles an Kraftreserven und Mut zusammen. Aus seiner einzigen Glanztat machte Wenzel das 1:1, und das brach tatsächlich den Bann. Reichel kam für den ausgepumpten Krobbach. Danach gerieten die Borussen erstmals in die Bredouille, wurde die Eintracht schneidig und dafür reich belohnt. Müller leistete feine Vorarbeit für Nickel, dessen Kopfball über die Finger von Bertram den Weg ins Ziel fand.

Das war freilich ein gravierender Unterschied zu manchem Mainderby, doch Grabowskis verschossener Elfmeter in der Schlußminute stellte noch einmal alte Assoziationen her. (Frankfurter Rundschau vom 16.01.1977)

 

 

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