1. FC Saarbrücken - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1977/1978 - 18. Spieltag

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Termin: Sa 10.12.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Walter Horstmann (Hildesheim)
Tore: ./.

 

 

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1. FC Saarbrücken Eintracht Frankfurt

  • Dieter Ferner
  • Werner Lorant
  • Egon Schmitt
  • Reinhold Zech
  • Heinz Traser
  • Konrad Eickels
  • Bernd Förster
  • Roland Stegmayer
  • Ludwig Denz
  • Jovan Acimovic
  • Ludwig Schuster

 


 

Wechsel
  • Harry Ellbracht für Konrad Eickels (77.)
  • Nikolaus Semlitsch für Ludwig Schuster (87.)
Wechsel
Trainer
  • Manfred Krafft
Trainer

 

„Die Sensiblen vom Main" sind jetzt hart geworden

Kampf statt Technik auf schwerem Geläuf • Gnadenloser Grabowski-Bewacher Lorant

Der neue Trainer Dettmar Cramer und der alte Kapitän Jürgen Grabowski waren beide gleichermaßen fasziniert. Unabhängig voneinander sprachen sie von ganz neuen Erfahrungen mit der Eintracht. In den Chor der Staunenden reihten sich die meisten Saarbrücker ein. Auslöser der Faszination und des Staunens war die Art, in der die Frankfurter Mannschaft dieses Remis erreichte. Der 1. FC Saarbrücken hatte vor Anpfiff den Beginn des erbarmungslosen Kampfes mit allen Mitteln gegen den Abstieg ausgerufen und dann über neunzig Minuten konsequent praktiziert. Damit wollte man die „Sensibelchen vom Main" in den Boden stampfen, überrollen. Doch diese zuckten nicht wie erwartet zurück, sondern nahmen den Kampf auf Biegen und Brechen an und zahlten mit gleicher Münze zurück. So entwickelte sich ein „Spiel", das man von der Eintracht früher selten gesehen hat, das sie aber seit neuestem (siehe auch in Braunschweig) zum festen Bestandteil ihres Repertoires gemacht zu haben scheint.

Die Austragung der Partie war lange gefährdet. Erst ein Hubschrauber, der zwei Stunden vor dem Anpfiff pausenlos über das Feld flog und jede Parzelle mit seinen Rotoren trocken zu blasen versuchte, verwandelte den Sumpf wenigstens in einen Morast. Auf ihm gerieten dann die Akteure bei einsetzendem Regen gewaltig in den Clinch.

Technik war Nebensache, und wer sich auf diesem nichtgefragten Gebiet auch nur ansatzweise versuchte, bekam sofort die schmerzhaften Folgen zu spüren. Der Tritt seines Gegenspielers war ihm gewiß. Die Saarländer hatten sich, laut Trainer Krafft, etwas ausgedacht, Lorant sollte nichts anderes tun, als den „derzeit besten deutschen Fußballspieler", Jürgen Grabowski, auszuschalten. Die Konsequenz, mit der sich der Saarbrücker Spezialist seiner Aufgabe widmete, war bemerkenswert und trug zeitweise kuriose Züge. Grabowski konnte hingehen, wo er wollte, immer war Lorant in nächster Nähe. Um dieses Paar herum konnte geschehen was wollte — Lorant hatte nur Augen für Grabowski. Der Frankfurter Spielmacher kam tatsächlich kaum dazu, wie sonst Regie zu führen. Statt dessen rackerte er einfach mit.

Garstige Tritte, Griffe, Knüffe wurden ausgeteilt und eingesteckt. Der Schiedsrichter nahm sie nicht zur Kenntnis. Seine erste gelbe Karte präsentierte er in der 70. Minute gegen den Frankfurter Wenzel — wegen Ballwegschlagens. So groß ist die Bandbreite der Regelauslegung.

In diesem knorrigen Fight hatte die Eintracht über die volle Distanz weitaus mehr Spielanteile und sogar die größere Zahl an Torchancen. Den Saarbrückern Denz, Traser und Eickels freilich fielen bis zur Pause ebenfalls große Möglichkeiten zum Torschuß zu. Insgesamt aber stand der Frankfurter Abwehrblock sicher, vor allem dank der ausgezeichneten Leistung von Willi Neuberger als Libero und Karlheinz Körbel als Vorstopper. Auch Torhüter Jupp Koitka glänzte durch einige reaktionsschnelle Paraden.

Helmut Müller und Stepanovic hingegen hatten einige Schwierigkeiten. Müller meist dann, wenn es ihn zu Offensivtaten drängte, wobei er herzhafte Soli schwach abschloß. Und Stepanovic (meist gegen Stegmayer) „schwamm" einige Male bei der Bewachungs- und Zerstörungsarbeit. Im Frankfurter Mittelfeld mußte Kraus dem Boden am deutlichsten Tribut zollen. Völlig entkräftet wurde er sehr spät gegen Reichel ausgetauscht. So wie Grabowski von Lorant wurde Wenzel von Zech und Hölzenbein von Förster beschattet. Zur Entfaltung kam keiner. Wie überhaupt die Saarbrücker durch frühzeitiges Stören und Kampf um jeden verlorenen Ball jeden Spielfluß im Keim erstickten. Die Frankfurter taten später ähnliches.

Gefährlich waren die Gastgeber vor allem vor der Pause immer dann, wenn sie ihre Konter anbrachten. Verblüffend war ihr Potential an physischer und psychischer Kraft, die sie restlos einsetzten. Nur deshalb kamen sie um eine Niederlage herum. (Frankfurter Rundschau vom 12.12.1977)

 

 

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