Eintracht Braunschweig - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1976/1977 - 1. Spieltag

3:1 (1:1)

Termin: Sa 14.08.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Paul Kindervater (Köln)
Tore: 1:0 Wolfgang Frank (17.), 1:1 Egon Bihn (42.), 2:1 Wolfgang Frank (82.), 3:1 Willi Neuberger (90., Eigentor)

 

 

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Eintracht Braunschweig Eintracht Frankfurt

  • Bernd Franke
  • Wolfgang Grzyb
  • Friedhelm Haebermann
  • Reiner Hollmann
  • Franz Merkhoffer
  • Dieter Zembski
  • Bernd Gersdorff
  • Karl-Heinz Handschuh
  • Wolfgang Dremmler
  • Danilo Popivoda
  • Wolfgang Frank

 


 

Wechsel
  • Frank Holzer für Karl-Heinz Handschuh (68.)
  • Aleksandar Ristic für Wolfgang Dremmler (68.)
Wechsel
Trainer Trainer


Neuer Trainer, altes Lied: Die Niederlage war unnötig

Hans-Dieter Roos hat es noch nicht geschafft, eine „neue" Eintracht Frankfurt zu formen. Wie schon so oft in der Vergangenheit wurde ein Spiel verloren, das man sicher im Griff zu haben schien. 3:1 (1:1) stand es am Ende für Eintracht Braunschweig nach Toren von Frank (2) und Popivoda und auf der Gegenseite Egon Bihn. Beim entscheidenden Tor zum 2:1 hatte sich die Eintracht-Abwehr auf einen Abseitspfiff verlassen und so für Grzyb und Frank freie Bahn gelassen. Beste Frankfurter an diesem Tage waren Torhüter Koitka, Libero Neuberger, Mittelfeldspieler Kraus und 45 Minuten lang Linksaußen Egon Bihn.

Panne bei der Frankfurter Eintracht vor dem Spiel. Zeugwart Anton Hübler hatte nur langärmlige neue Trikots eingepackt, die Sommerhemden mit den kurzen Ärmeln trugen noch die Aufschrift „Remington". Schließlich entschied man sich, obwohl der Werbevertrag bereits abgelaufen ist, noch einmal quasi umsonst Reklame für „Remington" zu laufen.

Überraschung dann beim Anpfiff unter den 25.000 Zuschauern. Weder Eintracht Braunschweig noch Eintracht Frankfurt setzten ihre Neulinge ein. Stolzenburg und Holzer auf der einen, Egon Bihn auf der anderen Seite mußten auf der Reservebank Platz nehmen. Bei den Frankfurtern hatte sich beim Abschlußtraining am Donnerstag auch noch Klaus Beverungen verletzt, so daß Roland Weidle in die Mannschaft kam.

Doch es dauerte nur 25 Minuten, bis Egon Bihn doch noch zu seinem ersten Bundesligaeinsatz im Frankfurter Dreß kam. Holtmann hatte, ohne vom nervösen Schiedsrichter Kindervater aus Köln auch nur ermahnt zu werden, den bis dahin gefährlichsten Frankfurter.,Rüdiger Wenzel, mit einem bösen Foul außer Gefecht gesetzt.

Auf der Gegenseite wirbelte derweil der jugoslawische Nationalspieler Danilo Popivoda die Frankfurter Deckung gehörig durcheinander. Helmut Müller, der beim 6:1 vor zwei Monaten im Waldstadion gegen Popivoda noch gut aussah, konnte den Dribbelkünstler diesmal überhaupt nicht bändigen. Die Quittung: 1:0 für Braunschweig nach 16 Minuten. Popivoda hatte nacheinander Müller und Neuberger ausgespielt, klug zum freistehenden Frank gepaßt, und der hatte keine Mühe, einzuschießen. Jupp Koitka wurde auf dem falschen Fuß erwischt.

Auch davor und danach hatten die Gäste bange Minuten zu überstehen, denn auch Peter Reichel hatte gegen den mit allen Tricks arbeitenden Gersdorff große Schwierigkeiten. Die beste Gelegenheit zum 2:0 für die Gastgeber vergab Dremmler in der 26. Minute, als er nach einem Mißverständnis zwischen Weidle und Torwart Koitka völlig frei zum Kopfstoß kam. Doch Dremmlers Ball war zu lasch. Koitka konnte leicht abfangen.

Eintracht Frankfurt fand einfach nicht den Rhythmus, wirkte vor der Pause im Angriff harmlos. Lediglich Neuberger hatte eine gute Torchance nach guter Vorarbeit von Bihn. Doch der Schuß des Liberos ging um Millimeter an Frankes Tor vorbei. Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, stand es dennoch 1:1. Bernd Nickel setzte sich in der 42. Minute nach einem langen Lauf aus dem Mittelfeld am linken Flügel durch. Seine präzise Flanke köpfte Wolfgang Kraus überlegt zum freistehenden Bihn — und der traf aus acht Metern volley ins lange Eck. Ein toller Einstand des Neulings, der ebenso wie sein Vorgänger Wenzel mit Grzyb den schwächsten Braunschweiger gegen sich hatte. Überhaupt war die Abwehr der schwächste Mannschaftsteil der Norddeutschen, sehr unsicher wirkten vor allem Grzyb und Hollmann, der sich oft nur mit Fouls zu helfen wußte.

Gleich nach der Pause (47.) hatte Kraus, der vor dem Spiel über eine Magenverstimmung klagte, die große Chance zum 1:2. Doch Häbermann warf sich in den Schuß und lenkte zur Ecke. In der 56. Minute eine ähnliche Situation auf der Gegenseite. Popivoda setzte sich gegen Grabowski mit einem Rempler durch, stürmte allein aufs Tor und wurde erst von einem „Kamikaze"-Sprung Reichels gestoppt. Auch diesmal gab es nur Eckball.

Dennoch bekamen die Hessen nun langsam Oberwasser, während Braunschweig von den Fans wegen ihres pomadigen Spiels ausgepfiffen wurde. Und für Frankfurt häuften sich die Chancen. Doch zweimal vergab der blasse Bernd Hölzenbein, einmal der selbstbewußte Egon Bihn und einmal scheiterte Helmut Müller an Torhüter Franke. Die Frankfurter Überlegenheit begann nun schon in der Abwehr, wo Müller gegen Popivoda etwas besser zurecht kam und Reichel Gersdorff zum Statisten degradierte.

Nach 68 Minuten war es dann Braunschweigs Coach Branko Zebec zu dumm. Er brachte Ristic und Holzer für Dremmler und Handschuh aufs Feld. Und sofort wendete sich wieder das Blatt. Braunschweig wurde überlegen, die Frankfurter Abwehr geriet ins Schwanken. Doch zwei schöne Paraden von Koitka gegen Holzer und Frank beruhigten die Gemüter.

Im Gegenzug hatte 15 Minuten vor dem Ende Hölzenbein die größte Chance der Eintracht. Doch der National-Rechtsaußen scheiterte mit einem Schlenzer an Torhüter Franke, genau wie Sekunden später Kraus mit dem Abpraller.

Pech für Eintracht Frankfurt, daß ausgerechnet der schwächste Braunschweiger Wolfgang Grzyb die Entscheidung einleitete. Aus abseitsverdächtiger Position flankte der 35jährige, und Frank brauchte in der Mitte zehn Minuten vor dem Ende nur den Kopf hinzuhalten. Die Eintracht-Abwehr hatte auf einen Abseitspfiff von Schiedsrichter Kindervater gewartet.

In seiner Verzweiflung entschloß sich Trainer Hans-Dieter Roos dann acht Minuten vor dem Ende, Borchers für Hölzenbein auf den Platz zu bringen. Doch Sekunden vor Schluß setzte der überragende Popivoda in Zusammenarbeit mit Neuberger, der den Ball ins Tor lenkte, mit dem 3:1 den Schlußpunkt.

 

 

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