SV Saar 05 Saarbrücken - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1976/1977 - 1. Hauptrunde

1:6 (0:3)

Termin: 07.08.1976
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Heinz Nickel (Neustadt)
Tore: 0:1 Rüdiger Wenzel (5.), 0:2 Rüdiger Wenzel (36.), 0:3 Peter Reichel (43.), 0:4 Jürgen Grabowski (61.), 1:4 Uwe Zweiacker (68.), 1:5 Jürgen Grabowski (76.), 1:6 Egon Bihn (89.)

 

 

>> Spielbericht <<

SV Saar 05 Saarbrücken Eintracht Frankfurt

  • Stefan Mohm
  • Manfred Binkert
  • Dirk Zipfel
  • Bernd Loschky (vielen Dank für die Daten)
  • Dieter Manville
  • Hermann Bruckmann
  • Thomas Zahm
  • Franz Wilhelm
  • Peter Göllen
  • Erwin Fuhrmann
  • Mike Schütz

 


 

Wechsel
  • Uwe Zweiacker für Peter Göllen (46.)
  • Axel Fritsch für Mike Schütz (82.)
Wechsel
Trainer
  • Heinz Gorius
Trainer


Eintracht zu clever

Die Frankfurter bevorzugten zum Feierabend die gemütliche Tour. Sie verzichteten auf hohes Tempospiel, setzten zum sicheren Erreichen der zweiten Runde allein Routine und Cleverneß ein. Die wackeren Amateure vom Saarbrücker Kieselhumus, die es an Ehrgeiz und spielerischen Versuchen nicht fehlen ließen, sahen ihre Grenzen von dem profihaften Auftritt der Grabowski-Truppe jedoch sehr eng gezogen. Saar 05 hatte in Mohm einen hervorragenden Torhüter (u. a. wehrte er in der zweiten Minute einen Foulelfmeter von Grabowski ab), der auf der Linie eine Reihe großartiger Reflexe zeigte, beim Herauslaufen aber auch Schwächen verriet.

Das wurde bei Frankfurts drei Kopfballtreffern im ersten Abschnitt deutlich. Loschky war ein umsichtiger Libero. Talent Zipfel bemühte sich recht manierlich als Gegenspieler von Grabowski. Hatten die Saarländer im Stören noch viel Erfolg, so waren, ihre Angriffsaktionen oft dem Zufall überlassen. Ergab sich einmal eine freie Schußbahn, so wurde überhastet das Ziel verfehlt. Ausnahmen: Pfostenschuß von Schütz aus 20 Metern, Zweiackers verdienter Ehrentreffer.

Durch Beverungen, Weidle und Stradt trafen die Frankfurter gleich dreimal das Torholz. Den größten Druck hinter dem Eintrachtangriff, in dem Nickel und Bihn über weite Strecken glanzlos blieben, machte Verteidiger Neuberger, dessen Offensivdrang die Saarländer nicht wirkungsvoll zu begegnen wußten.


Eintracht: Spaß am Sieg hatte nur Egon Bilm

Hans-Dieter Roos nach dem 6:1: „Die Spieler hatten Order, sich zu schonen"

Egon Bihn war einer der wenigen, die sich über das 6:1 (3:0) der Frankfurter Eintracht vor nur 1700 Zuschauern bei Saar 05 Saarbrücken richtig freuen konnte. Zum ersten Mal in seiner Profilaufbahn hatte er ein Pokalspiel gewonnen und dabei einen Treffer erzielt. Egon Bihn: „Das ist für mich etwas ganz Neues, mit den Kickers verloren wir in den vergangenen zwei Jahren ja immer gleich in der ersten Rund und schieden aus."

Diese Gefahr bestand in Saarbrücken für die Eintracht in keiner Phase des Spiels, dafür waren die Amateure viel zu harmlos. „Dieter Tippenhauer und ich wußten schon vorher durch Beobachtungen, wie schwach Saar 05 ist. Doch die Spieler durften das nicht erfahren, um allen Lässigkeiten vorzubeugen", berichtete Trainer Roos.

Selbst nach dem vergebenen Elfmeter in der zweiten Minute — Saar-Torwart Mohm wehrte Grabowskis Schuß ab — wurde dem neuen Coach bei seiner ersten echten Bewährung nicht bang. Roos: „Ich wußte, wir können hier nicht verlieren." Dieses Wissen um den Klassenunterschied zwischen seiner ersatzgeschwächten Mannschaft und dem nicht einmal Hessenliga-Niveau aufweisenden Gegner, bewog Roos auch beim Elfmeter nicht einzugreifen, obwohl er wußte, „daß der Jürgen den Ball nicht ins Tor bekommen würde". Der gefoulte Spieler soll nie selbst schießen — gegen diese alte „Fußball-Weisheit" hatte der Frankfurter Kapitän verstoßen. „Ich habe, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, den Torwart nicht beobachtet", ärgerte sich Grabowski hinterher.

Daß Grabowskis Mißgeschick keine Folgen hatte, dafür sorgte nur zwei Minuten später der dynamische Rüdiger Wenzel mit seinem ersten Kopfballtor. Schon da waren die Amateure geschlagen, machten gar nicht mehr den Versuch, der Eintracht Paroli zu bieten, standen nur noch in der eigenen Hälfte. Roos dürfte sich darüber gefreut haben, konnten sich seine Spieler doch ohne Risiko an die Devise „Sicherheit zuerst" halten und weitere Verletzungen vermeiden. Roos konnte es sich sogar leisten, den „besten Spieler" (Roos) Wenzel nach einer Stunde gegen Stradt auszutauschen.

Schon da dachte der Frankfurter Coach mehr an den Bundesligastart in Braunschweig am nächsten Samstag, als an die Höhe des Ergebnisses in Saarbrücken. Roos: „Ich habe den Spielern gesagt, sie sollen den Ball halten, und sich schonen." Insofern konnte die Pokalpartie für das erste Bundesligaspiel auch kein Test sein, und Roos wollte es auch nicht als solchen ansehen: „Das war kein Maßstab. Außerdem wird in Braunschweig eine andere Elf einlaufen." Roos rechnet wieder mit Körbel (sein Vertreter Simons hatte nur wenige gute Szenen), mit einem völlig gesunden Kraus und mit Müller. Fragezeichen stehen weiter hinter Bernd Hölzenbein, dessen Oberschenkelverletzung zwar bis Samstag ausgeheilt sein wird, der aber kaum Spielpraxis in der neuen Saison hatte. Roos: „Ob ich ihn einsetze, bleibt offen."

 

 

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