Eintracht Frankfurt - Borussia Neunkirchen

Ligapokal 1972/1973 - Gruppe 7

7:0 (2:0)

Termin: 09.08.1972 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Meuser (Ingelheim)
Tore:1:0 Lothar Schämer (11.), 2:0 Thomas Parits (28.), 3:0 Jürgen Grabowski (54.), 4:0 Jürgen Grabowski (66.), 5:0 Jürgen Grabowski (69.), 6:0 Raimund Krauth (76.), 7:0 Ender Konca (87.)


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Eintracht Frankfurt Borussia Neunkirchen

 


  • Schröder
  • Schley
  • Lang
  • Hess
  • Martin
  • Reuther (ab 66. Röhl)
  • Brinsa (ab 46. Histing)
  • Papies
  • Brandt
  • Hermesdorf
  • Müller

 

Wechsel Wechsel
  • Histing für Brinsa (46.)
  • Röhl für Reuther (66.)
Trainer Trainer
  • Preißler

 

Der bandagierte Hattrick

Die Umbauarbeiten im Frankfurter Waldstadion fordern ihren Tribut: Wie geplant weicht die Frankfurter Eintracht bei ihren Heimspielen im Ligapokal an den Bornheimer Hang aus. Hier, wo sie vor knapp einer Woche beim 2:2 gegen den FSV Frankfurt zu Gast war, übernimmt sie heute gegen Borussia Neunkirchen die Rolle des Gastgebers.

Vier Mal trafen die beiden Vereine seit Einführung der Bundesliga am Main in Pflichtspielen aufeinander. Im DFB-Pokal behielt die Eintracht 1965 mit 2:1 knapp die Oberhand, von den drei Bundesligaheimspielen konnte die Eintracht zwei für sich entscheiden, im April 1966 gab es im Waldstadion allerdings eine 1:2-Niederlage gegen den Tabellenvorletzten, der vier Spieltage später den Gang in die Regionalliga antreten musste.

Auf die Saarländer trifft die Elf von Trainer Ribbeck nun bereits zum dritten Mal innerhalb von elf Tagen: Vor drei Tagen trennte in Elzach nach einer schwachen Begegnung mit 0:0 und zum Auftakt des Ligapokals setzte es für die Frankfurter in Neunkirchen eine 1:3-Niederlage. Diese Scharte gilt es heute auszuwetzen.

Verzichten muss Ribbeck wieder einmal auf die Olympiaamateure Kalb, Nickel und auch den Neuzugang Wienhold. Für den Torhüter, der heute Dr. Kunter hätte vertreten sollen, kommt "der dritte Mann", Dieter Rudolf zum Einsatz und seinem ersten Pflichtspiel für die Eintracht. Im Gegensatz zu Neunkirchens Schlussmann Schröder bekommt Rudolf aber nicht viele Gelegenheiten, um sich auszuzeichnen.

Schröder muss bereits nach 11 Minuten, den Ball zum ersten Mal aus den Maschen holen. Lothar Schämers Gewaltschüsse sind zwar bekannt, doch wenn sie erst einmal unterwegs sind, gibt es kaum ein Mittel gegen sie. Aus gut und gerne 30 Metern hat Schämer abgezogen, doch Schröder findet keine Möglichkeit, das Leder vor dem Einschlagen abzuwehren.

Das Zusammenwirken von Grabowski und Hölzenbein tut dem Spiel der Eintracht gut. Das Bällchen läuft deutlich schneller und direkter durch die Reihen der Eintracht, wenn beide auf dem Platz stehen. Fast können einem die Saarländer leidtun, wenn man sieht, wie hilflos sie dem Treiben der professionellen Kollegen gegenüberstehen. Das 2:0 durch den sonst blass bleibenden Parits nach 28 Minuten ist lediglich die Konsequenz aus der drückenden Frankfurter Überlegenheit.

Was man dem Regionalligisten vorwerfen könnte, ist die nicht auszumachende Bereitschaft, sich gegen das drohende Debakel zu stemmen. Es mag jedoch sein, dass die Borussenspieler auf eine stärkere Gegenwehr verzichten, weil sie die Aussichtslosigkeit ihrer Lage erkannt haben. Die spielerischen Mittel der Elf von Trainer Preißler reichen an diesem Abend bei weitem nicht aus, um mit dem Bundesligisten wenigsten zeitweise Schritt halten zu können. An diesem Zustand ändert sich auch nichts, nachdem Hölzenbein kurz vor der Halbzeitpause verletzt ausscheiden muss. Raimund Krauth kommt für ihn aufs Feld und macht seine Sache nicht einmal schlecht.


Grabowski umkurvt Hess

Überragend ist aber der Auftritt des Frankfurter Kapitäns Jürgen Grabowski zu nennen. Grabowski spielt mit einer elastischen Binde am rechten Oberschenkel, doch selbst wenn er sich nach flottem Beginn zusehends in einzelnen Situationen zurückhält, können ihn weder die Bandage noch seine Gegenspieler aufhalten.

Innerhalb einer Viertelstunde sorgt "Grabi" dafür, dass auch nicht der Hauch eines Zweifels an einem deutlichen Frankfurter Sieg übrigbleibt. In der 54. Minute springt sein kraftvoller Schuss vom Pfosten ins Netz und es steht 3:0. 12 Minuten später setzt er nach einer Ecke von Parits einen Kopfball überlegt in die lange Ecke und in der 69. Minute landet sein Schuss aus nahezu unmöglichem Winkel ebenfalls in der langen Ecke von Schröders Kasten.

5:0 - der Meister der Regionalliga Südwest wird mit Einsatz, Spielfreude und gutem Verständnis untereinander Stück für Stück auseinandergenommen. Besonders die Hintermannschaft der Eintracht zeigt sich in bestechender Form, Lothar Schämer glänzt als offensiver Verteidiger wie in seinen besten Tagen. Und der 17-jährige Jugendnationalspieler und Neuzugang Karl-Heinz Körbel ist als Vorstopper nicht weniger als die Entdeckung des Abends.

Dass die Gäste aus Neunkirchen allerdings auch weit von der Form entfernt sind, in der sie die Eintracht und den 1. FC Kaiserslautern besiegt hatten, ist offensichtlich. Wie zur Bestätigung krönt Krauth seinen Einsatz eine knappe Viertelstunde vor dem Ende, indem er das halbe Dutzend vollmacht. In der 87. Minute setzt Ender Konca dann den Schlusspunkt unter eine einseitige Begegnung mit sieben sehenswerten Treffern.

Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Meuser besiegelt, dass die alte Ordnung wiederhergestellt ist. Unerklärlich bleibt für die 2.500 Zuschauer nach dieser Vorstellung, warum die Riederwälder noch am vergangenen Sonntag gegen diese überaus mittelmäßigen Amateure über ein torloses Unentschieden nicht hinausgekommen sind … Doch wie auch immer - die Revanche für die Auftaktniederlage ist mehr als geglückt.

Die Olympiaamateure der Eintracht können sich an diesem Tag ebenfalls über einen Erfolg freuen, nur gesehen hat ihn fast keiner. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde im Münchner Olympiastadion eine Auswahl Bayerns mit 3:2 geschlagen. Die bayrischen Amateure lagen allerdings nach 67 Minuten mit 2:0 vorne, ehe zwei Tore von Seliger innerhalb von fünf Minuten für den Gleichstand sorgten. Den Siegtreffer erzielte Jürgen Kalb in der 82. Minute. Kalb rückte damit seinen Fehlschuss aus der ersten Halbzeit wieder gerade, als er kurz vor der Pause einen Elfmeter vergab. Kalb, der laut DFB-Trainer Derwall seinen Frankfurter Nebenmann Nickel braucht, muss sich trotz dieser "Fahrkarte" um seine Teilnahme an den Olympischen Spielen keine Sorgen machen. Kalb wird mit der Nummer 16 am Fußballturnier teilnehmen, Nickel mit der 13 und Torhüter Wienhold mit der 1 auf dem Rücken. (rs)


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