Borussia Neunkirchen - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1971/1972

4:4 (2:2)

Termin: 31.07.1971
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Biwersi (Blisransbach)
Tore: 1:0 Jürgen Papies (11., Foulelfmeter), 1:1 Bernd Nickel (17.), 2:1 Zewe (26.), 2:2 Thomas Rohrbach ( (35.), 2:3 Thomas Rohrbach (67.), 3:3 Jürgen Papies (72.), 4:3 Hermesdorf (73.), 4:4 Thomas Parits (77.)

 


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Borussia Neunkirchen Eintracht Frankfurt

  • Ertz
  • Schley
  • Heß
  • Martin
  • Histing
  • Zewe
  • Lang
  • Jürgen Papies
  • Brand
  • Hermesdorf
  • Brinsa

 


 

Wechsel
  • Sidel für Schley (46.)
  • Jürgen Müller für Martin (46.)
  • Schröder für Ertz (47.)
  • H.G. Müller für Brinsa (60.)
Wechsel
Trainer
  • Alfred Preißler
Trainer



Alte Bekannte

Erich Ribbeck erwartet trotz des Sieges gegen Amsterdam von seiner Elf in der neuen Saison keine Wunderdinge. Ein Platz im Mittelfeld, das sollte aber nach dem nervenaufreibenden Abstiegskampf in der letzten Runde schon herausspringen. Sein Favorit auf den Titel ist Bayern München. Damit ist der Eintrachttrainer in guter Gesellschaft, wie eine Umfrage der Düsseldorfer Sport-Informations-Dienstes (sid) belegt: Nicht weniger als 18 Trainer bzw. Vorsitzende der Bundesligavereine tippen auf die Bayern. Immerhin zwölfmal wird die Borussia aus Mönchengladbach genannt. Ferner laufen im Meisterschaftsrennen Hertha BSC und der 1. FC Köln sowie Werder Bremen – die Berliner und die Kölner werden je zweimal getippt, die Norddeutschen einmal.

Einen Tag nach dem beeindruckenden 2:1-Sieg über den Europapokalsieger aus Amsterdam tritt die Eintracht in Neunkirchen an. Die dort ansässige Borussia ist im Gegensatz zu Ajax keine europäische Spitzenmannschaft, aber ein erstklassiger „Zweitligist“. In der Regionalliga Südwest – der höchsten deutschen Spielklasse nach der Bundesliga – ist die Borussia in diesem Jahr zum dritten Mal nach 1964 und 1967 Meister geworden. Den Sprung in die Bundesliga verpassten die Saarländer allerdings in der Aufstiegsrunde.

Dennoch verlangen die Neunkirchener der Eintracht heute alles ab. Bereits nach elf Minuten gehen die Gastgeber durch Jürgen Papies in Führung. Papies, der die Eintracht nach dem Ende der letzten Saison Richtung Saarland verlassen hat, ist gegen seine alten Kameraden natürlich besonders motiviert. Den Foulelfmeter verwandelt er gegen Siegbert Feghelm sicher.

Sechs Minuten nach Papies’ Treffer kann Nickel für die Eintracht zwar ausgleichen, doch nach 26 Minuten liegen die Gastgeber durch einen Treffer des technisch überaus versierten Gerd Zewe wieder vorn. Zewe ist erst 21, doch nunmehr bereits im dritten Jahr bei Neunkirchen. Diesen kombinationssicheren Spieler werden die Borussen auf Dauer wohl nur halten können, wenn ihnen der erneute Aufstieg in die Eliteliga gelingt.

Die Eintracht hat in Nickel und Kalb ihre überzeugendsten Kräfte, insgesamt wirken die Bundesligaspieler – wer will es ihnen nach dem gestrigen Kraftakt verdenken – müde und abgekämpft. Die Riederwälder halten jedoch nach Kräften dagegen und kommen noch vor der Pause zum erneuten Ausgleich durch Rohrbach. Rohrbach ist es auch, der die Frankfurter nach 67 Minuten erstmals in Führung bringt. Doch nur fünf Minuten später gleicht Papies mit seinem zweiten Treffer aus und keine 60 Sekunden später haben die Neunkirchener die Partie durch einen Treffer von Erich Hermesdorf wieder gedreht.

Hermesdorf ist neben Papies der überragende Akteur in den Reihen der Gastgeber. Dr. Kunter, der wegen einer Fingerverletzung Feghelms eingewechselt wurde, sowie Schämer, Wirth und Grabowski erinnern sich vielleicht sogar noch an den 1966 von Eintracht Trier nach Neunkirchen gewechselten Mittelfeldspieler: In der bisher einzigen Bundesligasaison der Saarländer, 1967/68, bereitete Hermesdorf beim 2:2 der Eintracht in Neunkirchen das 1:1 durch den zweimaligen Torschützen Wolfgang Gayer vor. Thomas Parits ist diese (Vor-)Geschichte sicher nicht bekannt. Was den Österreicher nicht daran hindert, vier Minuten später mit dem 4:4 für das Endergebnis zu sorgen – ein Unentschieden, wie im Punktspiel vier Jahre zuvor. Mit diesem leistungsgerechten Ergebnis sind beide Mannschaften gut bedient und die Zuschauer allemal auf ihre Kosten gekommen. (rs)

 

 


 

 

Ein Spielchen für jedermann

Offensive war Trumpf beim 4:4 der Eintracht in Neunkirchen

Das 4:4 zwischen Südwestmeister Borassis Neunkirchen und dem Bundesligisten Eintracht Frankfurt spricht für ein flottes, interessantes Spielchen. Und genau dies war diese Partie auch, deren eigentlicher Anlaß der Wechsel von Jürgen Papies von Frankfurt nach Neunkirchen war. Papies spielte sich dann auch mit zwei Treffern gleich in den Vordergrund: Beim Elfmetertor nach einem Foul der leichten Sorte von Lutz gegen Brinsa verwandelte er täuschend, und einen hohen Flugball von Hermesdorf in den Strafraum setzte er gefühlvoll an Dr. Kunter vorbei ins Netz.

Übertroffen in der Gesamwirkung im Mittelfeld aber wurde Papies von Hermesdorf auf seiten der Borussen und bei den Frankfurtern von Nickel und Kalb. Bei Kalb allerdings mit der Einschränkung, daß er sich nicht allzusehr um Deckungsaufgaben kümmerte. Deutlich war das Bemühen des Bundesligisten, nach dem kräftezehrenden Aufbauprogramm den Ball in den Reihen zu halten und so mit geringstem Aufwand die optimale Wirkung zu erzielen. Schließlich wurde auch nahezu das gesamte Aufgebot eingesetzt.

Zeitweise brillierte Frankfurts Kombinationsspiel, auch wurden zahlreiche gutvorbereitete Angriffe mit guten Schüssen abgeschlossen, doch fehlte insgesamt die Konzentration zu einer zielbewußten Spielführung, häuften sich mitunter die Mißverständnisse in der Deckungsreihe. Grabowski verabschiedete sich nach einigen Slalomläufen schon in der 26. Minute auf der rechten Flanke, er wurde von dem forsch attackierenden Rohrbach dann gut und vor allem wirkungsvoll ersetzt. Rohrbach schoß nämlich zwei bildschöne Tore. Insgesamt eine für den frühen Termin durchaus befriedigende Leistung beider Mannschaften. ('Frankfurter Neue Presse' vom 02.08.1971)


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