Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

DFB-Pokal 1969/1970 - Viertelfinale

(Das Spiel wurde wegen der WM erst im Rahmen der Spielzeit 70/71 durchgeführt.)

0:3 (0:3)

Termin: 05.08.1970
Zuschauer: 60.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Bliesransbach).
Tore: 0:1 Winfried Schäfer (8.), 0:2 Helmut Schmidt (19.), 0:3 Klaus Winkler (21.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


  • Karlheinz Volz
  • Helmut Kremers
  • Roland Weida
  • Hans Reich
  • Josef Weilbächer
  • Winfried Schäfer
  • Egon Schmitt,
  • Rudolf Koch
  • Walter Bechtold
  • Helmut Schmidt
  • Klaus Winkler

 

Wechsel Wechsel
  • Horst Gecks für Rudolf Koch (75.)
Trainer Trainer
  • Alfred Schmidt




Kalt erwischt

Die Kickers machten die Sensation im Stadion schon innerhalb der ersten 21 Minuten perfekt. Vier Schüsse waren bis dahin auf das Frankfurter Tor geflogen. Drei davon schlugen hinter Dr. Kunter ein. Daß sich fast die gesamte erste Halbzeit und weite Teile der zweiten in der Hälfte der Gäste abspielten, hatte nur optischen Wert. Die Kickers organisierten Abwehr und Angriff im Stil einer Mannschaft, die sich ihrer Sache sicher war, die den Gegner in Fallen lockte, aus denen die Riederwälder selten Auswege fanden. Freilich ging die Ordnung bei der Eintracht mit jedem Treffer mehr verloren. Nach dem 0:1 rannten die Frankfurter dem Ausgleich nach, wie sie sich nach dem 0:3 noch einmal aufbäumten. Vielleicht fehlte ihnen in mancher Augenblicken das Glück, wahrscheinlich auch von Anbeginn die bessere Wahl beim letzten Mann. Hölzenbein begann als Libero und schien der Ereignissen, die über ihn hereinbrachen, nicht gewachsen. Nachher übernahm Papies die Rolle als letzter Mann, und es bleibt die Feststellung, daß gegen ihn kein Treffer mehr fiel.

Die Kickers zeigten diesmal schon eine bessere Anwendung ihres von Aki Schmidt kreierten neuen Looks. Weida, Schäfer und Helmut Schmidt waren Männer, die aus der Defensive heraus die Ränke schmiedeten, die das Spiel zum Erfolg führten. Winkler war an allen Brennpunkten die Spitze, die sich hart in die Eintracht-Deckung hineinbohrte. Keiner schoß so entschlossen wie er, keiner war so schlecht für die Eintracht-Spieler ausfindig zu machen.

Es schadete den Kickers nicht einmal, daß Bechtold über weite Strecken Mühe hatte, das Tempo zu halten. Dazwischen aber imponierte er mit großartigen Pässen, besonders bei dem Freistoß zum zweiten und wohl entscheidenden Treffer. Als die Kraft Kochs aufgebraucht war, kam Gecks, der vom Rausch des Offenbacher Spiels getragen wurde.

Vorzüglich spielte die gesamte Deckung beim Sieger, die sich oft mit zwei und drei Mann gegen Grabowski zur Wehr setzte und dabei nicht zimperlich war. Der Frankfurter Nationalspieler kämpfte mit einem Mut, der Bewunderung erfordert. Er schickte viele ausgezeichnete Flanken zur Mitte, wo die Kickers jedoch ein starkes Bollwerk errichtet hatten, die Frankfurter aber auch genügend Chancen selbst verpaßten.

Die Leidenschaften ließen die Partie mitunter in garstige Gleise geraten. Schuld trug in erster Linie der schwache Schiedsrichter, der am Anfang eine merkwürdige Regelauffassung und später bei den Auseinandersetzungen keinen Mut zeigte. Weida und Heese waren wohl die größten Hitzköpfe, die das Feuer schürten. Daß sich selbst besonnene Spieler in unschöne Auseinandersetzungen stürzten, konnte fast nicht ausbleiben. Nickel war das Opfer. Bei einem Foul von Helmut Kremers mußte er mit einer tiefen Fleischwunde am Bein weggetragen werden. Um diese Zeit hatte die Eintracht mit ihrem 12. und 13. Mann bereits das Soll erreicht.

Führung nach neun Minuten

Nach vier Minuten wurde der erste Höhepunkt registriert: Reich hatte Lindemann gefoult, Papies legte sich den Ball zurecht, etwa 25 Meter von dem Tor entfernt, doch in die gemächlichen Vorbereitungen hinein sprang Schämer und schoß so scharf und so placiert, daß Volz mit Mühe den Ball zur Ecke lenken konnte. Die Kickers gaben durch ihren Verteidiger Helmut Kremers eine Antwort. Er schoß scharf, Kunter parierte. Die Eintracht hatte Hölzenbein als Verbinder genannt, während er jedoch, wie erwartet, als Libero in der Abwehr stand und Lindemann, der als Libero angesagt war, im Mittelfeld spielte.

Nach neun Minuten gingen die Kickers nach einer exakt geführten Kombination, die von Helmut Schmidt eingeleitet worden war, in Führung. Der Ball kam zu Schäfer, der schoß scharf ins kurze Eck; Kunter berührte den Ball noch, der über seinen Arm hinweg ins Netz sprang. Nach weiteren 10 Minuten war die Eintracht praktisch hoffnungslos geschlagen, denn mittlerweile lag sie 0:3 zurück. Den zweiten Treffer erzielte Helmut Schmidt mit einem Kopfball nach einem Freistoß von Bechtold, bei dem Kunter zaghafte Versuche unternahm, sein Tor zu verlassen, aber nicht genug Mut aufbrachte, um vollends den anstürmenden Helmut Schmidt anzugreifen. Bei seiner Reaktion aber hatte der Torwart überhaupt keine Chance, noch etwas auszurichten. Der nächste Angriff wurde von den Kickers mit dem dritten Treffer abgeschlossen. Ein scheinbar blindlings nach vorn geschlagener Ball erreichte Winkler, der von Hölzenbein angegriffen wurde. Er gewann den Zweikampf, bei dem Wirth noch Spalier stand und schoß flach ein.

3:0 nach der Hälfte der ersten Halbzeit — ein Triumph der Kickers bahnte sich an, der alle Erwartungen sprengte. Dabei spielte die Eintracht überlegen, kam schnell auf 5:0 Ecken und auch zu Chancen, aber Volz gab seiner Elf den souveränen Rückhalt, und Grabowski gewann den Zweikampf gegen Weilbächer nicht deutlich genug, um klare Vorteile gegen eine unter dem Vorsprung selbstbewußt gewordene Abwehr zu erzielen.

Unmittelbar nach dem dritten Treffer hatte Eintrachttrainer Ribbeck neue Direktiven gegeben. Papies rückte in die Abwehr, Hölzenbein in die Verbindung. Mit tumultähnlichen Szenen ging die erste Halbzeit zu Ende. Heftige Duelle zwischen Heese und Helmut Schmidt, zwischen Volz und Grabowski offenbarten eine Nervosität, der der Schiedsrichter kaum gewachsen war.

Wie wenig Mut der Schiedsrichter bewies, zeigte sich sieben Minuten nach dem Wechsel, als Hölzenbein von links in den Strafraum kurvte und Kremers ihn zu Fall brachte. Später übersah der Unparteiische ein ebenso elfmeterreifes Vergehen im Frankfurter Strafraum. Die zaghaften Bemühungen der Eintracht um eine Resultatsverbesserung glich schon der einer mutlosen und geschlagenen Elf.

Die Offenbacher dagegen sprühten und jagten zwischen den Strafräumen einher wie junges Füllen. Außerdem konnten sie auf einen Volz in Superform bauen, der sich besonders bei einen tollen Flachschuß von Nickel bewährte. In de 56. Minute nahmen die Kickers Gecks für Koch ins Spiel. Die Duelle Grabowskis mit zwei oder drei Offenbachern wiederholten sich am rechten Flügel. Aber sie brachten der Eintracht nichts als gelegentliche Freistöße ein. Die Riederwälder schickten später Rohrbach für Lindemann und dann Manfred Wirth für Schämer aufs Feld. De Ex-Göttinger ging an den rechten Flügel, Grabowski rückte nach innen. Aber souveräner blieben die Kickers bei ihren weniger zahlreichen dafür aber klüger und steiler angelegten Vorstößen. In diesen Phasen zeigte Papies als letzter Mann jetzt kühlen Kopf.

Der wesentliche Schlag aber traf die Frankfurter Eintracht, als 20 Minuten vor Schluß Helmut Kremers den Linksaußen Nickel an der Seitenlinie foulte und der Frankfurter anscheinend schwer verletzt mit einer Tragbahre weggebracht werden mußte. So hatte die Eintracht für den Rest der Partie, die nach diesem Zwischenfall wieder härter wurde, nur noch zehn Mann zur Verfügung.

Mit einem krachenden Lattenschuß von Rohrbach in der vorletzten Minute gingen die Bemühungen der Eintracht zu Ende, wenigstens das Ergebnis zu verbessern. Auch vorher stürmte die Eintracht, aber ihr Spiel hatte längst jede Linie verloren, und die Offenbacher spielten planvoller. Der Gast hatte auch die besseren Chancen zu einem weiteren Treffer. Aber die Bemühungen waren viel mehr darauf konzentriert, das Spiel ohne zusätzliche Risiken über die Zeit zu bringen.

Stimmen zum Spiel

Erich Ribbeck (Trainer von Eintracht Frankfurt): „Nach der schnellen Führung der Offenbacher ist es schlecht für uns gelaufen. In der zweiten Halbzeit wurde meine Mannschaft bisweilen ausgespielt; der Gegner hatte uns sicher im Griff. Vielleicht wäre es besser gewesen, von Anfang an Hölzenbein in das Mittelfeld und Papies in die Abwehr zu stellen. Papies hat viel konsequenter gespielt. Zu Kunter ... es ist immer schlecht, wenn ein Torwart gleich bezwungen wird. Leicht verliert er seine Sicherheit. So war es bei ihm."

Kurt Schreiner (derzeitiger Trainer bei Kickers Offenbach): „Die Eintracht ist auf unsere Taktik hereingefallen und blind gekommen. Auch in der zweiten Halbzeit hatten wir klare Konterchancen und hätten durchaus das vierte und fünfte Tor schießen können. Ich kenne die Eintracht: Wenn sie Raum hat, ist sie brandgefährlich. Es tut mir leid um die Härte, die in das Spiel kam, besonders leid um die Verletzung von Nickel. Daß Volz ein Torwart der Extraklasse ist, habe ich schon immer gesagt."

 

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