1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1968/1969 - Achtelfinale

1:0 (1:0)

Termin: 15.02.1969
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Hennig (Duisburg)
Tore: 1:0 Hasebrink (29.)

 

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1. FC Kaiserslautern Eintracht Frankfurt

  • Josef Stabel
  • Dietmar Schwager
  • Otto Rehhagel
  • Ernst Diehl
  • Herwart Koppenhöfer
  • Jürgen Rumor
  • Otto Geisert
  • Jürgen Friedrich
  • Heinz-Dieter Hasebrink
  • Gerhard Kentschke
  • Bernd Windhausen

 


 

Wechsel
  • Heinz-Dieter Hansing für Bernd Windhausen (79.)
Wechsel
Trainer
  • Egon Piechaczek
Trainer

 

Ausgekontert

Im Achtelfinale des DFB-Pokals gibt es ein Duell zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und der Frankfurter Eintracht. Die Begegnung gewinnt zusätzlich an Reiz, weil bei den Pfälzern seit Saisonbeginn der langjährige Eintrachtspieler Jürgen Friedrich in Lohn und Brot steht. Friedrich erhielt bei der finanziell klammen Eintracht wie Peter Blusch, den es nach Köln zog, keinen neuen Vertrag. „Am Ende mussten wir über den Punkt froh sein“, gab Jürgen Friedrich am letzten Wochenende nach dem 1:1 gegen den amtierenden Deutschen Meister aus Nürnberg zu, der weiterhin auf dem Betzenberg nicht gewinnen kann und das Tabellenende ziert. Die sonst so heimstarken Lauterer, die das vorhergehende Heimspiel gegen den BVB sogar mit 1:2 verloren hat, stehen allerdings mit 19:25 Punkten nur einen Zähler besser als der Tabellenvorletzte, der 1. FC Köln. Die Eintracht rangiert mit 18:26 zwar noch auf dem 15. Platz, aber eben auch punktgleich mit den Kölnern.

Die Eintracht ist im Umbruch. Neben Friedrich und Blusch wurden auch Istvan Sztani und Wolfgang Solz aus dem Kader der Riederwälder entfernt, Schlussmann Peter Kunter allerdings akzeptierte die Kündigung der Eintracht nicht und verwies – am Ende mit Erfolg – auf seinen gültigen Kontrakt. Gegen Lautern hütet er übrigens anstelle des Stammkeepers Tilkowski sogar wieder das Tor, nachdem er den ehemaligen Nationaltorwart ab dem 6. Spieltag bis zum Ende der Hinrunde verdrängt hatte. Ansonsten setzt die klamme Eintracht notgedrungen verstärkt auf junge Spieler wie Jürgen Grabowski und Walter Bechtold, die bereits zum Stammpersonal gehört haben, und Talente wie Bernd Hölzenbein und Bernd Nickel, die in der letzten Saison zumeist noch in der Amateurmannschaft der Eintracht zum Einsatz gekommen sind. Aus der zweiten Mannschaft und dem eigenen Nachwuchs sind auch Jürgen Kalb und Gert Trinklein in den Profi-Kader aufgerückt. Erich Ribbeck, mit 31 Jahren das Küken unter den Bundesligatrainern, hat den erfahrenen - und teureren - Elek Schwartz im Sommer abgelöst und soll aus dieser Truppe eine schlagkräftige Mannschaft formen, was ihm bisher noch nicht gelungen ist: Die Eintracht steckt im Tabellenkeller.

Auf dem Betzenberg rechnet er sich dennoch Chancen auf ein Weiterkommen aus, obwohl die Frankfurter dort zuletzt im Dezember 1964 siegen konnten. 1:0 hieß es damals, nachdem Dietmar Schwager im Strafraum ein Handspiel unterlaufen war und Willi Huberts den folgenden Elfmeter verwandelte. Schwager ist aufseiten der Pfälzer der Einzige, der damals schon mit von der Partie war, während bei der Eintracht neben Huberts auch Friedel Lutz noch dabei ist. Eine erneute Bewährungschance erhält der im Sommer 1967 vom VfL Wolfsburg zur Eintracht gewechselte Hermann-Dieter Bellut, der vor 11 Tagen in der ersten Pokalrunde beim 6:2 gegen den BVB drei Tore geschossen hat. Zuvor hat Bellut in 29 Pflichtspielen insgesamt nur zwei Treffer erzielen können.

Die Gäste aus Frankfurt sind auf dem schneebedeckten Rasen des Betzenbergs überraschenderweise sofort die dominante Mannschaft, doch ihr Kombinationsspiel ist auf diesem Untergrund nicht das probate Mittel, um zu Torchancen zu kommen. Huberts, der mit seinem sicheren Passspiel aus der Abwehr heraus die Angriffe organisiert, sowie Kalb und Lothar Schämer sorgen für ein Übergewicht im Mittelfeld, doch in den Sturm gelangen die Bälle nicht. Otto Rehhagel und Ernst Diehl haben deshalb kaum Probleme, die beiden Spitzen Bellut und Grabowski unter Kontrolle zu bringen.

Es mag sein, dass die spielerische Überlegenheit die Frankfurter in einer trügerischen Sicherheit wiegt, denn nach einer knappen halben Stunde mangelt es den Mannen Ribbecks an Konzentration und Kampfkraft. Die Konterchance, die sich den Lauterern bietet, nutzen die Hausherren eiskalt. Direkt und schnell tragen Kentschke und Geisert den Angriff vor das Tor von Kunter, wo Heinz-Dieter Hasebrink zur Freude der 4.000 Zuschauer dem Torwart der Eintracht keine Abwehrchance lässt. Hasebrink, der im Sommer ’67 von Rot-Weiss Essen in die Pfalz wechselte, ist zurzeit immer für ein Tor gut. In den letzten beiden Bundesligaspielen gegen Nürnberg und in Köln schoss er jeweils das einzige Lauterer Tor und vor fünf Wochen beim 3:1 gegen Bayern München sogar zwei.

Zu dem raumgreifenden Direktspiel Lauterer Prägung ist die Eintracht nicht in der Lage. Nickel, Grabowski und auch Bellut übertreiben es mit den Einzelaktionen, das letzte Dribbling ist immer eines zu viel. Die Abwehr der Pfälzer kann sich bei diesem Tempo in aller Ruhe ordnen, der zuletzt schwächelnde Schwager gewinnt sichtlich an Selbstvertrauen und im Mittelfeld überzeugt der vom 1. FC Köln gekommene Jürgen Rumor mit seiner Kampfkraft. Und während bei den Hessen Schusschancen Seltenheitswert haben, klatscht noch vor dem Seitenwechsel Windhausens Schuss an die Latte.

Die Kaiserslauterer agieren unter den gegebenen Verhältnissen wesentlich gewitzter und routinierter als die Gäste. Nach einem weiteren blitzschnellen Konter hat Hasebrink die Chance zu seinem zweiten Treffer, doch sein Kopfball rasiert nur den Pfosten von Kunters Kasten. Auf der Gegenseite fasst sich Bechtold in der 62. Minute ein Herz und mit der besten, weil einzigen echten Stürmerleistung der Frankfurter schafft er es fast, dem Spiel eine Wende zu geben. Die bleibt aber aus, denn auch Bechtold trifft nur das Torgestänge.

Beide Mannschaften zeigen eine erstaunliche Kondition auf dem tiefen Schneegeläuf, bleiben aber trotz des Pokalkampfes erstaunlich fair. In der letzten Viertelstunde setzen die Frankfurter alles auf eine Karte und deuten an, was möglich gewesen wäre, wenn man sich schon früher auf eine andere Gangart und Spielweise eingelassen hätte. Besonders Huberts rückt jetzt energisch nach und versucht mit klugen Pässen, eine Bresche in Kaiserslauterns Deckung zu schlagen. Aber die Sturmspitzen drängen dabei immer noch zu sehr in die Mitte, wo die Pfälzer messerscharf decken und in den Zweikämpfen meist Sieger blieben.

Stürmer Oskar Lotz, der für Verteidiger Lutz in der 82. Minute eingewechselt wird, ist Trainer Ribbecks letzte Trumpfkarte. Ende Januar hat Lotz im Rückspiel des Messepokals gegen Atletico Bilbao getroffen. Aber es ist nicht die Saison von Lotz, dem in der Liga nur zwei Treffer bei der 2:4-Niederlage gegen seinen alten Verein gelangen, und der auch heute ohne Erfolgserlebnis bleibt. Die Eintracht unterliegt mit 0:1 und scheidet nach dem Messepokal auch aus dem DFB-Pokal aus.

„Dieser Sieg wird die Moral meiner Mannschaft doch entscheidend untermauern“, freut sich Kaiserslauterns Trainer Egon Piechaczek und lobt einige seiner Akteure besonders: „Die aufsteigende Form von Kentschke und Schwager stimmt mich zuversichtlich. Rumor wird neben Friedrich doch zu einem sehr zuverlässigen Mittelfeldmann.“ „Ich vergesse aber bei diesem Erfolg keineswegs, dass noch manche Unebenheiten ausgebügelt werden müssen, wobei ich besonders an das Auslassen einiger guter Tormöglichkeiten denke, die bei klarerem Kopf meiner Stürmer eine deutlichere Tordifferenz hätten ergeben können“, kritisiert er seine Elf und legt bei den Gästen die Finger in die bekannte Wunde: „Die Frankfurter, die ich schon in ihrem Pokalfight gegen Dortmund beobachtete, haben gut, aber zweifellos zu umständlich gespielt. Die Konterchance, zu der man uns einlud, wussten wir zu nutzen.“

„Wir wollten keineswegs unsere Pokalhoffnungen schon heute begraben“, ist Erich Ribbeck enttäuscht und stimmt seinem Trainerkollegen zu: „Meine Mannschaft spielte auf dem schweren Schneeboden zu viel Klein-Klein. Dort, wo es gar nicht angebracht war, gab es immer wieder noch ein kleines Privatspielchen meiner Stürmer. Deshalb brauchen wir uns nicht zu wundern, dass uns kein Tor gelang.“ Und am nächsten Wochenende wird das Toreschießen beim Tabellenführer Bayern München sicher nicht einfacher … (rs)

 

 

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