Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Bundesliga 1968/1969 - 12. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: Mi 30.10.1968, 20:00 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Bliesransbach)
Tore: 0:1 Herbert Laumen (45.), 1:1 Wilhelm Huberts (59.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Borussia Mönchengladbach

 


  • Volker Danner
  • Hartwig Bleidick
  • Erwin Spinnler
  • Egon Milder
  • Rudolf Pöggeler
  • Günter Netzer
  • Berti Vogts
  • Klaus Ackermann
  • Herbert Wimmer
  • Horst Köppel
  • Herbert Laumen

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Hennes Weisweiler



Kalb war der bessere Netzer

Aus dem erhofften Eintracht-Sieg wurde nichts. Mönchengladbachs erster Punktgewinn im Frankfurter Stadion trug alle Züge des Glücks. Aber am Ende war man im Frankfurter Lager noch froh, daß keiner der gelegentlichen Konter der Gäste noch zu einer Niederlage führte. Die Westdeutschen waren kurz vor der Pause durch Laumens Kopfball in einer der wenigen Pannen der Frankfurter Abwehr zum Führungstor gekommen. Sie beschränkten sich vorerst auf das Halten des Vorsprungs, und nach dem Ausgleich durch Huberts in der 59. Minute auf das Halten des Unentschiedens. Es fiel ihnen nicht einmal sonderlich schwer. Bei Eintrachts lahmenden Flügelstürmern Lotz und Nickel und einem nie aus dem Schatten von Bleidick heraustretenden Bechtold kam Torwart Danner von Mönchengladbach nicht einmal in große Nöte. Nur ein unverhoffter Drehschuß Hölzenbeins kurz vor Schluß ließ die Eintracht noch hoffen, aber keiner war da, den erfolgreichen Nachschuß aus zwei Metern anzubringen. Die erfreulichste Erscheinung des Abends wurde der junge Eintracht-Spieler Kalb. Er war als direkter Gegner für Netzer vorgesehen, doch Kalb spielte die Rolle, die man von dem großen Star der Mönchengladbacher erwartet hatte. Netzer war sich wahrscheinlich zu gut, um dem jungen Mann zu folgen.

In ungewohnt knallgelben Hemden präsentierte sich die Eintracht im nebelverhangenen Waldstadion. Auch Bundestrainer Schön war unter den erwartungsfrohen Zuschauern. Die Riederwälder erwischten den besseren Start, und sogleich betätigte sich Verteidiger Jusufi in seiner so sehr geliebten Offensivrolle. Er sorgte für die erste spannungsgeladene Situation, als er eine hohe Flanke auf das Mönchengladbacher Gehäuse zog. Danner berechnete den Ball nicht richtig und hatte Glück, daß der Ball nur auf der Latte landete. Der Gast brauchte eine ganze Zeit, um sich zu orientieren. Doch bevor die Männer um Netzer überhaupt an den ersten Gegenangriff dachten, hatte die Eintracht während ihrer Anfangsüberlegenheit nicht entschlossen zugepackt. Erst nach einer Viertelstunde begann Netzer die ersten brauchbaren Pässe zu verschicken. Der Nationalspieler bewegte sich auf der Höhe des jungen Kalb im Mittelfeld. Beide ließen sich viele Freiheiten, wobei es doch sehr verwunderte, daß die Eintracht für diesen großen Spielmacher keinen konsequenteren Bewacher vorgesehen hatte.

Kalb schaltete sich forsch in seinen Angriff ein und ließ sich von seinem berühmten Gegenspieler nicht schrecken. Er brachte sogar zunächst mehr Impulse ins Spiel als der Mönchengladbacher. Auch Wirth als Stopper, der Lutz auf den linken Verteidigerposten abgedrängt hatte, imponierte durch Ruhe und Übersicht. Dennoch mußte Kunter bei einem Vorstoß Laumens und einem strammen Schuß von Vogts mächtig aufpassen. Nach Ablauf einer halben Stunde waren große Dinge noch nicht geschehen und die Stimmung noch nicht recht angeheizt. Zu dieser Zeit trat Scharfschütze Bechtold erstmals in Aktion. Aber sein kraftvoll abgefeuerter Flachschuß rauschte knapp am Pfosten vorbei.

Dieser Bechtold-Schuß ließ das Volk im Stadion wieder etwas hoffen. Aber die zaghaften Anfeuerungsrufe rissen die Eintracht nicht zu größeren Taten empor. Vorerst mußten die Riederwälder die bisher größte Gefahr bei einem Konterstoß von Ackermann abwehren. Der Linksaußen der Gäste hatte schon alle Sperren überwunden, aber Kunter löste sich rechtzeitig von der Linie, und Verfolger Wirth kam Ackermann noch vor dem Schuß in die Quere. Der auffallendste Spieler der Eintracht blieb Kalb, die auffallendste Chance vergab Lotz, der sich zu spät in einen Schrägschuß von Nickel warf.

Die Mönchengladbacher überbrückten dank der Vorlagen von Netzer und Vogts die Räume besser. Die Eintracht brauchte doppelt so viele Züge und verhedderte sich regelmäßig, je näher sie dem Strafraum der Westdeutschen kam. Manchmal kamen freilich auch die Mönchengladbacher in ihrem Bereich in Schwierigkeiten, so, als sie einen Freistoß von Jusufi nicht wegbrachten, bei dem allerdings auch die Frankfurter in großer Zahl die Lage nicht erfassen konnten. Großen Ärger gab es mit dem ohnehin schwachen Schiedsrichter Biwersi, der selbst nicht pfiff, als der letzte Besucher sah, daß Bleidick Bechtold beim Solo am Arm festhielt.

Der leichte Eintrachtaufschwung machte sich im letzten Teil der ersten Halbzeit lediglich durch die größere Anzahl von Eckbällen bemerkbar. Die Konterstöße der Mönchengladbacher blieben und führten überraschend zwei Minuten vor der Pause zum Führungstreffer. Am rechten Flügel überspielte Köppel Lutz, seine Flanke kam fünf Meter vor dem Tor herunter, wo Kunter nicht rechtzeitig eingriff und Laumen mit dem Kopf seinen ersten Treffer nach vielen Wochen erzielte.

Unfreundlich wurde die Eintracht zum zweiten Durchgang empfangen. Doch schon bald verstummten die Pfiffe, denn die Frankfurter verschärften die Gangart merklich. Und mit einem zuvor so sehr vermißten Schwung brachten die Riederwälder nun endlich Dramatik in die eine Halbzeit lang lahmende Partie. Sofort stellten sich Ausgleichschancen in Fülle ein. Die größte verdarb der völlig unbedrängte Hölzenbein, als ihm ein Freistoß von Jusufi vor die Füße rollte und er aus wenigen Metern hoch über die Latte knallte. Noch einige reife Sachen blieben unvollendet. Dennoch ließ die glücklose Eintracht nicht locker. Die brauchbarsten Aktionen bereitete Kalb vor, der das Mittelfeld immer souveräner kontrollierte. Nach 59 Minuten kassierte dann die Eintracht den Lohn für ihre starke kämpferische Leistung in der zweiten Halbzeit. Mitten im Abwehrdickicht der Borussen feuerte Huberts einen Paß von Lotz zum 1:1 in die Maschen. Aber der Ausgleich ließ die Frankfurter nicht rasten. Doch auch die Westdeutschen wurden nach diesem Schock wieder munterer, gaben ihre starre Defensivhaltung auf und starteten zu harten Kontern. Der vom Volk lautstark geforderte Schämer wurde in der 65. Minute aufs Feld geholt. Er sollte der um den Sieg ringenden Eintracht noch mehr Druck verleihen. Ihm mußte Lutz weichen.

Über die Endphase aber konnte das scharfe Tempo nicht konserviert werden. Gegen Schluß kehrten nach einer turbulenten halben Stunde wieder ruhigere Gezeiten ein und alles lief auf ein Remis hinaus. Noch einmal jedoch benötigten die Gladbacher eine Riesendosis Glück, ehe ihr Punkt gerettet war. Der meist blasse Nickel hatte in der 86. Minute eine Sternsekunde, in der ihm ein prächtiger Haken um Pöggeler mit einer abschließenden Musterflanke gelang. Hölzenbein setzte zum Direktschuß an und Danner reagierte mit seiner stärksten Parade. Damit hatte das 1:1 endgültig Bestand. Bei der gar nicht meisterlichen Form der Gäste hätte es für die Eintracht mehr werden müssen. Doch eine starke halbe Stunde der Riederwälder war für den Sieg einfach zuwenig.

So lief das meiste beim Gastgeber über Kalb, aber oft suchte er vergebens nach anspielbaren Leuten. In der Nähe des Gästestrafraumes stand bei jedem Eintrachtler ein Gegenspieler, und in den Zweikämpfen zogen die Frankfurter meistens den kürzeren. Die Eintracht-Abwehr, mit Lutz als Außenverteidiger und Wirth in der Mitte leicht verändert, stand ihren Mann. Jusufi fand noch genügend Zeit und Platz, um nach vorn zu marschieren. Der in der 65. Minute eintretende Schämer (für Lutz) fand jedoch kaum eine Lücke zu erfolgreichen Weitschüssen.

 

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