Nationalmannschaft Frankreich - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1965/1966

2:2 (1:1)

Termin: 25.08.1965 in Straßburg (Flutlichtspiel)
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Dieter Stinka (23.), 1:1 Hauser (31.), 2:1 Combin (47.), 2:2 Wolfgang Solz (78.)

 

 

>> Spielbericht <<

Nationalmannschaft Frankreich Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
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Trainer
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Eintracht war Frankreichs Nationalelf ebenbürtig

Frankreich — Eintracht Frankfurt 2:2 (1:1)

Die Partie wurde nicht nur zu einem vielsagenden Test für die Franzosen, die erkennen mußten, daß ihrem Angriff noch viel Durchschlagskraft fehlt, sondern auch für die Frankfurter Eintracht, die mit Freude die Gelegenheit wahrnahm, das 4-2-4 von Elek Schwartz unter Wettspielbedingungen noch einmal zu erproben. Elek Schwartz konnte zufrieden sein: Seine Mannschaft hat spielerisch einen sehr guten Eindruck gemacht.

Als Säulen der Hintermannschaft glänzten Kunter und der gegen den französischen Angriffsregisseur Combin sich gut behauptende Lutz, sowie der erfahrene Höfer. Lindner machte im Mittelfeld eine ausgezeichnete Figur, während dem Angriff ein Stoßkeil in der Mitte fehlte. Weder Stein noch Huberts wurden dieser Rolle gerecht. Solz hingegen zeigte nach einiger Anlaufzeit beträchtliche Durchschlagskraft. ('Fußball-Sport' vom 30.08.1965)

 

 


 

 

Die alten Freunde des Elek Schwartz

Frankfurts Trainer in der Stadt seiner Spielererfolge

"Ça va, Elek?" Und: „Nun, Herr Schwartz, wie steht's?" So hörte man's am Mittwochnachmittag im Foyer des Hotels Terminus in Straßburg bald jedes Mal, wenn die Hoteltür aufging. Und so, als wäre er gerade aus vierzehntägigem Urlaub wieder nach Hause zurückgekommen, schüttelten die Besucher dem Trainer der Frankfurter Eintracht die Hand und begannen mit ihm zu fachsimpeln. Im leicht singenden Tonfall des elsässischen Dialekts oder im temperamentvolleren Französisch. Elek Schwartz bereitete es sichtlich Freude, schon gleich im Anfang seiner Frankfurter Tätigkeit seine Mannschaft in Straßburg vorstellen zu können, der Stadt, in der er vor bald 30 Jahren seine größten Erfolge als aktiver Fußballer feierte. „Ein großartiger Verteidiger, so, wie euer Münzenberg damals", erzählte mir einer, der mit ihm damals in der Racingmannschaft spielte.

Immer größer wurde der Kreis um ihn. Bald ein Dutzend französischer Journalisten darunter. Sie fragten ihn vor allem über Benfica Lissabon, seine letzte Trainerstation, aus.

Elek Schwartz (im Stadionprogramm mit einem besonderen Artikel begrüßt) aber dachte mehr an das bevorstehende Spiel. „Hauptsache, wir enttäuschen hier nicht, zwei Tore wären ganz schön!" Und er beschwor seine Spieler, mehr Kampfgeist zu zeigen, als vier Tage zuvor in München. „Das erste Tor hat die Mannschaft völlig gelähmt, wie kann so etwas möglich sein? Das hat doch nichts mit dem System zu tun!" Und zu Dieter Lindner: „In der ganzen Welt sind die deutschen Spieler vor allem durch ihren Kampfgeist gefürchtet. Frankfurt liegt doch auch in Deutschland, scheint aber eine Ausnahme zu sein!"

Nun, im Meinau-Stadion, vor gut 20.000 Zuschauern - unter ihnen etwa 2000 aus dem nahen Südbaden — holte sich die Eintracht dann viel Beifall, weil sie über das Spielen nicht das Kämpfen vergaß, wie einige der offensichtlich auf „Schonung" spielenden französischen Nationalkandidaten. Die Eintracht schoß die zwei Tore (Stinka und Solz), die Elek Schwartz erhoffte, spielte 2:2, wenn auch manches nicht so klappte, wie es Schwartz von seiner Mannschaft wünscht. Immerhin wuchs der neuverpflichtete „Ersatztorhüter" Peter Kunter zum großen, beifallumrauschten Rückhalt der Abwehr und zeigte Solz, daß er auch kämpfen kann, ohne dabei gleich blindwütig zu werden. Und den jungen Grabowski hatte Henri Guerin, der französische Verbandskapitän, am liebsten gleich dabehalten und ins blaue Trikot der "Equipe de France" gesteckt. Für ihn gab es nicht viel positive Erkenntnisse an diesem Abend. Bestenfalls die, daß sich die Bemühungen um die Freigabe des in Argentinien geborenen, von Indianern abstammenden, für den italienischen FC Varese spielenden französischen Staatsbürger Nestor Combin gelohnt haben. Nur: Combin, jahrelang die „Schießbude" von Olympique Lyon (Schnoor lernte seine Schußgewalt im Europapokal kennen!), hat sich zum Dirigenten gemausert, darüber aber die Explosivität eingebüßt. Er servierte herrliche Vorlagen (die niemand nutzte), bei der Schußabgabe aber zögerte er viel zu sehr.

Die Franzosen haben vor ihren entscheidenden WM-Qualifikationsspielen gegen Norwegen (Oslo), Jugoslawien (Paris) und Luxemburg große Sorgen. Es fehlen Stürmer, die Tore schießen. Ungläubiges Staunen erregte ich bei einigen französischen Kollegen, als ich sie mit der Bemerkung trösten wollte, auch Helmut Schön habe ähnliche Sorgen. „Was, wo ihr solche Stürmer habt wie Uwe Seeler, Brunnenmeier, Rodekamp (den noch keiner von ihnen gesehen hat) oder Hornig und Overath? Hätten wir doch nur einen von ihnen!" Combin kam übrigens erst am Mittwochnachmittag in Straßburg an, später als die Eintracht. Uber seine Freigabe erzählte er, daß Varese ihn für das Wochentags-Länderspiel in Oslo freigeben wird, die italienische Liga aber noch nicht zugestimmt habe. „Hoffentlich macht die Liga mir keinen Strich durch die Rechnung, wenn jetzt Anträge für die ganzen Schweden und Deutschen kommen und die Liga dann, um keinen zu bevorzugen, alle ablehnt!" ('Kicker' vom 30.08.1965)

 

 

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