Stadtauswahl Bloemfontein - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1963/1964

3:6 (1:3)

Termin: 17.06.1964 (Südafrikareise)
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 (5.), 1:1 Erwin Stein (23.), 1:2 Horst Trimhold (30.), 1:3 Jürgen Friedrich (40.), 2:3 (50.), 2:4 Jürgen Friedrich (58.), 3:4 (59.), 3:5 Jürgen Friedrich (60.), 3:6 (66.) Willi Herbert

>> Spielbericht <<

Stadtauswahl Bloemfontein Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
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Trainer
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Eintrachts Irrfahrten in Afrikas Schnee

Spiel in Bloemfontain 6:3 gewonnen / Windhuk nicht erreicht, jetzt in Kapstadt gelandet

Nach einer durch Schneestürme bedingten Odyssee ist Eintracht Frankfurt am Samstag in Kapstadt gelandet, während zur gleichen Zeit in der südwestafrikanischen Hauptstadt Windhuk das für Samstag vorgesehene Spiel gegen eine südwestafrikanische Auswahl abgesagt werden mußte. Die größte Kältewelle des Jahrhunderts in Südafrika hatte den Flugverkehr nahezu zum Erliegen gebracht, die Frankfurter zu kurzfristigen Umdispositionen gezwungen und vorübergehend völlige Unklarheit über den Verbleib der Eintracht verursacht. Am Mittwoch hatte die Eintracht ihr erstes Spiel der Afrika-Reise in Bloemfontain 6:3 gewonnen.

Weder in Windhuk, wo über 2000 von weither zugereisten Fußballanhängern das Eintrittsgeld zurückgezahlt werden mußte, noch in Johannesburg hatten Fußballfunktionäre Licht in das Dunkel über den Verbleib der Eintracht bringen können. Die Frankfurter sollten nach ihrem 6:3-Sieg über die Auswahl des Oranje-Freistaates am Donnerstag von Johannesburg nach Windhuk fliegen.

In Johannesburg wurde berichtet, die Frankfurter Mannschaft habe sich einen Omnibus gemietet, um auf dem Landweg nach Windhuk zu gelangen, was von Einheimischen als gewagtes Abenteuer angesehen wurde. Die schlechten Straßen über 1500 km gelten nach schweren Regenfällen als kaum passierbar.

Alle Unklarheiten wurden schließlich beseitigt, als die Frankfurter plötzlich von Bloemfontain kommend in Kapstadt landeten, wo sie am Montag zu dem vereinbarten Spiel antreten. Das Spiel in Windhuk soll kurz vor der Heimreise nachgeholt werden.

Telefon aus Südafrika

DNS sprach mit der Eintracht

Am Donnerstag gegen 13.30 Uhr klingelte das Telefon. „Sie werden aus Broemen in Südafrika verlangt", sagte die Dame vom Ausland-Fernamt aufgeregt. Wenige Sekunden später erhielten wir den ersten Reise- und Spielbericht der Frankfurter Eintracht direkt aus dem schwarzen Erdteil. Ueber Tausende von Kilometer Entfernung nahm sich unser Gespräch, wie aus dem Nachbarhaus geführt, aus. Manchmal mußten wir einwerfen: „Nicht so laut sprechen, sonst dröhnt es bei uns."

Schließlich erfuhren wir, daß die Eintracht vor 4000 Zuschauern bei vier Grad Wärme gegen die Auswahl des Freistaats Oranje 6:3 (3:1) gewonnen hatte, daß es „tiefer Winter" in Afrika sei und die Spieler die Umstellung vom heißen Stuttgarter Stadionkessel in die kühle afrikanische Kampfbahn gut vertragen hatten.

Der Gegner war eine Auswahl des Oranje-Freistaats. Doch wer Farbige in Fußballstiefeln vermutete, der hatte sich getäuscht. Es waren ausschließlich Nachkommen von Briten. Viele Schotten einige Iren, einige Engländer. Welchen Stil diese Elf spielte, ist wohl klar. Es regnete zu Beginn heftig, und die Steilvorlagen fegten über den nassen Platz. Bis zur 23. Minute führten die Gastgeber auch, bis die Eintracht eingestellt war.

Dann kam die große Zeit des blonden Trimhold, der als bester Stürmer die Minen legte, die der dreifache Torschütze Friedrich und der Linksaußen Kraus dann zur Entzündung brachten. Bis zum Seitenwechsel stand es dann 3:1 für die Riederwälder. Noch zweimal nach dem Wechsel erfuhren die Frankfurter Spieler, daß die Auswahl durchaus nicht gewillt war, aufzustecken. Sie holte auf 3:2 und dann auf 4:3 auf. Erst mit dem fünften Tor nach einer Stunde war praktisch die Entscheidung gefallen.

Da mit Lutz, Schämer, Lindner und Horn eine Anzahl Spieler aus verschiedenen Gründen zu Hause bleiben mußten und Huberts nach seinem Stuttgarter Hitzschlag noch geschont wurde, kamen Eigenbrodt, Weber, Kreß und Friedrich wieder zum Zug. Die Eintracht spielte mit Loy; Eigenbrodt, Höfer; Weber, Landerer, Stinka; Kreß, Friedrich, Stein (Herbert), Trimhold und Kraus, wobei besonders Friedrich mit sehr eindrucksvollen Torschüssen auffiel.

Am Morgen nach dem Spiel, so erfuhren wir noch bei unserem Telefonat mit Südafrika, war Schnee gefallen, der erste seit über 50 Jahren. Die Eintracht mußte wieder umkehren und verschob ihren Flug nach Windhuk um einen Tag. Aber schließlich kam sie (siehe oben) gar nicht nach Windhuk. Sie spielt nun am heutigen Abend in Kapstadt gegen eine Auswahl. (aus 'Der neue Sport' vom 22.06.1964)

 

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