Eintracht Frankfurt - 1860 München

Bundesliga 1963/1964 - 12. Spieltag

5:2 (2:1)

Termin: Sa 23.11.1963 17:00
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Kurt Tschenscher (Heidelberg)
Tore: 1:0 Helmut Kraus (11.), 1:1 Engelbert Kraus (14.), 2:1 Alfred Horn (18.), 3:1 Erwin Stein (57.), 4:1 Erwin Stein (62.), 4:2 Alfons Stemmer (69., Elfmeter), 5:2 Richard Kreß (71.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt
1860 München

 


  • Petar Radenkovic
  • Rudolf Steiner
  • Manfred Wagner
  • Otto Luttrop
  • Alfons Stemmer
  • Rudolf Brunnenmeier
  • Hans Reich
  • Engelbert Kraus
  • Hans Küppers
  • Wilfried Kohlars
  • Werner Anzill

 

Trainer Trainer
  • Max Merkel

Der Stein kommt ins Rollen

In Frankfurt, der Stadt des Hauptquartiers der US-Armee in Deutschland, überlagert ein Thema alles: Am gestrigen Freitag ist im texanischen Dallas der amerikanische Präsident Kennedy einem Anschlag zum Opfer gefallen.

Es fällt schwer, sich an diesem Samstagabend auf Fußball zu freuen, die Spieler der beiden Teams im gesicherten Mittelfeld versuchen aber alles, um zur Ablenkung aus dem Alltag beizutragen: Die Vielzahl der heutigen Offensivaktionen hätte leicht für zwei Bundesligapartien ausgereicht. Insbesondere die Eintrachtstürmer tun sich hervor: Schwungvolle Sololäufe von Richard Kreß, wunderbare Technik von Wolfgang Solz und vor allem schnelles, kraftvolles Spiel von Erwin Stein, der heute mit Selbstvertrauen und Mut zum Risiko von der kompletten Löwenabwehr nicht zu bändigen ist.

Vor dieser gut geölten Angriffsmaschinerie muss die Münchner Abwehr um Torwart Radenkovic schnell kapitulieren: Einmal kann "Radi" einen Schuss von Kreß bereits in der vierten Spielminute mit einer Blitzreaktion noch abwehren, als sich aber Erwin Stein in der 11.Spielminute zum wiederholten Male von seinem Sonderbewacher Reich absetzt und scharf vor das Tor flankt, steht der aufgerückte Läufer Helmut Kraus - Neuzugang von Schweinfurt 05, heute im Team für Trimhold - völlig frei, drückt unbehindert zur 1:0-Führung ein und macht sich damit selbst ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk.

Das Defensivkonzept der Löwen ist damit früh über den Haufen geworfen; aber die Elf, die sich im letzten Auswärtsspiel bei Preußen Münster ein 0:0 ermauerte, hat auch einen Spieler namens Kraus in ihren Reihen, Berti Kraus, wieselflinker Flügelstürmer, spritzig im Antritt und trickreich im Dribbling. Als einziger Münchner kann er heute der Angriffsqualität der Eintrachtler etwas entgegensetzen. Und er schlägt auch Zählbares heraus: Sololauf in der 14. Spielminute, Höfer kann ihn nicht halten, Horn steht zu weit ab, selbst der schnelle Lutz kann nicht mehr eingreifen - 1:1.

Lange aber müssen sich die Eintrachtfans nicht grämen: Die Sportgemeinde übernimmt gleich wieder die Regie, legt den Hebel um und hat auch etwas Glück. Der aufgerückte Alfred Horn zieht aus der Distanz beherzt ab, ein Münchner lenkt den Ball in die andere Richtung und Radenkovic muss den Ball zum zweiten Mal aus seinem Netz holen - 2:1 in der 18.Spielminute. Augenscheinlich ist noch ein zweiter Hebel umgelegt worden - Unterbrechung nach Ausfall des Flutlichts; etwas über 20 Minuten dauert es, ehe das Spiel fortgesetzt werden kann.

Der Wechsel bringt dann keine grundsätzliche Neuausrichtung der Partie: die Eintracht bleibt feldüberlegen und muss nur eine knifflige Situation überstehen, als Kohlars aus 10 Meter voll abziehen kann. Egon Loy aber pariert prächtig und der Gegenstoß führt durch einen Flachschuss von Stein direkt von der Strafraumgrenze zur 3:1-Führung, notiert wird die 57. Spielminute.

Noch während die Löwen nach einer Strategie für die restliche Spielzeit suchen, entscheidet Erwin Stein die Begegnung endgültig: Richard Kreß geht auf dem rechten Flügel auf und davon, in der Mitte verlieren die Verteidiger Reich und Stemmer Erwin Stein zum wiederholten Male aus dem Blickfeld und als sie ihn wiederfinden, hat er schon zugeschlagen - 4:1 in der 62. Spielminute.

Auf der Gegenseite wehrt sich im Grunde nur Berti Kraus, der aber ist nach einer Stunde schon angeschlagen und kann nur noch mit halber Kraft agieren. So benötigen die 60´er schon die Unterstützung der Eintracht, um noch ein kleines Erfolgserlebnis mit nach Hause zu nehmen: Kohlars erhält bei einem der wenig gewordenen Löwenangriffe den Ball, dringt in den 16-Meter-Raum ein, kommt aber nicht durch und wendet sich schon wieder aus dem Strafraum heraus, als ihn der Eintrachtler Kraus ungestüm zu Fall bringt. Den fälligen Strafstoß verwandelt Stemmer in der 69. Spielminute zum 4:2.

Gleichwohl haben die Münchner keine echte Siegchance mehr, schon zwei Minuten später schaltet Kreß gedankenschnell, erläuft sich eine Kopfballrückgabe vor Radenkovic und erzielt leicht das 5:2 (71. Spielminute). Anschließend setzt Brunnenmeier noch einen Kopfball knapp über die Latte (78.) und kurz vor dem Schluss kann Solz nach Solo und Maßvorlage von Kreß nicht verwandeln (84.) - am Ergebnis ändert sich nichts mehr.

Der Münchner Trainer Merkel beklagt anschließend das geringe taktische Geschick seiner Elf, die sich schwere Abwehrfehler erlaubte. Trainer Horvat, der seinen Chef Osswald in dessen Rekonvaleszenz gut vertritt, freut sich dagegen über das Debüt von Landerer, der die Abwehr merklich stabilisierte und über die wiedergefundene Heimstärke der Eintracht. (ae)

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