Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

Bundesliga 1963/1964 - 7. Spieltag

2:1 (2:1)

Termin: Sa 12.10.1963 15:30
Zuschauer: 41.000
Schiedsrichter: Helmut Fritz (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Wilhelm Huberts (16.), 2:0 Horst Trimhold (32.), 2:1 Christian Müller (42.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Fritz Ewert
  • Fritz Pott
  • Anton Regh
  • Helmut Benthaus
  • Leo Wilden
  • Christian Müller
  • Matthias Hemmersbach
  • Hans Sturm
  • Wolfgang Overath
  • Hans Schäfer
  • Heinz Hornig

 

Trainer Trainer
  • Georg Knöpfle

Der Spitzenreiter wird besiegt

Samstag, 15.30 Uhr, Festtag im Waldstadion! Der Tabellenführer ist zu Gast; 42.000 Zuschauer sind gekommen, zu sehen, wie die Eintracht sich gegen die Unbesiegten schlägt. Die Rheinländer sind imponierend in die Saison gestartet. Wäre die Spielzeit nicht so jung, könnte man behaupten, sie lägen mit einem Startrekord von fünf Siegen und einem Unentschieden, bei 18 erzielten Treffern in sechs Partien bereits auf Meisterkurs.

Solche Vorzeichen waren für die Eintracht bislang noch nie Anlass, sich zimperlich zu verstecken und dem hereinbrechenden Schicksal geduckt entgegenzutreten, sondern immer eher Anreiz und Herausforderung, selbst zu zeigen, was möglich ist, zu welcher Spielkunst man selbst in der Lage ist.

So auch heute: Osswald-Vertreter Horvat stellt keineswegs defensiv auf, sondern bringt in der Offensive mit Kreß-Stein-Solz und dahinter mit Huberts und Trimhold das volle Angreiferprogramm. Auch die Läuferkette ist mit Lindner, Lutz und dem Weitschussexperten Horn nicht auf Mauertaktik ausgerichtet. Überraschend im Team der Eintracht ist als Rechtsverteidiger Willi Herbert, nach Eigenbrodt, Weilbächer und Weber im siebten Saisonspiel bereits der vierte Spieler in dieser Funktion. Er wird aber zunächst gar keinen großen Anforderungen ausgesetzt, denn das Spiel findet hauptsächlich in der Kölner Hälfte statt.

Als hätte es die bitteren Erfahrungen aus den Vorwochen nicht gegeben, stürmt die Eintracht munter drauflos und kombiniert die Kölner in Grund und Boden. Vielleicht ist aber gerade dies die richtige Lehre, die Horvat aus dem Saisonbeginn gezogen hat: Nicht auf die Aktionen des Gegners warten, sondern selbst die Initiative übernehmen und den Gegner zwingen, hinterher zu laufen und dabei immer der Gefahr ausgesetzt zu sein, irgendwann den einen entscheidenden Fehler zu machen.

Tatsächlich laufen die Kölner in den Anfangsminuten auch nur der Musik hinterher; sie, die im bisherigen Saisonverlauf immer den Ton auf dem Platz angegeben haben, finden zunächst kein Konzept, diese ungewohnte Situation zu lösen. Bemerkbar macht sich dabei die Tatsache, dass die Kölner sich noch kurz vor dem Anpfiff entschieden haben, Hans Schäfer, den "Fußballer des Jahres“, trotz leichter Verletzung mit in die Partie zu nehmen. Er selbst hat wohl in der Absicht, seine Mannschaft nicht des führenden Kopfes zu berauben, zugestimmt, aber die mangelnde Einsicht in die Belastbarkeit des Körpers wird sofort bestraft. Seine Bauchmuskelzerrung behindert ihn von Beginn an so stark, dass er weniger eine Bereicherung als eine Belastung für sein Team darstellt.

Die Eintracht kann dies bald ausnützen: Erwin Stein, heute sehr beweglich und agil, erkämpft sich den Ball, geht ein paar Meter und flankt in die Mitte, wo der Kölner Benthaus die Flugbahn des Balles völlig falsch einschätzt und dann hilflos dem wuchtigen Schuss von Huberts nachschauen muss - 1:0 in der 16. Spielminute.

Die Führung spielt der Eintracht genau in die Karten. Einerseits müssen die Kölner jetzt etwas für das Spiel tun, andererseits fehlt ihnen eigentlich der Regisseur und außerdem ergeben sich bei offensiver Haltung zwangsläufig Lücken in der Deckung. Und auch dieses weiß die Eintracht heute trefflich auszunutzen, immer wieder wird beim Gegenangriff genau der Raum genutzt, in dem ein aufgerückter Kölner fehlt, der nicht schnell genug zurückkehren kann. So kommt es auch zu Treffer Nr. 2: Nach einigen knapp verpassten Gelegenheiten ist es wieder Erwin Stein, der von rechts in die Mitte flankt und nachdem beim ersten Tor der rechte Halbstürmer zum Zuge kam, ist es nun der linke Halbstürmer Trimhold, der unbewacht ins Zentrum läuft und mit Schwung zum 2:0 einköpft (32. Spielminute).

Wenige Minuten später erweist es sich als ungünstig, dass die Eintracht aus den vorhandenen Möglichkeiten nicht noch das durchaus mögliche Drei oder Vier zu Null nachgelegt hat. Egon Loy faustet eine seitliche Flanke zu kurz Kölns Mittelstürmer Müller direkt vor die Füße, der legt den Ball an Horn vorbei und schießt sofort - Anschlusstreffer zum 2:1 in der 42. Spielminute. So bringt sich die Eintracht, die schon deutlich im Vorteil war, für die 2. Spielhälfte noch einmal unnötig in Gefahr.

Einige brenzlige Situationen gilt es daher im 2. Durchgang noch zu überstehen, Horn rettet einmal bei einem gefährlichen Overath-Schuss und Loy rückt bei einigen Flanken in den Strafraum noch das ein oder andere Mal in den Blickpunkt, aber im Angriff ergeben sich auch für die Eintracht noch Chancen und sogar die Besseren, wie zum Beispiel in der 64. Spielminute, als ein Schuss von Solz von der Linie geschlagen werden muss, oder als kurz darauf Solz an drei Kölnern vorbeizieht und dann am Schlussmann hängen bleibt, statt quer auf den einschussbereiten Stein zu passen. Alles in allem genommen ist daher der Sieg am Ende verdienter, als das knappe Ergebnis zum Ausdruck bringt.

So werden nach dem Schlusspfiff in der Kölner Kabine hinter verschlossenen Türen erst einmal ein paar deutliche Worte gesprochen, ehe man sich der Presse stellt, in der dann besonders Abwehrschwächen der eigenen Mannschaft betont werden, während man bei der Eintracht jetzt weiß, dass mit der richtigen Einstellung auch die stärksten Teams der Liga bezwungen werden können.

Ivica Horvat bleibt insgesamt wohltuend gelassen und überlegt, ob er jetzt seine feste erste Elf für das Auswärtsspiel in Stuttgart gefunden hat, oder ob er zu weiteren Umstellungen gezwungen sein wird. (ae)

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