Eintracht Frankfurt - Schwaben Augsburg

Oberliga Süd 1962/1963 - 30. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: 28.04.1963
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Seiler (Stuttgart)
Tore: 0:1 Georg Lechner (28.), 1:1 Richard Kreß (68.), 1:2 (Metzger (85.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Schwaben Augsburg

 


  • Mögele
  • Kölz
  • G. Schmid
  • Schneider
  • Otschik
  • H. Schmid
  • Faistle
  • Schmaus
  • Georg Lechner
  • Remus
  • Metzger

 

Trainer Trainer
  • Lechner (sen.)

Eintracht schlägt sich selbst K.o.

Ohne Konzentration kein Erfolg

Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — Schwaben Augsburg 1:2 (0:1)

Als die Eintracht nach der Pause aus der Kabine auf das Spielfeld zurückkehrte, da war ihr Anhang in zwei Lager gespalten. Das eine ließ bösartige Pfiffe ins Oval gellen, die andere Publikumshälfte klatschte kräftig in die Hände und hoffte die Mannschaft für den zweiten Spielteil aufzurüsten. Fast hätte es etwas genutzt, denn man schaffte den Ausgleich und spielte die Schwaben förmlich an die Wand. Da passierte in der Abwehr ein zweifacher Lapsus und adieu Meisterschaft — man wußte zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wie die „Löwen" gespielt hatten — und adieu Endrunde. Diesmal ohne die Eintracht!

Wenn man es genau nimmt, so war die Mannschaft taktisch schlecht beraten. Schließlich benötigte man aus diesem Spiel und der Wiederholung des KSV Hessen-Gastspieles drei Punkte, um in die Qualifikation zur Endrunde einzuziehen. Es genügte also das bestehende Unentschieden gegen die Schwaben, man brauchte also nicht mit allen Feldspielern zu stürmen, als es dem Schluß zuging. Man tat es, räumte so fast freiwillig die eigene Hälfte und lud die Schwaben zu Gegenstößen ein. Sie taten es nach der Pause einmal ernsthaft. Das genügte, um der Eintracht den Rest zu geben.

Aber im Grunde war diese Taktik garnicht notwendig gewesen, wenn die Eintracht über gute Nerven verfügen würde. Wenn einige Spieler in derartigen Situationen den Ernst der Lage erkennen könnten. Was im Flutlichtspiel gegen Benfica schön aussieht, muß nicht gegen einen Gegner wie den Schwaben zweckvoll sein, einen Gegner, der kämpfte, als ginge es für ihn um alles.

Da stocherte Otschik mit seinen langen Beinen Stein die Bälle vor der Nase weg. Da stemmte sich G. Schmid verbissen gegen Kreß, sprang Mögele wie ein Gummiball zwischen den Pfosten hin und her und fuhrwerkte Kölz dem Flügel Schämer-Solz kräftig ins Handwerk. Man nahm das auf den Rängen noch gelassen hin, denn das Augsburger Tor stand unter schwerem Druck. Man übersah, daß Solz sich nicht vom Ball trennen wollte und dadurch dem eigenen Spiel Hemmschuhe anlegte. Man nahm gelassen hin, daß Friedrich mit seinen Schüssen und Kopfstößen kein Glück hatte. Selbst als nach zwanzig Minuten die Gäste die ersten Gegenstöße wagten, blieben die 12.000 gelassen. Drei Schwaben-Eckbälle schufen noch keine Unruhe.

Da traf es die Mannschaft und den Eintracht-Anhang in der 30. Minute wie ein Schlag, Schwabens As Georg Lechner hatte drei Gegner stehen lassen, Lutz machte einen mehr als hilflosen Versuch, Lechner zu bremsen. Mehr als ein Sturz kam nicht heraus, während Lechner seelenruhig den Ball an Loy vorbei einschoß. Fast wäre im Gegenzug der Ausgleich gelungen, aber der Kopfball von Solz flog am Tor vorbei. Noch einmal dirigierte Solz den Ball per Kopf über das Tor. Auf der anderen Seite ließ sich Lutz von Metzger ausspielen, dessen Flanke Schmaus und Feistle um Zentimeter verfehlten. Friedrich schüttelte drei Gegner wie Wassertropfen ab — sein Schuß flog über die Latte. Und beinahe hätte es zum zweiten Male bei Loy eingeschlagen. Lutz spielte den Ball Schmaus vor die Füße, der paßte zu Metzger und der Linksaußen drosch den Ball hoch in die Luft. Dabei hatte Lechner freigestanden!

Was nach der Pause kam, war ein einziges Anrennen der Eintracht, das noch verbissener wurde, als Kreß aus gut zwanzig Metern einen Schrägschuß abfeuerte, den Mögele im Sprung nicht mehr richtig erreichen konnte und endgültig ins Netz drückte. Aber das Anrennen der Frankfurter war zu überhastet, jetzt ein Spieler in der Mannschaft, der die Ruhe bewahrt hätte, die schon wankende Gästeabwehr wäre zu Boden gegangen. Die Zeit verrann, die Schüsse rauschten vorbei oder wurden von einem Gästespieler pariert.

Gerade hatte Mögele einen Stein-Schuß über die Latte gelenkt, da passierte im Bereich der Mittellinie eine läppische Szene. Metzger prallte der Ball weg, Landerer ging dem Ball nicht nach und blieb stehen. Da schaltete sich Lechner ein, ein Paß zum davonstürmenden Metzger. Loy aus seinem Tor raus, tritt über den Ball und so war für Metzger und die übrigen zehn Schwaben der Fußballhimmel offen. Die Eintracht aber hatte sich selbst besiegt. Wer in die Endrunde will, muß weitaus konzentrierter ins Spiel gehen. (aus 'Der neue Sport' vom 29.04.1963)

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