VfR Heilbronn - Eintracht Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1962/1963 - Achtelfinale

0:7 (0:3)

Termin: 24.02.1963
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Siebert (Mannheim)
Tore: Tore: 0:1 Richard Weber (34.), 0:2 Wolfgang Solz (37.), 0:3 Dieter Stinka (39.), 0:4 Jürgen Friedrich (58.), 0:5 Dieter Stinka (71.), 0:6 Richard Weber (80.), 0:7 Dieter Stinka (84.)

>> Spielbericht <<

VfR Heilbronn Eintracht Frankfurt

  • Dietz
  • Mosthaf
  • Simon
  • Feld
  • Mayer
  • Krotsch
  • Speidel
  • Weiß
  • Müller
  • Wölfel
  • Ringer

 


 

Trainer
Trainer

Stinka spielte sechster Stürmer

Willy Knipp begleitete die Eintracht nach Heilbronn

VfR Heilbronn — Eintracht Frankfurt 0:7 (0:3)

Der VfR Heilbronn startete verwegen. Volle dreißig Minuten glaubten diese tapferen Schwaben, in einem gewaltigen Anfangsspurt unter Beteiligung aller Mannen, die Klassedeckung der Eintracht einfach umwerfen zu können. Mit unzureichenden Mitteln begannen die Heilbronner eine für sie uneinnehmbare Festung hoffnungslos zu bestürmen. Solche Anmaßungen aber forderte die Eintracht-Abwehr zu Taten, und so zeigten Landerer, Lutz, Höfer und Loy sofort die Zähne und waren auch später im Zeichen des sicheren Pokalsieges zu Kompromissen nicht mehr bereit.

Lange bauten die Männer im Riederwälder Angriff auf die sagenhafte Standfestigkeit ihrer Hinterleute und erst als die Schwaben im Gefühl ihrer trügerischen Ueberlegenheit auch noch leichtsinnig wurden, schlugen sie zu. Dieter Stinka hatte den klaren Blick für die wirklichen Gegebenheiten. Als er erkannte, daß die Abwehr auf seine Dienste ohne Schaden verzichten konnte, fühlte und handelte er nur noch als sechster Stürmer. Endlich wurden nun dem vorher schon so munteren Debütanten Friedrich der Rücken gestärkt, dem tatendurstigen Erwin Stein die benötigten Vorlagen serviert, dem lange reservierten Supertechniker Solz die Spielfreude eingehaucht und die vernachlässigten Flügelstürmer Schämer und Weber in Schwung gebracht. Durch Stinkas Initiative bekam der Eintracht-Angriff plötzlich Krallen, steigerte sich, in einen Torrausch und war in seiner wilden, ungestümen Art von der gegnerischen Durchschnittsdeckung nicht zu bremsen.

Ganze fünf Minuten wurden für die ersten drei Treffer benötigt. Es begann in der 34. mit einer Schämer-Flanke, die Weber mit dem Kopf einstieß und endete in der 39. wiederum mit einer Flanke Schämers, die Stinka verwertete. Genau dazwischen lag ein genauer Paß von Stinka, den der völlig freigespielte Solz leicht zur Nummer zwei unterbrachte. Landerers einziger Fehler kam in der 45. Minute, aber nicht in seiner Eigenschaft als Stopper, sondern als angehender Torschütze. Friedrich hatte gerade so hart geschossen, daß Mayer den Ball nur noch mit der Hand aufhalten konnte. Doch Landerer brachte den anschließenden Elfmeter nicht an Dietz vorbei, da der Heilbronner Schlußmann im geschickten Sprung an das Leder kam.

Auch im zweiten Durchgang verzichtete die Eintracht restlos auf das nutzlose Mittelfeldspiel im tiefen, kräftezehrenden Schnee und formierte sich lediglich aus Angreifern und Verteidigern. Eigenbrodts Außenläuferrolle war schon zeitig in eine reine Defensivaufgabe übergegangen, so daß sich Stinka auch weiterhin mitten unter seinen fünf Stürmern tummeln durfte. Die taktische Marschroute der Eintracht war so vernünftig, so klar und wurde so vollendet durchexerziert, daß sie dem VfR Heilbronn die Freude an seiner anscheinend souveränen Mittelfeldüberlegenheit nie verdarb und die überaus mutigen Schwaben immer wieder in einen Hinterhalt lockte. Lutz (erfreulich munter), Landerer (klug und ruhig), Höfer (trocken, hart) und Eigenbrodt (nüchtern, sachlich) hielten die Bälle so lange in ihren hinteren Reihen, bis sich genügend Heilbronner vorgewagt hatten und sich eine geeignete Gelegenheit zu einem weiten, genauen Schlag fand. Dann aber standen die Heilbronner dem anbrausenden Sechsersturm in der Minderzahl gegenüber und durften zufrieden sein, nur noch vier Treffer kassieren zu müssen.

Friedrichs Nummer vier kam nach seinem eigenen Lattenschuß, als er das zurückkommende Leder nochmals erwischte. Dann war Stinka wieder an der Reihe, nachdem er drei Heilbronner prächtig ausgespielt hatte und überlegt einschob. Webers Schrägschuß, der sich im hohen Bogen ins Tordreieck senkte, ergab das 6:0. Stinka krönte seinen großen Tag mit seinem dritten Treffer nach einer erneuten Schämer-Flanke.

Das Experiment mit Junior Friedrich ist in Heilbronn gelungen, denn sein Tatendrang, seine Schußkraft wurden zu belebenden Elementen, wenn er auch gegen Schluß Ermüdungserscheinungen zeigte. Weber war zwar ein entschlossener Rechtsaußen, doch fehlt ihm für diesen Posten etwas Temperament. (aus 'Der neue Sport' vom 25.02.1963)

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