VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1962/1963 - 19. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: 20.01.1963
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Riegg (Augsburg)
Tore: 1:0 Bast (76.), 1:1 Dieter Lindner (85.)

>> Spielbericht <<

VfR Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Benzler
  • Spiesberger
  • Schreck
  • Sagray
  • Wäckerle
  • Rehbein
  • Veit
  • Arnold
  • Kott
  • Schmitt
  • Bast

 


 

Trainer
  • Helmut Kronsbein
Trainer

Die Tore fielen erst beim Endspurt

Willy Knipp reiste für den „Neuen Sport" nach Mannheim

VfR Mannheim — Eintracht Frankfurt 1:1 (0:0)

Erst als der VfR Mannheim kurz vor Torschluß härter zupackte und das harmlose Geschehen durch einen Kopfballtreffer von Bast unterbrach, mobilisierte die Eintracht in der Endphase alle kämpferischen und spielerischen Qualitäten, und da plötzlich zeigte sich, daß die Kräfte von Weilbächer, Horn, Kreß, Schämer und Solz vom schweren Schneeboden längst nicht aufgezehrt waren, sondern noch zu einem gewaltigen Schlußwirbel ausreichten. Endlich begeisterte die Eintracht zu diesem späten Zeitpunkt durch ihre verbissene Energie, ihren Elan und ihre Zielstrebigkeit. Richard Kreß lieferte dann sechs Minuten vor Abpfiff jene herrliche Flanke, die Dieter Lindner zum gerechten 1:1 ins Netz stieß.

Die Partie war endgültig wieder in jene Bahnen gelenkt, der sie fast über die gesamte Spieldauer zugestrebt hatte: dem von allen erhofften und erstrebten Unentschieden. Das Spiel beider Mannschaften bot viele haargenaue Parallelen, nicht nur beide Treffer glichen einander wie ein Ei dem anderen. Zunächst war es Mannheims linker Läufer Rehbein, der an der Seitenlinie nicht angegriffen wurde und dafür eine Maßflanke auf den Kopf liefern konnte, dann war es Kreß, der das Leder völlig unbehindert für Lindners Kopfball hereinschweben ließ. Beide Teams tobten auch ihren Mut und ihre Kraft im Mittelfeld aus und waren in Tornähe zu keinen großen Taten mehr fähig. Oft wurden hoffnungsvolle Fäden geknüpft, doch je näher die Aktionen den beiden Toren zurollten, desto mehr verloren sie an Rasse, Tempo und Wucht.

Zu Beginn hoffte die Eintracht noch auf ihren Mittelstürmer Dieter Schämer: Er war es, dem die einzig wirklichen Torschüsse gelangen. Einmal trickste er seinen Wäckerle glänzend aus, und ein anderes Mal stob er mit einer weiten Vorlage von Höfer davon, doch beide Male verfehlten seine gewaltigen Schüsse knapp ihr Ziel. In dieser Anfangsphase lagen auch noch zwei krachende Freistöße des Eintracht-Mittelstürmers, die ebenfalls haarscharf vorbeistrichen.

Ansonsten aber verblieben für Mannheims Torwart Benzler nur leichtere Aufgaben, denn Kreß hatte seine Energien durch wilde Sturmläufe längst verbraucht, wenn er sich dem VfR-Tor auf Schußweite näherte, und die Tätigkeit von Solz beschränkte sich mehr auf gelungene Tricks in seinem Revier an der Außenlinie. Horn aber schuftete im Mittelfeld mit Weilbächer um die Wette und kam als Vollstrecker kaum in Frage. Lindner schüttelte erst beim gewaltigen Schlußspurt das hemmende Blei aus seinen Gliedern, er beteiligte sich aber dann leichtfüßig und wie erholt am noch kurzen, aber temperamentvollen Geschehen. Weilbächer fühlte sich auf dem schweren Geläuf sichtlich wohl, denn er konnte in einer urwüchsigen Art ackern und rackern — mit Eleganz und Technik war an diesem Tage ohnehin kein Preis zu gewinnen, und so paßte auch Eigenbrodts schnörkellose und unauffällige Läuferarbeit durchaus in den schmucklosen Rahmen.

Die Abwehrleute Lutz, Landerer und Höfer hatten nichts Aufregendes zu verrichten und hielten sich bis zu Basts spätem Treffer für unverwundbar, denn sie erledigten sich ihrer Aufgabe mit erstaunlicher Ruhe und Sicherheit. Selbst eine kurze, aber eminent stürmische Mannheimer Drangperiode vor der Pause wurde ohne jede Aufregung und eine gehörige Portion Glück mit stoischer Lässigkeit überstanden. Loy erging es genau wie Benzler.

Von Mannheims lebhaftesten Angreifern Schmitt, Bast und Arnold schien so ein gewaltiger Orkan anzurollen, doch an Loys unmittelbarer Nähe wurde alles zu einem lauen Lüftchen und es verblieb für den Eintracht-Hüter nur einfache Routine-Arbeit. Auch der VfR verzichtete auf überfeine Wertarbeit und verbiß sich mit seinem Gegner in aufreibende Mittelfeldduelle. Die Mannheimer Abwehrriesen waren wenig zimperlich und ließen dem Eintrachtangriff nur spärliche Erfolgsmöglichkeiten. Obwohl auch Bundestrainer Sepp Herberger am Ende meinte, ein Spiel bei solch schwerem Boden sei von Zufällen abhängig, steuerte selten ein Treffen mit solchen Konsequenzen auf sein Endergebnis zu wie diese Schneepartie an den Mannheimer Brauereien. Die Eintracht tat genau so viel und brachte genau die Form, die notwendig war, um beim VfR Mannheim einen Punkt zu ergattern. Alles andere hätte die wahren Kräfteverhältnisse verschleiert oder in ein schiefes Licht gerückt. (aus 'Der neue Sport' vom 21.01.1963)

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