FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt |
Süddeutscher Pokal 1962/1963 - 2. Runde
1:2 (0:1)
Termin: 16.12.1962 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Sparring (Kassel)
Tore: 0:1 Dieter Lindner (35.), 0:2 Lothar Schämer (53.), 1:2 Piechaczek (56.)
FSV Frankfurt | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Das glanzvolle Derby ohne Anlauf Bert Merz berichtet vom aufregenden Spiel am Bornheimer Hang FSV Frankfurt — Eintracht Frankfurt 1:2 (0:1) Das Derby am Hang auf Langspielplatte aufgenommen, die paar Mißtöne mit dem Schiedsrichter herausgeschnitten, und das Weihnachtsgeschenk für Fußballfreunde ist da. Vielleicht vergaßen einige in der Schlußviertelstunde, was fünf Viertelstunden lang geschehen war. Der hochgetriebene Motor in diesem Pokalspiel mußte einmal wieder in den kleinen Gang zurückfallen. Das alte, gute Frankfurter Derby wurde zu neuem Leben erweckt! Der Außenseiter FSV unternahm alles, um es glanzvoll abrollen zu lassen. So wurde das vorweihnachtliche Wiedersehen zu einem Ereignis, das ein volles Haus verdient hätte. Aber der Dauerregen hörte erst ein gute Stunde vor dem Spiel auf und pfuschte im zweiten Teil den Spielern doch noch ins Handwerk. Einen Anlauf brauchte dieses Derby nicht. Man stürzte sich mit vollen Akkorden hinein, als hätte der Endspurt schon mit dem Anpfiff begonnen. Hüben wie drüben rauschte schon beim ersten Angriff ein Schuß aufs Tor, bei dem die Abwehrspieler leicht zuckten. Die Bornheimer nahmen sich der Eintracht in offener Feldschlacht an. Sie verschanzten sich zu keiner Minute. Daß sie trotzdem eine leichte Doppelsperre in der Gegend um Stein und Lindner aufstellten, fiel gar nicht auf, weil sie in Hammann einen Seitenläufer und in Linkert einen Halblinken besaßen, die ihr Betätigungsfeld weit abgesteckt hatten. Ein munterer Piechaczek, erstmals in der Mittelstürmerrolle, handelte mit der Fixigkeit eines 20jährigen. Er hatte sofort heraus, wie schwer es für ihn im Bereich von Landerer werden würde. Sein Feld war daher auch oft das Gebiet halblinks vom Landerer-Punkt. Von diesem Platz aus schoß er auch das FSV-Tor, von dieser Stelle wiederholte sich der Vorgang noch einmal ohne Erfolg, weil Loy glänzend reagierte. Daß die Eintracht ihren Loy in dieser Form mit keinem Torwart Deutschlands tauschen würde, wurde auch dem letzten Derby-Besucher klar. Aber wo war der Egon einmal in den letzten Heimspielen einer solchen Erprobung wie gegen die Schwarzblauen ausgesetzt? Vielleicht war er der beste Spieler dieses Tages, an dem Schatten und Licht bei der Eintracht bunt verteilt waren. Bis zum ersten Tor zog niemand die Bremsen an. Aber nach einer Stunde legten einige FSV-Spieler, die sich überfordert hatten, und einige Eintracht-Leute, denen der knappe Vorsprung genügte, Pausen ein. Daß zum Schluß die kleinen Derbys, Mann gegen Mann, in den Vordergrund traten, war Sparrings Verdienst. Der Kasseler Unparteiische, der im ersten Teil eine fast unbeachtete Randfigur war, geriet mit seinen Entscheidungen jetzt öfter auf die schiefe Bahn. Er fand nie mehr den Anschluß an seine erste Halbzeit. Das Spiel hielt seinen Glanz länger. Aber um die 75. Minute herum zuckelte es gemächlich seinem Ende entgegen. Daß Bornheim bis zuletzt noch einer Verlängerung nahe war, sei nie vergessen. Als die Gastgeber nach einer stattlichen Anzahl Ecken und feinen Schüssen zum erstenmal Luft holten, fiel das Riederwälder Führungstor. Lindner brauchte nur mit dem Ball die Gasse weiterzulaufen, in die Stein seinen Kopfball über Stracke ins freie Gelände schickte. Kraus, der Mutige, ging heraus. Aber seine Chance gegen den Flachschuß war gleich Null. Auch das zweite Tor in der 53. Minute nahm bei Stein (über Solz) seinen Ausgang und wurde von Schämer flach und akkurat an den rechten Innenpfosten gezielt. Ebenfalls vom Pfosten ins Netz sprang drei Minuten später der Schuß von Piechaczek, den Linkert in diese Stellung gebracht hatte. Daß Loy tolle Schüsse hielt und unerschrocken den Bornheimern entgegenlief, daß van den Hövel zweimal und Menne einmal hinter dem jungen Mann Kraus retteten, gab dem Spiel zeitweise dramatische Anstriche. Nie aber hatte man das Gefühl, einen Zweitligisten gegen einen Oberliga-Favoriten spielen zu sehen. In dieser Form müßten die Schwarzblauen in ihrer Klasse ganz vorne stehen. Aber diese Derbyform kommt über Nacht, und oft verschwindet sie über Nacht Seit fünf Jahren hat der FSV nicht mehr ein solch gutes Resultat gegen die Eintracht erzielt. (aus 'Der neue Sport' vom 17.12.1962)
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