Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Oberliga Süd 1961/62 - 21. Spieltag

4:0 (1:0)

Termin: 27.01.1962
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Jakobi (Heidelberg)
Tore: 1:0 Ernst Kreuz (37.), 2:0 Lothar Schämer (50.), 3:0 Dieter Stinka (55.), 4:0 Lothar Schämer (70.)

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


 

Trainer Trainer
  • Jean Blickhan

 

Zwei Tore zuviel im 124. Derby

Bert Merz berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — FSV Frankfurt 4:0 (1:0)

In diesem Derby fielen zwei Tore zuviel. Ehe der Eintrachtsieg auf sicheren Füßen stand, fielen den Bornheimern Chancen zu wie lange nicht mehr gegen den alten Rivalen, Sie wurden verschleudert and vertan. In der Viertelstunde der Entscheidung zwischen der 46. und der 60. Minute verließ das Glück die Bomheimer endgültig, als Späth die Latte traf und Höfer zweimal auf der Torlinie den Retter spielte. Zwischendurch aber brillierte die Eintracht in dieser zweiten Halbzeit, in der das neue alte Halbstürmerpaar Lindner-Kreuz glänzte und in der Richard Kreß alles nachzuholen schien, was ihm in der letzten Zeit mißglückte. Aus der starken Deckung empfahlen sich Lutz und Höfer, mit deren Leistungen Herberger-Assistent Helmut Schön sehr zufrieden war.

Das Derby, das gegen den kummergewöhnten FSV lief, zeigte gleichzeitig die Welten, die den Ersten in der Oberliga Süd von dem Letzten trennten. Jeder wird sagen, das Ergebnis ist nicht gerecht. Es ist es auch nicht.

Wie im Vorspiel hatten die Bornheimer eine blendende erste halbe Stunde, wie damals besaßen sie nach der Pause auch noch gute Chancen. Aber das Ende war so klar wie damals im Herbst. Man kann darüber streiten, wie es ausgesehen hätte, wenn die ersten beiden Chancen Bornheims ihren Weg ins Tor gefunden hätten. Einmal, wir sahen kaum die Entwicklung, rollte der Ball langewegs zu Späth, der 25 Meter im Umkreis keinen Gegner mehr hatte, als den mehr aus der Verzweiflung herauslaufenden Loy. Er zielte an ihm und am Tor vorbei. Vom Strafraum aus.

Dann wurde, es stand 0:1, Hofmann in der halblinken Position freigespielt. Die zwei Eintrachtler die sich noch auf ihn stürzten, kamen schon um den berühmten Meter zu spät. Aber auch dieser Ball ging neben das Ziel. Als Späth nach der Pause seinen besten Schuß seit langem abgab, prallte er vom Pfosten ab, und Höfer lenkte das Leder zur Ecke. Aus dem Gegenzug fiel das zweite Eintracht-Tor. Später stand zweimal Höfer noch hinter Loy. Man könnte fast meinen, der tapfere FSV habe das Spiel gemacht. Es war nicht immer so. Wenn die Eintracht sich auf bessere Zeiten besann, wie in der ersten Viertelstunde nach der Pause, in der die Entscheidung fiel, wenn sie mit zwei, drei brillanten Zügen des Flügels Kreuz—Schämer ein Tor wie Nr. 4 praktizierte, dann spürte man den Unterschied zwischen den Teams vom Riederwald und denen vom Hang.

Der FSV eine Mannschaft ohne Glück? Ja und nein! Jeder gab sein Bestes. Für einen Mann wie Blum war diese Fußballbühne eben eine Klasse zu hoch, für Hofmann sein Gegner Höfer viel zu stark. Nur wenn Geiger ins Spiel kam, dann konnte eigentlich meistens nur die Gunst des Augenblicks entscheiden. An der Naht zwischen linker FSV-Sturmseite und rechter Eintracht-Deckungsseite ging das Duell remis aus. Vielleicht stach Späth mehr als sonst hervor. Sein Schuß an die Latte hätte das 1:1 sein können.

Aber es schien fast, als ob die FSV-Stürmer von ihren Chancen selbst am meisten überrascht gewesen wären. Wenn sich den Eintrachtlern nur eine halbwegs gute Gelegenheit bot, dann machten sie eine feine Sache daraus. Und von der feinen Sache bis zum Tor ist meistens nur ein kurzer Schritt Das beste Beispiel war Schämer. Er schoß zwei Tore, in Momenten, als es hieß zuzugreifen. Wenn er mit dem erstmals wieder auftretenden Kreuz ein kleines Duett wie in besten Tagen zeigen wollte, mißglückte es oft. Der Schämer im Strafraum und der Schämer im Mittelfeld waren an diesem Tag zweierlei.

Es hätte niemand mehr gewundert, wenn die Eintracht in der zweiten Halbzeit noch mehr Tore erzielt hätte. Sie war zeitweise in Schwung. Wenn ihr direktes Spiel gut lief, dann wurde der FSV mit dem geringsten Aufwand direkt an die Wand gespielt. Die Eintracht konnte eben Tore schießen, der FSV nicht. Und wenn der Gegner die Chancen bei 3:0 vergibt, dann macht sich die Deckung des Führenden bekanntlich weniger Sorgen, als wenn die Partie 0:1 steht. Ein Tor voraus war der FSV eben nie. Solange er mit der Eintracht pari stand, konnte er seine Deckung verstärken, später konnte er sich das nicht mehr leisten. Man mag sagen, was man will: An diesem Tag gab sich der FSV nie auf. Es war fast ein Silberstreifen am düsteren Horizont!

Abwehrrecke Friedel Lutz Schämer auf dem Weg zum 4:0

 

Wenn man eine Rangordnung schaffen will, steht Höfer ganz oben an der Spitze. Nicht nur deshalb, weil er drei sichere Treffer noch verhinderte. Er war abgeklärt wie ein Mann, der 15 Oberliga-Jahre hinter sich hat. Er machte eben keinen Fehler. Das hebt ihn noch über Stinka, der sehr viel für das Angriffsspiel tat und der auch wieder sein Tor schoß. Weilbächer ist im Kommen, Lutz von Spiel zu Spiel stärker. Am meisten freute man sich, daß Richard Kreß wieder nach oben strebt. Daß er, nach schmalen Wochen, noch nicht alle Sperren auf Anhieb niederriß, wer wird so etwas erwarten? Erwin Stein schied schon in der ersten Minute nach einem Preßschlag aus und kam erst nach zehn Minuten wieder. Auch wenn er nicht unter den Torschützen zu finden war, unter den Besten muß man ihn einstufen. Für Lindner, der für den verletzten Horn zum Zug kam, gilt das gleiche. Von Kreuz wollen wir nach dem nächsten Spiel reden.

Die Eintracht hatte chancenmäßig längst noch nicht mit dem FSV gleichgezogen, als in der 37. Minute das erste Tor fiel. Ein Eigentor! Es sah nicht so aus, als ob der Schuß von Kreuz allein seinen Weg zwischen die Stangen gefunden hätte, Menne lenkte ihn genau ins kurze Eck ab, aus dem Eisenhofer schon nach der anderen Seite gestartet war. Fünf Minuten nach dem Wechsel kam der neue Schlag für die Leute vom Hang. Späths blendender 18-Meter-Schuß traf die Latte. Höfer jagte den zurückprallenden Ball hoch übers eigene Tor. Gegenzug nach dem Eckball und 2:0, Stein setzte sich im Strafraum gegen Menne durch, seine Flanke köpfte Schämer aufs Tor, wo van den Hövel das Leder aufhielt. Ehe sich die Bornheimer Deckung einig war, wer eingreifen sollte, war Schämer nachgeeilt und zwängte die Kugel in die Torecke.

Nummer 3 in der 60. Minute bastelten Lindner und Stinka zusammen, bis der rechte Läufer zehn Meter vor dem Tor freie Schußbahn hatte. Beim letzten Treffer brauchten die Riederwälder wiederum nur zwei Mann, Kreuz, der den Ball hinter die Bornheimer Deckung mogelte, und Schämer , der spurtete und einschoß. (aus 'Der neue Sport' vom 29.01.1962)

 

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