Eintracht Frankfurt - BC Augsburg |
Oberliga Süd 1961/62 - 20. Spieltag
1:0 (0:0)
Termin: 21.01.1962
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Seiler (Stuttgart)
Tore: 1:0 Dieter Stinka (57.)
Eintracht Frankfurt | BC Augsburg |
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Trainer | Trainer
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Kein Honigschlecken für die Eintracht Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald Eintracht Frankfurt — BC Augsburg 1:0 (0:0) Na, das war kein Honigschlecken für die Eintracht. Der hauchdünne Sieg war hochverdient, aber niemand hätte überrascht vom Riederwald nach Hause pilgern können, wenn die Gäste mit einem Punkt in die Kabinen gegangen wären. Und die Gefahr eines Unentschiedens war für die Eintracht erst mit dem Schlußpfiff gebannt. Seit langem nicht hat die berühmte Eintracht-Abwehr auf eigenem Feld so unter Druck gestanden wie gegen den BCA. Ein physischer Druck, nicht durch laufende Angriffe, mehr durch die Belastung des schweren Bodens und zweier höllisch gefährlicher Außenstürmer.
Das war das kuriose: Kawan und Späth fielen mehr auf als der große BCA-Star Helmut Haller. Haller spielte seine Rolle mehr aus dem Hintergrund. Zwei oder dreimal trickste er gleich drei Gegner aus, etliche Male schob er bestechende Pässe zu seinen Nebenleuten, aber der alles überstrahlende Regisseur war Haller an diesem Nachmittag nicht. Das war nicht seine Schuld. In der Eintrachtabwehr richtete jeder sein Augenmerk auf Haller, manchmal standen vier Riederwälder in seiner Nähe. Doch die Hauptaufgabe, Haller zu stören, hatte Alfred Horn übernommen. Horn spielte eine Glanzrolle, die noch höher gewertet werden muß, weil der Boden für einen schweren Mann wie Horn Gift war. Das gleiche läßt sich vom unermüdlichen Weilbächer sagen. Von Horn gingen die meisten Fäden aus, als seinen Stürmern nichts gelang, da versuchte er sich selbst in Schüssen, aber er hatte kein Glück. Meistens rutschte ihm das Standbein weg und der gutgemeinte Schuß landete hoch in den Wolken. Mit dem Schußglück war es allgemein schlecht bestellt. Auch Stein und Schämer fanden nicht das Tor, auf der anderen Seite landeten Ammers Schüsse konstant neben Loys Tor.
Zudem machte die Taktik des BCA dem Eintracht-Sturm Schwierigkeiten. Maurus trug zwar die Neun auf dem Rücken, spielte aber Ballschlepper, so eine Art Zwischending von Halbstürmer und Läufer. Wenn es not tat, half Maurus auch im eigenen Strafraum aus, wenn es aber in Richtung Loy ging, dann schob sich Maurus mit nach vorne, die Augsburger spielten also nicht mit einer eigentlichen Sturmspitze. Sie wechselten diese Position laufend aus, einige Male tauchte sogar Berg an diesem Punkt auf!
Der Eintrachtsturm war nahe daran, sich an dieser geschickt gestaffelten Abwehr den Kopf einzurennen. Stein vermochte sich zwar oft Millers Bereich zu entziehen, Stinka rackerte sich unermüdlich ab, Solz führte den Ball — bis er ihn los wurde, Schämer fand einfach keine freie Schußbahn. Schämer hatte besonderes Pech: einmal traf er nur die Latte, bei einer zweiten Chance traf sein Schuß Stinka. Man beging zudem den Fehler, viel zu sehr mit dem Ball zu laufen. Das kostete Kraft. Dabei wäre mit Direktspiel der BCA-Abwehr beizukommen gewesen. Und was doch den Weg aufs Tor fand, wurde die Beute des großartigen Oeltjendiers. Einmal hatte Stinka (32.) freie Schußbahn — der BCA-Schlußmann lenkte den Ball über die Latte. Ein Kopfball Stinkas wurde ebenso seine Beute, wie er einen gefährlichen Freistoß Schämers abwehrte. Nur einmal hatte Oeltjendiers das Nachsehen. Zehn Eckbälle hatte er überstanden, davon allein acht vor der Pause. Da flankte Schämer vor das Tor. Oeltjendiers, vermutlich kam er vom aufgeweichten Boden schlecht hoch, erwischte die Flanke nicht, und Stinka hatte Gelegenheit, mit einem musterhaften Kopfball das einzige Tor zu erzielen. Ohne Zweifel hatte sich die Eintracht diesen Treffer verdient. Sie hatte das Mittelfeld deutlich beherrscht, aber die blitzschnellen Gegenstöße von Kawan und Späth konnten ins Auge gehen. Höfer und Eigenbrodt mußten sich gehörig strecken. Und oft kam Lutz einem von beiden zu Hilfe. Es fehlte allen Gegenstößen der krönende Abschluß. Die größte Chance vergab Ammer, der aus freier Position den Ball am herauslaufenden Loy vorbei einen halben Meter neben das Tor schob. Es war ein arbeitsreicher Nachmittag, an dem jeder Eintrachtspieler sein Bestes geben mußte. Nur einer fiel ab und wurde zur Belastung: Richard Kreß. Ihm mißlang alles. Aber Kreß, von einer Schulterverletzung aus dem Waldhofspiel geplagt, hatte gar nicht spielen wollen. Es war ihm anzumerken. (aus 'Der neue Sport' vom 22.01.1962)
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