Eintracht Frankfurt - VfR Mannheim

Oberliga Süd 1961/62 - 7. Spieltag

9:0 (4:0)

Termin: 16.09.1961
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Freimuth (Mainz)
Tore: 1:0 Dieter Stinka (3.), 2:0 Dieter Lindner (24.), 3:0 Dieter Lindner (31.), 4:0 Richard Kreß (37.), 5:0 Ernst Kreuz (53.), 6:0 Hermann Höfer (68.), 7:0 Hans Weilbächer (74.), 8:0 Lothar Schämer (85.), 9:0 Lothar Schämer (86.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfR Mannheim

 


  • Benzler
  • Spiesberger
  • Wäckerle
  • Hoffmann
  • Schreck
  • Kott
  • Bast
  • Franken
  • Schmitt
  • Arnold
  • Sagray

 

Trainer Trainer
  • Fips Rohr

Einmal im Jahr ist Schützenfest

Bert Merz berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — VfR Mannheim 9:0 (4:0)

Einmal im Jahr ist großes Schützenfest am Riederwald. Davon wissen die Hofer, daran erinnert man sich in Regensburg mit einer leichten Gänsehaut. Hof, Regensburg, das waren arme kleine Opfer, die mit elf Toren im Gepäck von dannen zogen. Für den gut renommierten VfR Mannheim, deutscher Meister vor einem Dutzend Jahren, kam dieses 0:9 wie eine Lawine, die nicht aufzuhalten war. Denn so einseitig, wie das Ergebnis besagt, war dieses Spiel in der heißen Herbstsonne gar nicht. Es ging erregend und fast hektisch wie kaum eines seiner Vorgänger über die Bühne. Als der Gegner seine Kinderstube gänzlich vergaß, spielte und schoß sich die Eintrachtmannschaft ihren Zorn vom Leib, und die Zuschauer feierten das Fest mit diebischer Freude.

Es gab außer den neun Toren noch zwei Elfmeter, die nicht den Weg an Benzler vorbeifanden. Der erste, beim Stand von 1:0, von Kreuz, der zweite, bei 5:0, von Stein geschossen. Wäre der Schiedsrichter bei den immer wiederkehrenden Derbheiten der Mannheimer weniger kleinlich gewesen, hätten es fünf Elfmeter sein müssen. Daß ziemlich am Anfang auch ein solcher für den V£B fällig war, soll nicht vergessen werden.

Das erste Tor, in der 3. Minute von Stinka auf Lindners klugen Querpaß erzielt, schien den Gästen schon die Nerven zu rauben. Sie suchten bei allen Zweikämpfen erst die Eintrachtbeine und dann den Ball. Daß sich diese wenig erfreulichen Einlagen ziemlich gleichmäßig auf alle Deckungsleute des VfR bezogen, brauchte niemand vom Feld. Bei Spießberger schien schon in der ersten Hälfte die äußerste Grenze erreicht, denn der Unparteiische nahm wegen ihm schon Rücksprache mit dem Linienrichter. Herr Schreck, der nicht einmal der Schrecklichste war, zielte Schämer einmal den Schuhstollen auf die Nase.

Letzten Endes aber mußten die Mannheimer die „Zeche" selbst bezahlen. Drei der fünf Treffer nach der Pause fielen durch Freistöße oder unmittelbar nach ihnen. Franken verletzte sich bei einem Foul an Richard Kreß selbst und mußte noch vor dem sechsten Tor aufstecken. Dabei sahen diese Mannheimer in der ersten halben Stunde nicht wie eine dem Untergang geweihte Elf aus. Mein Nebenmann räumte ihnen noch zwei Tore bis zum Ende ein, und danach sah es mehrfach aus. Sagray, der flinke Linksaußen, donnerte von schräg den Ball an die obere Kante, und Bast war mit dem Nachschuß sofort zur Stelle. Aber Loy reagierte so prachtvoll bei vielen guten Schüssen, daß man ihm das „zu Null" in erster Linie gönnen mußte. Als das Ergebnis nur noch eine Frage der Höhe war. setzte Hoffmann bei einem Freistoß noch ein zweitesmal den Ball an die Eintracht-Querlatte. Die totale Ueberlegenheit der Eintracht brach erst zu Beginn der letzten halben Stunde herein, als der VfR in die Sünden der ersten Zeit zurückfiel, als ein Stein-Tor in einen (erfolglosen) Elfmeter umgesetzt wurde und Franken ging. Jetzt hatte die Eintracht plötzlich sieben Stürmer, denn Weilbächer und Stinka verlegten ihr Betätigungsfeld um gut dreißig Meter weiter nach vorne. Höfer marschierte dreimal von der Mittellinie bis zum VfR-Strafraum los.

Nachdem er beim ersten Versuch den Ball mit einem tollen Schlag im langen Eck unterbrachte, steckte man ihn in den beiden anderen Fällen noch vor der weißen Linie ins Gras. Einer dieser Freistöße zischte wie am Lineal gezogen von Schämers Fuß über Grasspitzen unter Benzler hindurch ins Netz. Es war der erste der beiden späten Treffer des neuen Eintracht-Schützenkönigs, der wie der andere Scharfschütze, Stein, ebenfalls leer auszugehen schien.

Daß bei einer solchen Torlawine in der Regel Treffer von Seltenheitswert fallen, ist eine alte Sache. Vom Höfer-Tor sprachen wir schon. Aber Weilbächers Nr. 7, nach einem Freistoß Schämers, war eines jener 22-Meter-Schüsse hoch oben ins lange Eck, von denen die Fußballer in aller Welt träumen. Und Lindners Linksschuß zum 3:0, ebenfalls noch vor Erreichen des Strafraums abgeschickt, nahm sich fast genau so glanzvoll aus. Zwei Tore von der Sorte der „Abstauber" fielen nach Energieleistungen von Stein, die Lindner und Kreuz die Chancen jeweils ermöglichten. Im übrigen hatte der Eintracht-Mittelstürmer als Schütze einen ausgesprochenen Pechtag, der durch das Glück der anderen gar nicht ins Gewicht fiel. Bei Kreuz war auch nicht alles so wie in besten Tagen, bei Schymik haperte es zu Beginn wieder sehr.

Als aber der Eintrachtwagen unaufhaltsam rollte, glitt alles nahtlos zusammen, waren alle Fehler der ersten Halbzeit vergessen, herrschte Jubel, Trubel, Freude über die eigene, Aerger und Aufregung über die Mannheimer Elf. In der ersten Hälfte, die der VfR mit 0:4 zweifellos unter seinem Wert beendete, fielen die Tore meistens durch Einzelleistungen, von denen wohl der Spurt von Richard Kreß vom Mittelpunkt bis zu Torwart Benzler (zum 4:0) lange Zeit noch in den Erinnerungen der Zuschauer bleiben dürfte.

Benzler war höchstens beim letzten Tor ein kleiner Vorwurf zu machen. Bei den Elfmetern und sonst reagierte er kaum schlechter als Loy. Mit ihm waren der erfahrene Schreck als Stopper, Läufer Hoffmann und der veranlagte Stürmer Arnold Leute über dem Durchschnitt. Von Bast als Rechtsaußen war gegen die Ueberform von Höfer nichts zu erwarten. Schmitt hatte nur zu Beginn einige gute Szenen gegen Eigenbrodt. (aus 'Der neue Sport' vom 18.09.1961)

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