Eintracht Frankfurt - SV Waldhof Mannheim

Oberliga Süd 1960/61 - 12. Spieltag

3:2 (0:2)

Termin: 05.11.1960
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Scheuring (Schweinfurt)
Tore: 0:1 Gutperle (24.), 0:2 Kraft (25.), 1:2 Dieter Lindner (51.), 2:2 Richard Kreß (65.), 3:2 Dieter Lindner (82.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SV Waldhof Mannheim

 


  • Kobberger
  • Walz
  • Behnke
  • Kleber
  • Höfig
  • Lederer
  • Kraft
  • Pilz
  • Gutperle
  • Klein
  • Straub

 

Trainer Trainer
  • Arpad Medve

 

Am Rande der Sensation

Sonderbericht von Horst Kickhefel

Eintracht Frankfurt — SV Waldhof 3:2 (0:2)

Ein Spiel, so spannend wie ein Thriller vom Schocker-Regisseur Hitchcock. Und wie in einem guten Kriminalfilm war es nicht der Täter (sprich: Sieger), der am Anfang so auffiel. Doch eine Stunde lang stand das Wort Sensation über dem Riederwald. Von der 21. Minute (da fiel das 2:0 für Waldhof) bis zur 82. Minute (da fiel allen Eintrachtanhängern ein Stein vom Herzen). Den Waldhöfern darf man aber bescheinigen, daß sie sich großartig geschlagen haben.

Zwei Dinge waren in erster Linie die Ursache für die sensationelle 2:0-Führung der Gäste: der steife Wind im eigenen Rücken und eine gewisse Selbstüberheblichkeit einiger Eintrachtspieler. Als Walz einen Schuß von Kreß von der eigenen Torlinie schlug (2. Min.) und Steins Rakete an den Pfosten prallte (17. Minute), da glaubten einige Eintrachtspieler diesen Gegner nicht mehr ernst nehmen zu müssen. Schymik und Weilbächer dachten nur noch an das Waldhoftor und ließen die gegnerischen Halbstürmer außer acht. Keiner störte Mittelstürmer Gutperle, als ihn eine Flanke Straubs erreichte. Mit einer Bierruhe suchte sich der Waldhöfer die ihm genehme Torecke aus, und schon stand es 0:1.

Die Waldhöfer erkannten, daß die Eintracht nicht da war. Eine Minute später donnerte Kraft aus vollem Lauf einen Schrägschuß an Loy vorbei, 0:2. Bis zur Pause wurde die Eintracht von ihren Gästen fast lächerlich gemacht. Kraft war für Höfer zu schnell, Eigenbrodt fand zu Straub keine Einstellung und Lutz vermochte keine Ruhe in den aufgeregten Haufen zu bringen. Nur einer hätte das mit seiner Erfahrung gekonnt, doch der saß auf der Tribüne: Ivica Horvat. Loys Faust schmetterte Gutperles Schuß aus der Richtung, das hätte das 0:3 sein können. Doch unbekümmert trieben sich Schymik und Weilbächer vorne herum.

In der 36. Minute riß es Trainer Oswald von seinem Sitz, ein weites Loch klaffte in der Abwehr, und Straubs Schuß landete knapp neben dem Tor. Schließlich servierte Schymik den Ball schußgerecht auf Krafts Fuß. Der Pfosten rettete für Loy. Wie ein angeschlagener Boxer rettete sich die Eintracht in die Pause.

Wie sollte es weitergehen? Sollten Walz, Höfig und Behnke weiter unerbittlich dazwischenfahren? Oder fand sich der kraftlose Eintrachtsturm zu einer Einheit zusammen? Bis jetzt hatte jeder auf eigene Faust operiert und von den Flügelstürmern hatte man gar nichts gesehen. Als Straubs Kopf um Millimeter Krafts Flanke (47. Minute) verfehlte, schien es so, als blieb alles beim alten. Die Gäste griffen beherzt an, ihre schlichten Kombinationen brachten die Eintracht so durcheinander, als handele es sich nicht um Waldhof, sondern um Real. Im Grunde brachte Kreß die Wendung. Seine erste vollwertige Leistung zeigte der Richard in der 54. Minute. Wie ein Blitz fegte er bis an die Torauslinie heran, zirkelte den Ball an Kobberger so akurat vorbei, daß Lindner nur noch den Fuß zum ersten Treffer hinzuhalten brauchte. Auf einmal war die Eintracht da, jetzt hatte sie auch den Wind auf ihrer Seite, der Loys Abstöße bis weit in des Gegners Hälfte segeln ließ.

Steins Schuß zwang Kobberger zu einer großen Parade, Lindner köpfte über Kobberger hinweg, doch Walz rettete wieder auf der Torlinie. Fast schien alles Mühen umsonst, denn wieder stand Pilz völlig frei, doch Loy wehrte phantastisch ab. Hatte Kreß das erste Tor vorbereitet, so schoß er das zweite höchstpersönlich. Solz' Eckball war gerade abgewehrt worden, da erwischte Kreß den Ball und drosch ihn ins Tor. Die Schüsse nagelten jetzt aufs Waldhoftor, doch Kobberger stand immer richtig. Da erreichte er einen Kopfball Lindners nicht mehr — die Punkte waren wieder im Eintracht-Koffer.

Und man ging mit dem Bewußtsein nach Hause, daß dem Eintrachtsturm ein Spieler fehlt, der alles lenkt. Bis jetzt sah man nur fünf Solisten, aber kein Ensemble.

*

Die Eintracht-Reserve beherrschte die Waldhöfer ganz eindeutig und hätte bei etwas mehr Schußglück (Schämer) höher als 5:0 gewinnen können. Büttner spielte als rechter Läufer eine gute Partie und schoß zwei Tore. Die weiteren Torschützen waren Kraft (2) und Linkert. (aus 'Der neue Sport' vom 07.11.1960)

 

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