VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1960/61 - 11. Spieltag

1:2 (1:0)

Termin: 30.10.1960
Zuschauer: 17.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 1:0 Geiger (35.), 1:1 Eberhard Schymik (53.), 1:2 Dieter Stinka (88.)

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Sawitzki
  • Eisele I
  • Seibold
  • Hartl
  • Neupert
  • Strohmaier
  • Marx
  • Pfisterer
  • Helmut Geiger
  • Blessing
  • Will

 


 

Trainer
  • Kurt Baluses
Trainer

 

Typische Eintrachttore in Stuttgart

VfB Stuttgart — Eintracht Frankfurt 1:2 (1:0)

Zweimal in diesem Spiel befand sich die Eintracht in absoluter Topform. Das war bei ihren Toren. Bei beiden handelte es sich um unverwechselbare Riederwälder Spezialarbeit. 30-Meter-Vorlage, Sprint, Schuß, alles saß wie gestochen, alles paßte zeitlich und räumlich ganz genau, alles. Mann und Ball, lief plötzlich ohne den geringsten Umweg, ohne die kleinste Abweichung auf das gegnerische Tor zu. Die Abwehr wurde aufgeritzt wie eine Glasscheibe mit dem Diamanten. Als einzige Rettung winkte den Stuttgartern zuletzt nichts anderes mehr als ihr Torhüter Sawitzki, aber auch dieser Sawitzki stand auf verlorenem Posten.

Das Eintracht-Spiel hatte den Moment, in dem einfach nichts schief gehen kann. Der Ausgleich war das Gemeinschaftswerk von Kreuz und Schymik (der sich inzwischen zum wahren Schützenkönig der süddeutschen Außenläufer gekrönt haben dürfte). Beim Siegestreffer zwei Minuten vor Schluß klangen über erhebliche Entfernung hinweg die Ideen und Bewegungen von Weilbächer und Stinka zu vollendeter Harmonie zusammen. Schon die Art, wie diese Treffer fielen, kennzeichnete die Frankfurter als die stärkere, reifere und intelligentere Mannschaft.

Damit jedoch nicht genug. Vor dem Wechsel entglitt den Riederwäldern das Spiel höchstenfalls für eine gute Viertelstunde. Nach dem Wechsel ließen sie sich überhaupt nicht mehr ins Wanken bringen. Ein Pfostenscguß Geigers aus zwanzig Meter war das einzig nennenswerte Lebenszeichen, das die Vorreiter des VfB-Angriffs in der zweiten Halbzeit noch von sich gaben. Dann wurde es still um sie. Schymik und Weilbächer, dem in Stuttgart wesentlich mehr gelang als in den letzten Wochen zu Hause, hatten quasi den Lehm von den Schuhsohlen geschüttelt. Richard Kreß, dem die irischen Strapazen in den Knochen steckten, bekämpfte die Müdigkeit erfolgreich durch kreislauffördernde Sprints, Kreuz merkte bei jeder Aktion deutlicher, was er seinen Gegnern voraus hatte und näherte sich fast schon wieder seiner frappierenden fußballerischen Bastelstunde im Treffen gegen die Reutlinger. Stinka, der mit Stolz einen neuen linken Flügel bildete, machte Fortschritte. Nur Solz ließ späterhin leicht nach.

Das ändert jedoch nichts an dem gewonnenen Eindruck, daß er zur Zeit von keinem der Riederwälder Provisoriums-Linksaußen erreicht wird. Die übrigen waren immer so groß wie die Anforderungen, die an sie gestellt wurden. Das gilt für Loy, Eigenbrodt und Höfer. Das gilt in besonderem Maße für Lutz, den schnellsten Stopper des Südens, der nur über fünfzig Meter vom Ball geschlagen werden kann. Bei Lutz gab es in Stuttgart nur zwei Möglichkeiten: Entweder er erwischte die Lederkugel beim ersten Versuch oder, wenn dies nicht glückte, beim zweiten Versuch. Ein Durchbruch war in seinem Bereich ausgeschlossen. Auch Stein brachte eine saubere Leistung. Sein Quirlen und Rühren hielt den Teig locker. Außerdem pochte er beim Stand von 1:1 mit einem Fernschuß gegen die Torlatte über Sawitzki, daß der Stuttgarter Torhüter vom Schlag gerührt schien. Es gab keine schwachen Stellen.

Das ganze freilich wirkte noch etwas unlackiert. Die Risse und Fugen, die sich durch das Wirkungsfeld der Riederwälder zogen, lagen vor aller Augen offen da. Der elegante Zuschnitt des Eintrachtspiels, der im Aufbau stets erkennbar blieb, ließ sich wegen kleiner Ungereimtheiten bei der Ausführung oftmals nicht realisieren. Es haperte an der Präzision. Aber dann haperte es bei den Stuttgartern ebenfalls. Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 31.10.1960)

 

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