FC Schweinfurt 05 - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1959/60 - 26. Spiel

4:2 (3:1)

Termin: 27.03.1960
Zuschauer: 8.500
Schiedsrichter: Hubbuch (Bruchsal)
Tore: 1:0 Wendrich (17.), 2:0 Schweighöfer (27.), 2:1 Erich Meier (33.), 3:1 Grübert (39.), 3:2 Eberhard Schymik (74.), 4:2 Schweighöfer (76.)

>> Spielbericht <<

FC Schweinfurt 05 Eintracht Frankfurt

  • Geyer
  • Baumann
  • Schmitt
  • Gehling
  • Krämer
  • Lang
  • Grübert
  • Stammberger
  • Schweighöfer
  • Wendrich
  • Aumeier

 


 

Trainer
  • Fritz Käser
Trainer

 

Eintrachtgedanken sind in der Fremde

Ludwig Dotzert berichtet aus Schweinfurt

Schweinfurt 05 — Eintracht Frankfurt 4:2 (5:1)

An der Aufstellung kann's nicht gelegen haben. Zwar fehlten Lutz, der sich fürs erste in der Reserve versuchte, und Bechtold, aber Eigenbrodt und Stinka waren mit von der Partie. Es gab bei der Rollenverteilung im Grunde also keinerlei Probleme. Die Probleme lagen ganz woanders. Die Eintracht kann mit der Besetzung, die ihr gestern zur Verfügung stand, erwiesenermaßen den österreichischen Meister aus dem Europapokal werfen, aber sie kann zur Zeit andererseits Schweinfurt nicht schlagen. Schweinfurt ist im Moment einfach zu klein für die Riederwälder.

Das hat nichts mit Hoffärtigkeit zu tun, das liegt einfach daran, daß niemand über seinen Schatten springen kann. Die Riederwälder spielten im Willy-Sachs-Stadion, als sähen sie Mann für Mann mit ihrem geistigen Auge durch einen verkehrt herum gehaltenen Fernstecher, der sämtliche Aufgaben um ein Mehrfaches verkleinerte. Man sah, daß sie den ehrlichen Willen besaßen, ihren Gegner zu respektieren, aber sie kamen gegen den inneren Trend zur Verharmlosung einfach nicht an. Es schwebte ihnen die fatale Vorstellung vor, in Schweinfurt müßten die Tore von selbst fallen.

Sie fielen auch von selbst, nur auf der eigenen Seite. Außer an Konzentration fehlte es der Eintracht in entscheidenden Positionen der Abwehr, auch an verläßlichen Widerständen. Schymik hatte im ganzen Spiel eine einzige gute Szene. Das war, als er tief in der zweiten Halbzeit beim Stand von 3:1. das zweite Tor der Riederwälder in den Winkel schmetterte. Aber die Strafe für diese erfolgreiche Leichtsinnstat blieb nicht aus. Wenige Minuten darauf entwetzte Aumeier-— zum wievielten Male eigentlich? — dem angriffslustigen rechten Verteidiger der Eintracht und zog die Flanke, die durch Kopfball Schweighöfers zur endgültigen Besiegelung der Riederwälder Niederlage führte. Schymik war an diesem Tag in der Lage, eventuell Treffer zu erzielen, aber er war nicht in der Lage, Treffer zu verhindern, und das ist nun einmal die Hauptaufgabe des Abwehrspielers.

Nicht minder sonderbar verlief die Rückkehr Eigenbrodts ins Abwehrzentrum. Der Mann, auf den die Eintracht in Wien Häuser bauen konnte, machte den Eindruck, als wäre er mit dem Kopf ganz woanders. Vielleicht schon in Rotterdam oder in Glasgow? Wer weiß. Jedenfalls fanden sämtliche Treffer Schweinfurts unter maßgeblicher Beteiligung (oder Nichtbeteiligung) des rechten Verteidigers und des Stoppers der Eintracht statt. Erheblich von seiner Normalform entfernt schien auch Torhüter Loy.

Und wenn sich diese Drei über den Ernst der Lage einfach nicht klar werden konnten, wie sollten es dann Alfred Pfaff und Dieter Lindner, die schon von Natur aus nicht gerade dazu neigen, sich ein Bein auszureißen. Alfred Pfaff versuchte eine ganze Halbzeit lang genial zu spielen, obwohl ihm noch nicht einmal das Einfache gelang. Auch Lindner ging erst nach dem Wechsel aus der Reserve heraus, pfefferte dann allerdings eine Serie von Schüssen auf das Gehäuse des Torwarts Geyer, die an glücklicheren Tagen allesamt ihren Treffer wert gewesen wären. Diesmal jedoch kam immer wieder etwas dazwischen. Entweder eine tolle Torwartleistung oder ein Verteidiger-Hechtsprung oder der Pfosten.

Nur Stinka, Stein, Meier und Höfer hatten auch diesmal keine Mühe, voll aus sich herauszugehen, und Stinka übertraf seine Europacupleistung von Wien sogar beträchtlich. In Sehweinfurt gelangen ihm wieder Szenen, die früher nur Alfred Pfaff gelangen. Faszinierend, wenn er die gegnerischen Abwehrspieler mit Körpertäuschung auseinanderjagte und dann geradeaus auf den gegenüberliegenden Strafraum zumarschierte. Was Erwin Stein so beschwerlich für Schweinfurts Deckung machte, war weniger das Schießen (das Lindner übernommen hatte), als das Angsteinjagen. Gleichgültig, wo er auch auftauchte, es entstand stets eine kleine Panik. Einem von Stein verursachten Verwirrungszustand verdankte die Eintracht beim Stand von 2:0 den ersten Gegentreffer durch Meier, der sich nach einem mißglückten Schuß des Mittelstürmers plötzlich der großen Chance gegenübersah. Meier ließ sich aber auch die kleinen Möglichkeiten nicht entgegen, schoß sobald er konnte und packte Tricks aus, die ihm bis dato kaum jemand zutraute.

Das alles aber taugte zu nicht mehr als zu einem recht verheißungsvollen Start und zu einer permanenten Drangperiode nach dem Wechsel. In der letzten halben Stunde rollten die Riederwälder Angriffswellen in monotoner Gleichförmigkeit auf Schweinfurt zu, und die Schlußphase war ein einziger Rattenschwanz von Eckbällen für den Riederwald. Inzwischen aber hatte die Eintracht längst aufgegeben. (aus 'Der neue Sport' vom 28.03.1960)

 

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