Freiburger FC - Eintracht Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1960 - Achtelfinale

2:3 (2:0)

Termin: 20.03.1960
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Fischer (Augsburg)
Tore: 1:0 Lebefromm (7.), 2:0 Burgert (16.), 2:1 Hans Weilbächer (57.), 2:2 Wolfgang Solz (81.), 2:3 Erwin Stein (90.)

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Freiburger FC Eintracht Frankfurt

  • Wüst
  • Spreter
  • Palm
  • Breithaupt
  • Geesmann
  • Vogel
  • Busch
  • Burgert
  • Lebefromm
  • Ehret
  • Schukraft

 


 

Trainer
  • Waldemar Gerschler
Trainer

 

Steins Tor ersparte die Verlängerung

Freiburger FC — Eintracht Frankfurt 2:3 (2:0)

Ein eigenartig Ding ist das Gefühlsleben der Eintrachtspieler vom Riederwald. Fest entschlossen, keinen Schritt zuviel zu machen, traten sie auf den Platz. Und wer könnte ihnen das verübeln. Beim Programm eines Deutschen Meisters und Europacupteilnehmers heißt es, haushalten mit der Energie oder allmählich an Auszehrung zugrunde gehen. Beinahe wurstig wurden die beiden Tore kassiert, mit denen der Gegner in der ersten Viertelstunde unter dem frenetischen Triumphgeschrei der 9000 das Spiel eröffnete.

Eine Stunde später konnte man von der Spielerei offenbar gar nicht mehr genug kriegen. Mit allen Anzeichen ehrlicher Freude wurde die Verlängerung begrüßt, die neun Minuten vor Schluß nach dem Solz-Tor zum 2:2 unvermeidlich schien. Jetzt wären die Riederwälder — jede Wette — trotz aller Strapazen noch stundenlang weitergetrabt, nur um nicht aus dem DFB-Vereinspokal herauszufliegen. Aber dann, zehn Sekunden vor Schluß, als Erwin Stein den Ball, den er in der Hitze des Gefechts nur ganz unten, quasi am Südpol, getroffen hatte, zum 3:2-Sieg über die Linie hupfen sah, da lachte der ganze Riederwald doch schließlich befreit auf. Ein gütiges Geschick hatte den unverdrossenen Dauerfußballern auf dem Gnadenwege 30 Minuten Nachexerzieren erlassen.

Von der Eintrachtseite aus gesehen, war das Ganze nur ein Problem der Kräfteregulierung. Das Problem hieß genau ausgedrückt: Wieviel Energie brauche ich, um Freiburg zu schlagen? Man begann deutlich ein paar Striche zu tief unten. Das Tempo, mit dem man sich zunächst zwischen den aufgedrehten Zweitligisten bewegte, entsprach noch nicht einmal dem normalen Trainingstempo der Riederwälder. Man ließ einfach den Dingen ihren Lauf. So gelangen den Freiburgern Kombinationszüge, wie man sie im südlichen Schwarzwald seit Jahren nicht mehr erlebte. Beide Freiburger Treffer — wenn auch Lebefromm beim ersten weit in der Abseitszone stand — waren sauber herausgetüftelt. Selbst die Eintrachtabwehr stand vor Bewunderung still.

Also mußte man schon etwas mehr tun. Weilbächer in der Abwehr, Pfaff, der als Außenläufer begann, Lindner und Stein drehten behutsam den Hahn ein kleines Stückchen weiter in Richtung „stark". Aber mehr als ungefähr halbe Tourenzahl wurde bis zur Halbzeit nicht erreicht. Erst nach der Pause erwachte man aus dem Halbschlaf, hielt aber auch jetzt konsequent an dem Vorsatz fest, sich nicht zu überanstrengen. Die Freiburger saßen sofort bis hinauf zu den Halbstürmern in der Defensive fest. Es passierte jener Elfmeter, den Freiburgs Verteidiger später mehr ungewollt als gewollt an Meier verschuldete und den Weilbächer elegant am rechten Pfosten vorbei ins Aus schickte. Es folgte die Wiedergutmachungsaktion von Weilbächer, der kurz darauf aus ebenfalls elf Meter die Kugel zum Anschlußtreffer ins Netz schickte. Dann jedoch schien sich die Situation endgültig verhärtet zu haben. Die Freiburger verrammelten ihren Strafraum mit mindestens neun Spielern und die Eintracht wollte auch jetzt noch keine Gewalt anwenden. Sie erreichte ihr Ziel schließlich wider Erwarten durch reines Spiel. Eigentlich waren ihre Aktionen etwas zu ungenau, um diese gegnerische Wand nachhaltig zu durchlöchern.

Für die fehlenden Eigenbrodt und Stinka gab es in Freiburg keine geeigneten Vertreter. Der Amateur Kübert als rechter Verteidiger fand sich nicht zurecht und Schymik als Stopper blieb stets ein Fremdling auf seinem verantwortungsvollen Posten. Pfaff fühlte sich erst wieder wohl, als er nach der Pause aus der Läuferreihe in den Sturm zurückkehrte. Solz lahmte bald auf dem rechten Fuß und Kreß wirkte lustlos. Um so mehr war auf Stein, der vor allem klug mitpaßte, auf Höfer, auf Loy, auf Weilbächer und auf Lindner Verlaß. Auch Solz hatte trotz seiner Behinderung hin und wieder glänzende Szenen.      Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 21.03.1960)

 

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