Eintracht Frankfurt - Kickers
Oxxenbach |
Oberliga Süd 1959/60 - 25. Spiel
3:2 (1:1)
Termin: 13.03.1960
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Ott (Hönningen)
Tore: 1:0 Hans Weilbächer (40.), 1:1 Kaufhold (45.), 2:1 Erich Meier (68.), 2:2 Nuber (70.), 3:2 Erwin Stein (85.)
Eintracht Frankfurt | Kickers Oxxenbach |
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Trainer | Trainer
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Fünf kuriose Derbytore mit Hilfestellung Eintrachtglanz Horst Kickhefel berichtet vom großen Schlagerspiel am Riederwald Eintracht Frankfurt — Kickers Offenbach 3:2 (1:1) Die 30.000 Zuschauer aus beiden Lagern waren bis zum Spielbeginn schon gut angeheizt, denn sie erlebten am Riederwald ein Reservespiel, das sogar dramatischer und schöner als die nachfolgende Begegnung war und 5:5 endete. Damit soll nicht gesagt sein, daß man ein schlechtes Derby zu sehen bekam. Man vermißte nur die großen Spielzüge und schönen Torschüsse, genaugenommen erlebte man Derbytore mit Hilfsstellung. Hilfestellung, weil die betroffene Abwehr dem Torschützen die Aufgabe erleichterte. War den Kickers die Favoritenstellung nicht bekommen? Fast möchte man es glauben, denn die Abwehr zeigte Schwächen, die man an ihr sonst nicht kannte, der Sturm fand einfach nicht zu seinem Spiel und lebte von Einzelleistungen. Eine halbe Stunde lang diktierte die Eintracht so deutlich das Spiel, daß die starke Offenbacher Kolonie ihre Fahnen einrollte und für ihre Mannschaft das Schlimmste befürchtete. Befürchten mußte, denn in der Abwehr war keine Konzeption. Oft stürzten sich mehrere Offenbacher auf den angreifenden Gegner und rissen dadurch in ihren Abwehrkordon gewaltige Breschen. Etwas mehr Entschlossenheit im Eintrachtsturm und die Kickers wären in große Schwierigkeiten gekommen. Und als einmal alles verloren schien, köpfte Wade den Ball aus dem Tor. Eine gute halbe Stunde dauerte die Eintracht-Ueberlegenheit, deren großer Mann Läufer Stinka war, eine halbe Stunde ohne Torerfolge. War die schöne Zusammenarbeit zwischen Solz und Meier vergebens gewesen? Sollte die Eintracht den Konterschlägen des großen Gegners erliegen? Im Offenbacher Sturm tauschten Nuber und Kraus ihre Plätze. War das der Beginn der großen Gegenoffensive? Vorher war Kraus restlos an Höfer gescheitert, war Nuber von Eigenbrodt fast handzahm gemacht worden. Die Kickersfahnen wurden wieder aufgerollt, Loy faustete von Nubers Kopf eine Flanke ins Feld zurück, nach einem Zusammenprall zwischen Eigenbrodt und Nuber mußte der Offenbacher an der Auslinie verarztet werden. Ein Gast-Rückzieher landete neben dem Tor, Nubers Schuß traf Loys Unterarm und als Loy der Ball wegsprang, zischte Kaufholds Nachschuß am Tor vorbei. Da traf es die Offenbacher wie ein Donnerschlag. Waldmann, der schwache Punkt der Kickersabwehr, foulte 25 Meter vom eigenen Tor Meier. Während sich die Offenbacher Mauer aufbaute, legte sich Weilbächer den Ball zurecht. In der Mauer klaffte eine große Lücke und durch die Lücke donnerte Weilbächer den Ball unhaltbar für Zimmermann ins Tor. Jetzt war die Eintracht wieder da, knapp rauschte Steins Schuß am Tor vorbei. Und doch schafften die Kickers noch den Ausgleich. Loy wehrte ab, wollte den Ball wieder fangen, da stieß ihm Kaufhold mit Rückzieher den Ball aus den Händen ins Tor. Ein Treffer, der während der Pause große Diskussionen auf den Rängen verursachte. Und wie fade begann die zweite Spielhälfte. Vergessen war aller Schwung. Kein Aufbauspiel von Stinka mehr, der Eintrachtsturm eine Schar Zauderer. Auf der anderen Seite Nuber und Kraus wieder in den Anfangspositionen, aber auch da war aller Schwung dahin. Erst als Stein sich eine Rückgabe Sattlers erlief und auf das Tornetz hob, kam wieder Farbe ins Spiel, aber zwanzig Minuten hatte man sich gelangweilt. Wieder eröffnete die Eintracht die Torfolge. Sattler hatte Stein gelegt, aus dem Freistoß entwickelte sich ein Eintrachtvorstoß. Steins Schuß prallte Zimmermann aus den Händen, Meier stürzte hinzu, Sattler blockierte sitzend den Ball, aber Meier gelang es doch ihn über die Linie (den Ball!) zu drücken. Und wieder zogen die Kickers gleich. Ein Freistoß Lichtls, die einzige positive Leistung des sehr schwachen Kickers-Läufers war die Ausgangssituation. Kleinböhl (ebenfalls sehr schwach) flankte vor das Tor, wo sich Lindner den Ball stoppte und wie eine deutsche Eiche verharrte. Loy hatte eine Rückgabe erwartet und kam jetzt erst aus dem Tor. Inzwischen hatte Gast die Lage durchschaut, erst Lindner den Ball weggespitzelt, dann Eigenbrodt überlistet und den Ball ins Tor geschickt. Das Spiel wurde etwas hart. Zuerst gerieten Eigenbrodt und Nuber aneinander, dann Nuber und Eigenbrodt und als Loy im tollen Sprung Gasts Schuß ergriff, war eine große Kickers-Chance dahin. Alles machte sich schon mit einem Unentschieden vertraut, da kam die Eintracht (nicht die Kickers wie üblich!) zum Schlußtor. Wieder ein Tor mit Hilfestellung. Stein war Sattler davongelaufen, geriet etwas nach links und schlug aus spitzem Winkel den Ball vors Kickerstor. Eine hoffnungslose Situation für die Eintracht — da entschloß sich Zimmermann zu einer Fußabwehr: Zwischen seinen Beinen hindurch rutschte der Ball über die Torlinie. Ein Derby mit seltsamen Toren, ein Derby zweier guter (keiner großen!) Mannschaften, bei denen Stinka, Eigenbrodt, Höfer, Sattler, Zimmermann, Schultheiß und Gast die überragenden Spieler waren. — Schiedsrichter Ott war ein großartiger Spielleiter. (aus 'Der neue Sport' vom 14.03.1960)
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