Bayern München - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1959/60 - 24. Spiel
3:0 (2:0)
Termin: 06.03.1960
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Deuschel (Mundenheim)
Tore: 1:0 Sieber (32.), 2:0 Grosser (37.), 3:0 Huber (61.)
Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Eine Stunde mit neun Mann Ludwig Dotzert berichtet aus München Bayern München — Eintracht Frankfurt 3:0 (2:0) So war es und so blieb es: die Grünwalder Straße in München ist für die Eintracht die „freudlose" Straße, die „schwarze Sackgasse", aus der sie ungeschoren nicht wieder herauskommen. Und an diesen Verlauf sind die Riederwälder seit Jahren gewöhnt, diesmal verloren sie jedoch nicht nur das Spiel, sondern obendrein die letzten Aussichten, einen Platz in der Endrunde zu erhalten. Sie verloren des weiteren — und dies im ungünstigsten Augenblick zwischen den beiden Zwischenrundenspielen um den Europa-Pokal — zwei Spieler, für die es gleichwertige oder auch nur annähernd gleichwertigen Ersatz in ihren Reihen nicht mehr gibt: Bechtold und Lutz. Die Verletzungen der beiden sind noch nicht sicher diagnostiziert. Bechtold erwischte es am Knie, Lutz, der zu Bechtolds Vertretung gerade erst ins Abwehrzentrum geeilt war, wurde das Opfer einer Loy-Parade. Beide Verletzten versicherten wie aus einem Munde, daß niemand etwas für ihr Pech kann, daß ihr Ausscheiden einzig und allein auf einer Verkettung unglückseliger Umstände beruht. Aber das war für Vorstand und Spielausschuß eben nur ein fahler Trost, und es ändert nichts an der Tatsache, daß sich die Riederwälder in der „freudlosen Straße" fast eine Stunde lang mit nur neun Mann behelfen mußten. Kein Mensch hätte diesen Neun, die seit der 32. Minute bereits 0:1 und bald nach dem Wechsel sogar 0:3 im Rückstand lagen, es übel genommen, wenn sie still und leise in die Rolle des großen Dulders eingeschwenkt wären. Aber nein, von einem unbändigen, ebenso amateurhaften wie bewunderungswürdigen Trotz übermannt, versuchten die Neun für Elf zu spielen. Es war im Grunde ein wahnwitziges Unterfangen, aber niemand der 25.000 Zuschauer blieb ungerührt, wie diese Kämpfernaturen sieh in der Abwehr die Sohlen abliefen. Warmer Beifall rauschte über die Köpfe der Riederwälder, als sie sich nach dem Spiel zum Zubringerbus der Bundesbahn trollten. Die Münchener Bayern ließen zwar ihre Technik blitzen und verfügten über zwei Stürmer — Linksaußen Huber und Solofußballer Großer in der Mitte — die ihren direkten Gegnern, Lutz und Bechtold, mehr zu schaffen machten, als alle Stürmer, die Lutz und Bechtold im Jahre 1960 bisher begegnet sind. Aber insgesamt wirkte die Bayern-Mannschaft doch, als hätte sie vorerst die letzte Lust und Liebe zur Sache verloren. Im Vergleich mit den unermüdlichen Aufbegehrern vom Riederwald nahmen sich die Münchener matt und schwunglos aus. Auch die Riederwälder brauchten freilich ihre Zeit, bis sie die feuchte Erde des Frankfurter Stadions, die noch an ihren Schuhen klebte, von sich geschüttelt hatten. Sie begannen betont kühl, abwartend und offenbar darum bemüht, ihre Kräfte nicht vorzeitig zu verschwenden. Trotzdem blieb der befürchtete Münchener Ueberrumpelungsversuch aus. Es blieb bei einigen flinken Flankenläufen Hubers, der sich von Lutz nur selten imponieren ließ und einigen Dribblings von Großer, der von Bechtold jedoch meist ehe er Schaden anrichten konnte, gestellt wurde. Zsamboki kapitulierte vor Höfers unerbittlicher Konsequenz bereits, bevor sich der Münchener Rechtsaußen richtig entfalten konnte. Da Siedl fehlte und sein Vertreter Ostner keine Bäume ausriß, schien die Eintracht auch dann noch lange nicht verloren, als es hinter Loy zum Münchener Führungstreffer einschlug. Schließlich handelte es sich bei diesem Treffer um einen müden Spitzenkick aus etwa 14 Meter Entfernung, dessen Wucht Loy überschätzt zu haben schien. Also Zufall! Wohin die Entwicklung treiben würde, blieb in diesem Augenblick noch völlig offen. Wenige Minuten später allerdings wußte man mehr. Da kroch Bechtold mit steif weggestrecktem Bein vom Spielfeld. Lutz übernahm den Stopperposten und noch ehe er sich hier richtig orientieren konnte, drehte sich Großer in den Strafraum, ihm entgegen stürzte Loy und plötzlich lagen drei Mann auf der Nase: Loy, Lutz und Großer. Nur zwei machten weiter. Lutz dagegen schaukelte mit einer harten Oberschenkelprellung auf der Tragbahre hinaus. Daß kurz danach das zweite Tor für München fiel, wieder nach Dribbling von Großer, der sich diesmal gegen Stopper Nr. 3. Eigenbrodt, durchsetzte, war nur logisch. Mit Schymick als Verteidiger, Weilbächer als Außenläufer und dem Sturmüberbleibsel Kreß, Lindner, Meier führten die Riederwälder das Treffen zu Ende. Der furchtlose Höfer, Eigenbrodt mit seinen weittragenden Befreiungsschlägen, Lindner, der als Kämpfer fast noch mehr erstaunte denn als Techniker, Weilbächer, der sich zum Schluß als Abwehrmann und nachrückender Stürmer gleichermaßen verdient machte sowie Einzelgänger Kreß (die Einzelgänger wurden diesmal dringend gebraucht) waren die großen Vorbilder. Die anderen Riederwälder ließen sie jedoch nie im Stich und Pfaff fehlte ja sowieso. Mehr als ein drittes Tor durch Huber, der plötzlich im Reigen des nach vorn strebenden Neunerteams aus Frankfurt auftauchte, wurde den Bayern bis zum Schluß nicht gegönnt. (aus 'Der neue Sport' vom 07.03.1960)
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