Eintracht Frankfurt - Wiener SC

Europapokal der Landesmeister 1959/60 - Viertelfinale, Hinspiel

2:1 (1:0)

Termin: 03.03.1960, 20:00
Zuschauer: 32.867
Schiedsrichter: Albert Quinard (Schweiz)
Tore: 1:0 Dieter Lindner (17.), 1:1 Karl Skerlan (48.), 2:1 Erich Meier (59.)

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Eintracht Frankfurt Wiener SC

 


  • Bogner
  • Hans Windisch
  • Erich Hasenkopf
  • Rudolf Oslansky
  • Heinrich Büllwatsch
  • Leopold Barschandt
  • Novy
  • Adolf Knoll
  • Erich Hof
  • Josef Hamerl
  • Karl Skerlan

 

Trainer Trainer
  • Hans Pesser

 

Wetterfest müßte man sein

Eintracht Frankfurt - Wiener SC (um den Europacup) 2:1 (1:0)

Kritische Betrachtung für den „Neuen Sport" von Ludwig Dotzert

Wer unter den verschärften und für die Eintracht ungewohnten Bedingungen dieser internationalen Spitz-auf-Knopf-Entscheidung bestehen wollte, durfte nicht zimperlich sein. Jeder einzelne Riederwälder mußte sich hier auf erheblich erhöhte Härtegrade und Durchschnittsgeschwindigkeiten umstellen, und daran vor allem lag es wohl, daß sich die Rangordnung innerhalb des Eintrachtteams, wie sie der Oberliga-Stammkunde kennt, alsbald seltsam verschob und verzerrte. Die stoß- und wetterfesten Athleten führten das Kommando. Ueber die sensiblen Männer mit dem Artistenblut rauschten die Ereignisse dagegen mit zunehmender Zeit immer stürmischer hinweg.

Nicht Pfaff, der sich zudem bald mit einer Zerrung plagte, und Lindner waren also die großen Riederwälder, die das Angriffsspiel nach ihrem Kopf aufziehen konnten, sondern alles Gute kam von den kernigen Gestalten eines Meier, eines Weilbächer und eines Kress. Meiers reißende Spurts und giftige Präzisionsschüsse waren das Verblüffendste überhaupt an diesem fremdartig wirkenden Eintrachtsturm. Kaum ein von Meier abgefeuerter Ball, den der sonst so griffsichere Wiener Tormann Bogner festhielt. Meier lieferte für die Eintracht die Linksaußen-Partie des Jahres.

Ihm am nächsten an Wirkung kam Weilbächer, der allerdings nach einer Stunde unablässigen Umhertobens nicht mehr die Frische und Ursprünglichkeit besaß, auf denen seine Erfolge als Stürmer in erster Linie beruhen. Eine Stunde lang jedoch rumorte, schleppte und stemmte er, daß seinen Gegnern bisweilen Hören und Sehen zu vergehen schien. Nur war das, was er da vorführte, eher ein saftiges Halbstürmerspiel a la Morlock als die Erfüllung einer Mittelstürmer-Aufgabe. Die Explosionen des Richard Kress verloren ihre Durchschlagskraft noch etwas früher; denn nach der Pause kannte ihn sein Bewacher Hasenkopf in- und auswendig. Aber vorher trieb Kress manchen verheißungsvollen Keil in die Wiener Abwehr.

Die Athletenfußballer machten auch in der Riederwälder Abwehr den größten Eindruck. Per Dribbling war an Lutz und Höfer , der sich die mangelnde Spielpraxis der letzten acht Wochen nur selten anmerken ließ, kaum vorbeizukommen, höchstens mit ellenlangen Kombinationstüfteleien, die beim geringsten Fehler von selbst in sich zusammenfielen. In großem Stil hütete Loy sein Tor. Die Robusten, Muskulösen und Unkomplizierten dominierten an allen Ecken und Kanten.

Aber auch diese Regel hatte ihre Ausnahmen. Zwischen den Erzengeln der Riederwälder feierte einer von der Sorte der Milchgesichter die Nacht seiner Nächte: Dieter Stinka. Er konnte am Ball mindestens so viel wie der gewandteste Wiener, tänzelte leichtfüßig über den halben Platz, nahm jeden Zweikampf an und blieb bis zum Schlußpfiff ohne jede Ermüdungserscheinung. Bei der anderen Ausnahme handelt es sich um Bechtold, der sein Pensum abermals mit der Gewissenhaftigkeit eines langjährigen Beamten erledigte. Seit Horvat hatte die Eintracht keinen solideren Stopper.

Die Wiener ließen die Kugel eine volle Halbzeit lang im Kreis herumlaufen, als führten sie ein historisches Fußballfestspiel auf. Nur der Stürmerhüne Hamerl suchte im Siebenmeilenstiefel-Laufstil bisweilen den graden Weg zum Tor und verbreitete um so mehr Angst und Schrecken, als Schymik neunzig Minuten lang keine Einstellung zu diesem Gegner fand. Nach dem Wechsel straffte sich zwar der Zuschnitt des Wiener Angriffspiels erheblich; aber zu früh mauerte sich dann der österreichische Meister in der 1:2-Stellung ein. Nur noch undeutlich hoben sich Knoll, der den angeschlagenen Oslansky als Außenläufer ablöste, Stopper Büllwatsch, Hasenkopf und Tormann Bogner von der stoisch verteidigenden Masse ab. Erst das Rückspiel in Wien kann zeigen, was wirklich in dieser Mannschaft steckt.


Hinter den Toren hergerannt

Eine Gesamtwürdigung des Stadionspiels von Bert Mertz

Die Eintracht geht mit einem Ein-Tor-Vorsprung in das Wiener Rückspiel am 16. März. Sie hätte nach der Partie am Donnerstagabend im Frankfurter Stadion gut drei Tore voraus haben können. Was sich vor den 45.000 Zuschauern unter Flutlicht im strömenden Regen abspielte, war ein dramatisches Schauspiel, ein verzweifeltes Bemühen um einen klaren Sieg des deutschen Meisters, der dem österreichischen Meister der vergangenen Jahre viel überlegener war, als dieses knappe 2:1 überhaupt ausdrücken kann.

Die Zuschauer gingen nachdenklich vom Platz. Die einen geben der Eintracht für das Wiener Spiel gute Chancen, die anderen aber heben warnend den Finger. Der Wiener SC im eigenen Land kann ein ganz anderer sein. Kann! Als wir am Vorabend mit dem WSC-Präsidenten Rautenstrauch zusammensaßen und seine „Wiener G'schichten" hörten, wurde einem angst und bange. Angst vor allem um Adolf Bechtold, den Eintrachtstopper, der schließlich erst wieder durch Höfers Sperre zu Amt und würden gekommen war. Hof, den direkten Gegner Bechtolds, bezeichnete Rautenstrauch als den derzeit besten Fußballer Oesterreichs. Wenn er es sein sollte, dann noch einmal: Bravo, Bechtold.

Nach dem Spiel bezeichnete der Präsident aus Wien das Resultat als das günstigste für den Rückkampf. Dabei dachte er aber wohl mehr an den finanziellen Erfolg, der damit gesichert ist. Die Wiener in seiner Begleitung glauben, daß zu Hause alles viel besser läuft. Daß es schwer werden dürfte, mit zwei Toren Differenz zu siegen und in die nächste Runde des Pokals zu schlüpfen, gaben sie aber unumwunden zu. Die Eintracht-Deckung hätte den Gästen doch Respekt abgerungen.

Die Hintermannschaft der Eintracht war in diesem Spiel der Teil, der die Richtung bestimmte. Diese führte fast ausschließlich zum Wiener Tor. Die Abwehr war der Garant, daß sich dem Angriff Chancen in Hülle und Fülle boten. Ein guter „Abstauber" hätte vermutlich ein Fest gefeiert wie nur alle paar Jahre einmal. Was waren da noch Möglichkeiten, dem Kopfball von Lindner und dem Tor von Meier, das zudem noch aus abseitsverdächtiger Situation fiel, weitere Erfolge anzuhängen. Ein Schuß, der den tollen Bogner (Ersatzhüter für Szanwald) schon passiert hatte, wurde von Büllwatsch noch aus dem Tor geschlagen, ein Ball Meiers flog vom Kopf eines Wieners an die Querlatte, ein halbes Dutzendmal lag der Ball zwischen Elfmeterpunkt und Torlinie. Aber die Eintrachtstürmer waren keine Zauberer. Sie kämpften gegen die Minuten und gegen eine Mannschaft, die sich einigelte. Es schien, als ob die Frankfurter Elf zeitweise mit Fortuna auf dem Kriegsfuß stände.

Die Wiener hatten mehr Glück. Sogar das Glück, daß ein Eckball von Skerlan unberührt ins Netz schlug. Für sie war das 1:2 fast ein Sieg. Wenigstens bis zum 16. März abends scheint das so. (aus 'Der neue Sport' vom 07.03.1960)

 

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