Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Oberliga Süd 1959/60 - 23. Spiel

3:1 (3:0)

Termin: 21.02.1960
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Jakobi (Heidelberg)
Tore: 1:0 Dieter Lindner (7.), 2:0 Alfred Pfaff (14.), 3:0 Dieter Lindner (33.), 3:1 Albrecht (81.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Wabra
  • Ucko
  • Hilpert
  • Rubenbauer
  • Wenauer
  • Kreißel
  • Albrecht
  • Flachenecker
  • Strehl
  • Wild
  • Müller

 

Trainer Trainer
  • Franz Binder

 

Alfred Pfaff war in Superlaune

Eintrachtzauber

Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — 1. FC Nürnberg 3:1 (3:0)

Das war ein Spielchen, ein Spielchen für Kenner. Doch leider, nur eine Spielhälfte lang. Dann ließ die Eintracht angesichts ihrer übergroßen Ueberlegenheit die Zügel schleifen und da Nürnbergs Fohlen außer ihrem Eifer nichts entgegenzusetzen hatten, verlor das Spiel so an Spannung, daß eine gute Viertelstunde vor Schluß Hunderte abzuwandern begannen. Das war schade, schade auch im Hinblick auf eine Verbesserung des Torverhältnisses, denn vielleicht entscheidet am Schluß doch noch das Torverhältnis. Und hier bot sich für die Eintracht eine gute Chance, das Torkonto aufzubessern.

Bei der Eintracht spielte wieder Weilbächer Mittelstürmer. Das Derby hatte er durch zwei Treffer für seine Farben entschieden, diesmal ging er leer aus. Das war nicht Weilbächers Schuld. Weilbächer, bohrte sich förmlich in die Nürnberger Abwehr hinein, was dazu führte, daß Wenauer sich allein mit Weilbächer zu beschäftigen hatte. Er kannte keinen Pardon, die beiden schonten sich nicht — aber Wenauer war nicht imstande, seinen Verteidigern zu helfen.

So stand die Mitte der Abwehr, dafür bröckelte es an den Seiten ab, und da die beiden Außenläufer von Lindner und Pfaff nach Herzenslust ausgespielt wurden, wurde an diesen Stellen Nürnbergs Abwehr aus den Angeln gehoben. Deutlich wurde das durch die drei Treffer, die ganz allein auf das Konto der Eintracht-Halbstürmer gehen.

Der Eintrachtsturm steigerte sich in eine Spiellust hinein, die Erinnerungen an die letzte deutsche Meisterschaft aufkommen ließ. Der Ball lief direkt von Mann zu Mann, fast glaubte man, dieser Sturm schwebe über das Spielfeld. Und angefacht wurde diese Spiellaune durch Alfred Pfaff. Der Alfred muß im Urlaub keinen Fußball gesehen haben. Er packte seine Tricks gleich bündelweise aus. Einmal setzte er auf diese Weise — ein kleiner Absatzkick genügte — gleich drei Nürnberger schachmatt, und schon schwebte sein Bogenschuß für Wabra unerreichbar in die Torecke. Das war eine Szene, wie man sie in Spanien oder Südamerika zu sehen bekommt. Ja, wenn der Alfred Laune hat...

Laune hatte auch Lindner. Seine Hemmungen schien der vorfrühlingshafte Wind fortgeweht zu haben, sein zwei Köpfe kleinerer Gegner schien für ihn einfach Luft zu sein. Bei jeder Gelegenheit schickte er tolle Schüsse in Richtung Wabras Tor. So erlief er sich eine steile Vorlage Eigenbrodts vor dem herauslaufenden Wabra — 1:0. So drehte er mit Wucht eine Flanke von Kreß, die Weilbächer mit voller Absicht durchgelassen hatte, ins Nürnberger Tor — 3:0. Die Gesichter der Zuschauer strahlten wie die Riesensonnen am nächtlichen Firmament, denn so entfesselt hatten sie ihre Mannschaft seit den Endrundenwochen nicht mehr gesehen. Das Zuspiel lief schon aus der Abwehr heraus, die Außenläufer stürmten mit, ließen aber Nürnbergs jungen Sturm nicht aus den Augen. Nun, gefährlich war dieser Sturm nicht. So harmlos hat noch kein Clubsturm in den letzten vierzig Jahren aufgespielt. Doch man unterschätze diese Stürmer nicht. Das sind Talente, laßt sie erst einmal Erfahrung sammeln — und laßt den Club endlich einmal einen modernen Trainer verpflichten, einen Trainer, der diesen Jungen die Scherbelei abgewöhnt.

Wie stach das Eintrachtspiel von dieser Umständlichkeit ab. Auch dieses Spiel war schön, aber man überbrückte den Raum und schickte den günstigsten Mann auf die Reise. Eine typische Szene (21. Minute): Flachenecker macht vor dem Eintrachttor einen Fallrückzieher. Lutz schlägt mit Fallrückzieher den Ball ins Feld zurück, Weilbächer nimmt den Ball auf, ein Steilpaß zu Paff, ein Alleingang Pfaffs — mit einer tollen Parade fängt Wabra Pfaffs Schuß. Das war moderner Fußball. Ja, hätte Bäumler nicht zwei Chancen ausgelassen, es hätte zur Pause 5:0 gestanden.

Und nach der Pause? Da gibt es nicht mehr viel zu berichten. Pfaff schickte einmal einen Drehschuß an den Pfosten und ruhte sich etwas aus. Und mit Pfaff begann sich der ganze Eintrachtsturm auszuruhen. Und so erschrak alles, als Albrecht in der 81. Minute den Ball ins Eintrachttor schickte. War das nötig?

Schiedsrichter Jakobi hatte es angesichts der Fairneß auf beiden Seiten nicht schwer. (aus 'Der neue Sport' vom 22.02.1960)

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