Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt
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Oberliga Süd 1959/60 - 21. Spiel
2:1 (0:1)
Termin: 07.02.1960
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Eisemann (Beerfelden)
Tore: 0:1 Hofmann (37.), 1:1 Hans Weilbächer (70.), 2:1 Hans Weilbächer (81.)
Eintracht Frankfurt | FSV Frankfurt |
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Trainer | Trainer
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Weilbächers Derby-Tore Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald Eintracht Frankfurt — FSV Frankfurt 2:1 (0:1) Eine Halbzeit lang sprach man vom Spiel Kickers gegen KSC, sei es als Zuschauer, sei es als Fernseher. So sehr stach das Derby gegenüber dem Vortagsspiel ab. Nun, wird man in einem Lokalderby selten Klasse finden, dazu überwiegt das kämpferische Moment, kennen sich die Spieler viel zu gut. Aber dieses Derby war 45 Minuten verkrampft. Bei der Eintracht besonders und der Sportverein wirkte etwas zu vorsichtig in einer Zeit als man mit Himmelanstürmen noch weiter gekommen wäre. Und nach der Pause stellte man sich gleich auf Defensive ein — und erlag dem plötzlich entfesselten Eintrachtsturm. Dabei hatten die Bornheimer sofort nach dem Anpfiff einen großen Ansturm ihres Nachbarn überstehen müssen, erst nach acht Minuten kam man zum ersten Male ernsthaft vor Loys Tor — da pfiff aber auch gleich ein tolles Ding von Schäfer knapp am Tor vorbei. Der Sportverein deutete an, daß mit ihm zu rechnen war. Nauheimer zeigte sich gut aufgelegt, Buchenau reichte die Bälle gut weiter, aber vorerst war bei der Eintrachtabwehr wenig zu machen. Weitaus bessere Chancen boten sich der Eintracht. Einmal mußte sich Leichum tollkühn vor Bäumler stürzen, dann einen Schuß Lindners abfangen, und schließlich hatte er Glück als Weilbächer die Latte traf. Da war Loy nicht so sehr in Nöten, einmal drehte er einen Kopfball Hofmanns gerade noch mit den Fingerspitzen aus der Torrichtung. Chancenmäßig hätte die Eintracht führen müssen, aber der Sturm machte sich selbst das Leben schwer. Kreß fand in Schäfer seinen Meister und fand kein Durchkommen. Lindner wirkte befangen wie eh und je. Weilbächer wirkte zu schwerfällig und der linke Flügel brauchte ebenfalls zuviel Raum und Zeit. Da traf aus blauem Himmel die Eintracht der Blitz. Ein etwas kurioses Tor. Kurios deshalb, weil der Linienrichter vor der Tribüne den Ball mit dem Fuß stoppte, ehe dieser die Linie mit ganzem Umfang überschritten hatte. Eisemann befragte zwar seinen Kollegen, und dieser behauptete mit rotem Kopf, der Ball sei „aus" gewesen. Aus dem Einwurf für den FSV entwickelte sich dessen Tor. Buchenau schoß — Loy verlor den Ball, im Gedränge prallte Hammanns Schuß ab, ab zu Hofmann, der eine Lücke zum Treffer fand. Fast wäre der Eintracht postwendend der Ausgleich gelungen, aber Weilbächer traf nur den Pfosten, während Leichum wie eine Salzsäule in seinem Tor verharrte. Ein prächtiger Kopfball Lindners rutschte knapp neben das Tor — im Eintrachtlager fragte man sich beklommen, wer in diesem Sturm überhaupt fähig sei, wenigstens ein Unentschieden zu retten. Nach der Pause blies der Eiswind dem Sportverein ins Gesicht, wohl aus diesem Grund entschloß sich Trainer Janda, seinen Mittelstürmer Hammann zurückhängend spielen zu lassen. Dieser Schachzug schien vernünftig, zumal dem FSV noch einmal der Himmel offen schien, aber Blums Schuß landete am Pfosten. Zur Verwunderung Loys, der keine Abwehrbewegung machte. Aber die Eintracht übernahm allmählich die Herrschaft im Mittelfeld und was das wichtigste war: Richard Kreß hatte sich so in Wut gesteigert, daß er mit einmal das Duell mit Schäfer jetzt zu seinen Gunsten entschied. Der geschlossene Abwehrblock der Bornheimer zeigte Risse, zumal Sipos durch sein schlechtes Stellungsspiel als Stopper ungeeignet war. Leichum kam immer mehr unter Druck: einen Kopfball von Kreß faustete er über die Latte, ein Schuß von Kreß ging den gleichen Weg, ein Kopfball Weilbächers landete neben dem Tor. An Leichum schien die Eintracht, in deren Sturm Lindner sich toll steigerte, Weilbächer pausenlos wühlte, Meier aus allen Lagen schoß und Kreß Vorstoß über Vorstoß unternahm, zu scheitern — da kam Leichum an eine Flanke Meiers nicht heran und mußte Weilbächers entschlossenen Kopfball durchlassen (1:1). Der Druck der Eintracht — von den Läufern Schymik und Stinka immer stärker angefacht — wurde übermächtig. Aber die Abwehr ließ sich auch zu starkem Vorprellen verlocken. Seltsamerweise nutzten das die Renner Hofmann und Nauheimer nicht aus. Schon sah es nach einem Unentschieden aus, da gelang der Eintracht noch das Siegestor. Hofmann war ins Abseits gelaufen. Loys Freistoßschlag erreichte aus dem Strafraum Lindner, der den Ball weit nach vorne zu dem ungestört in den freien Raum startenden Weilbächer schickte. Weilbächer zog sich den Ball herunter, versuchte sich an dem herausstürzenden Leichum vorbeizupirschen. Beide kamen bei dem Zusammenprall zu Fall, doch Weilbächer krabbelte schneller hoch — und schoß zum 2 :l ein. Erkenntnis: ohne Pfaff geht es beim Eintrachtsturm schlecht. Die Abwehr ist durch Eigenbrodt wieder stärker geworden, doch Loy wirkt nervös. Der FSV hat so gespielt wie in den letzten Wochen und erlag dem Kampfgeist der Eintracht. Früher verstand der Sportverein so zu kämpfen. Schiedsrichter Eisemann zeigte eine großartige Leistung. (aus 'Der neue Sport' vom 08.02.1960)
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