TSG Ulm 1846 - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1959/60 - 14. Spiel
0:1 (0:1)
Termin: 13.12.1959
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Meißner (Nürnberg)
Tore: 0:1 Wolfgang Solz (10.)
TSG Ulm 1846 | Eintracht Frankfurt |
|
|
Trainer
|
Trainer |
Punkte im goldenen Rahmen Helmer Boelsen telefonierte aus Ulm TSG Ulm — Eintracht Frankfurt 0:1 (0:1) Die Punkte von Ulm gehören zu denen, die man sich einrahmen läßt. Sie wurden mit viel Nervensubstanz der Eintracht erkauft, mit Zähnefletschen und Verbissenheit in einem Streit um jeden Quadratmeter eines glashart gefrorenen Platzes, nicht wie ein Meister, lässig und souverän, sondern wie ein Abstiegskandidat, der sich nach dem rettenden Anker reckt — so erkämpfte die Eintracht diese Punkte. Aber auch das gehört in einer langen Saison einmal dazu. So ist als größtes Positivum zu vermerken, daß sich die Abwehr das Vertrauen zurückeroberte, das man ihr nach den Stadionspielen gegen Aschaffenburg und Reutlingen entziehen wollte. In Ulm wuchs sie neu zusammen, als sie in 20 Minuten der ersten und in 30 Minuten der zweiten Halbzeit zusammengepreßt wurde. In dieser Abwehrschlacht fand sie sich weit besser zurecht als in Spielen, wo sie nur auf Konterstöße achten mußte. Nur zwei Mal mußten trotz allem Anrennen der Ulmer die 10.000 Zuschauer zum Torschrei ansetzen: einmal faustete Loy über die Latte und das andre Mal köpfte Schymik aus der Torecke. Alles andre, was die Ulmer dem Eintracht-Tor entgegendrückten, wurde im Staketenzaun der Eintrachtabwehr aufgefangen oder von den nervösen Ulmern weit verschossen. Die hohen Bälle faustete Loy weg und auch 16 Ecken konnten ihn und seine Schutzgarde an diesem Tag nicht verblüffen. Dem Ulmer Sturm fehlten allerdings auch die quirligen verblüffenden Ideen, um die Eintrachtabwehr unsicher zu machen. Anfangs hatten Höfer und Weilbächer noch mit Wirthwein und Ruoff ihre Last. Der glatte Platz machte die schweren Männer etwas unbeweglich, aber später ließ auch sie das „Spatzenkonzert" kalt bis ans Herz hinan, und besonders von Weilbächer kamen die mächtigsten Befreiungsschläge. Lutz war dieses Spiel auf den Leib geschrieben: er hatte gar keine Zeit mehr, einen riskanten Weg zu suchen, den er so liebt, er war ständig damit beschäftigt wegzuköpfen, wegzuschlagen, wegzuspitzeln und diese Arbeit machte er „par excellence". Der Mann aber, der in jenen gefährlichen fünfzig Minuten in allen Zonen anzutreffen war, in denen ein kleiner Brand aufflackerte, war Stinka. Mit einem sechsten Sinn für die echte Gefahr stapfte er durch den Strafraum und warf sich dorthin, wo die Ulmer Stürmer wieder eine Durchbruchschance vergeblich suchten. Schymik, der einmal Retter in höchster Not war, hatte Kratzer, den schwächsten der Ulmer Stürmer, gegen sich, und bald stand fest, daß von der linken Flanke her die wenigste Gefahr drohte. In all jenen Phasen gehörte auch ein Mann wie Alfred Pfaff zu dieser Abwehr. Er rannte und werkelte und verzichtete neunzig Minuten lang auf das sonst gewohnte Päuschen auf dem Linksaußenposten. Er hielt seinen Platz zwischen dem Strafraum und dem Reststurm, der manchmal nur noch aus Kreß und Bäumler bestand. Auf der linken Flanke aber reichte der Aktionsradius des tatendurstigen So1z von der einen bis zur anderen Eckfahne. Sein Tor in der 10. Minute, das die Entscheidung in diesem Spiel bedeuten sollte, war nur eine Andeutung seiner Klasse, die zweifellos in Kürze einmal durchbricht. Nach riesigem Anlauf sprang er in die Flanke von Kreß und drehte den Kopfball in die Torecke, die für Torwart Paul unerreichbar war. Wenn Alfred Pfaff Gelegenheit fand, sich um das Sturmspiel zu kümmern, dann machte die Eintracht manchmal in drei, vier Zügen weit Besseres als die Ulmer mit ihrem ständigen Druck. Aber meist hing er zu weit hinten, und Lindner war der Aufgabe, einen Sturm zu lenken, an diesem Tag nicht gewachsen. Der Stürmer Nr. 1 war Bäumler, dem in den letzten zehn Minuten noch drei tolle Schüsse gelangen, die knapp vorbeirutschten und wie sie am anderen Tor kaum zu sehen waren. Er war es auch, der am ehesten seinen Widersacher, den Ex-Bornheimer Stocker, abschüttelte und sich trotz der Manndeckung der Ulmer Abwehr freie Bahnen schaffte. Später gelang das auch Kreß, aber dessen schönste Chance erflog sich Torwart Paul, der ansonsten nicht allzu viel zu tun hatte. Das Fehlen von Zatopek erklärt jedenfalls die Ulmer Niederlage nicht. Er wurde von Mohring gut ersetzt. Die Eintracht hatte auf Erwin Stein verzichtet, aber an diesem Tag hätte er wohl auch nur ganz wenig Chancen, auf sein Schußbein bekommen. (aus 'Der neue Sport' vom 14.12.1959)
|