Eintracht Frankfurt - Viktoria
Aschaffenburg |
Oberliga Süd 1959/60 - 12. Spiel
3:2 (3:0)
Termin: 28.11.1959
Zuschauer: 4.500
Schiedsrichter: Treiber (Würmlingen)
Tore: 1:0 Erwin Stein (2.), 2:0 Erich Bäumler (22.), 3:0 Alfred Pfaff (35.), 3:1 Wille (52.), 3:2 Buchwalter (67.)
Eintracht Frankfurt | Viktoria Aschaffenburg |
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Trainer | Trainer
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Eintracht 2. hinter KSC Steins 26. Tor Horst Kickhefel berichtet aus dem Stadion Eintracht — Viktoria 3:2 (3:0) Hut ab vor den Aschaffenburgern! Zur Pause sah es nach einem Debakel aus, aber die Gäste gaben nicht nach, eroberten sich gleich nach Wiederbeginn das Mittelfeld und waren eine Weile dem Ausgleich nahe. Doch der jungen Stürmerreihe fehlte zum Schluß die Kraft und die Erfahrung, um der etwas zu selbstsicheren Abwehr des deutschen Meisters den Sieg zu entreißen. Immerhin, diese Mannschaft wird sich in der ersten Klasse noch einen Namen machen, in ernste Abstiegsbedrängnis könnte sie nur Spielerverletzungen bringen. Was wir den Aschaffenburgern und Ernst Lehner nicht wünschen. Gleich zu Anfang traf die Gäste ein gehöriger Schock. Dittel verlor den Ball, den Lindner zu Stein schob, und Stein schoß prompt sein 26. Tor für die Eintracht. Für einen Augenblick schien die Viktoria-Abwehr aus dem Gleichgewicht, doch Dittel sorgte für Ruhe und ließ mit seiner Leistung den verletzten Horst vergessen. Ja, der Sturm unternahm etliche Gegenstöße, und Wille schloß einen Angriff mit einem zu hoch angelegten Schuß ab. Da ereignete sich wieder ein Schnitzer, der die Aschaffenburger weiter zurückwarf. Hitzel spielte den Ball Meier direkt vor die Beine, dieser schickte Stein ins Gefecht, dessen Flanke von links Bäumler in einen Schrägschuß umwandelte, gegen den Groh machtlos war. Als Schnabel sich dann ein Foul, fast auf der Strafraumgrenze, an Lindner leistete, ging Pfaff gemütlich zwei Schritte und hob den Freistoß raffiniert über die Mauer in die äußerste Torecke. Unerreichbar für Groh. Lobenswert, daß die Gäste nicht aufsteckten. Noch vor der Pause schoß Buchwalter den Pfosten an, traf Schmitt in aussichtsreicher Position den Ball nicht richtig und rasierte Buchwalters Schuß die Lattenkante. Dieses Nicht-Aufstecken führte fünf Minuten nach der Pause zum ersten Erfolg. Wille schlug sich mit Lutz und Schymik herum und zur allgemeinen Ueberraschung gelang Wille aus der Drehung heraus ein Torschuß aus zehn Metern Entfernung. Danach mußte Loy einen Schuß Buchwalters zur Ecke lenken, um dann doch den Ball aus dem Netz zu holen. Buchwalter hatte entschlossen in Höhe des Elfmeterpunktes abgefeuert und sich durch Schymik. Lutz, Bechtold und Stinka nicht stören lassen. Auf der anderen Seite verhinderte Groh in kühnem Sprung das 4:2 nach einem Schrägschuß Lindners. So blieb es beim 3:2, trotz aller Bemühungen auf beiden Seiten. Zuerst muß gesagt werden, daß die Eintracht nicht in Bedrängnis kam, weil sie innerhalb von acht Tagen ihr drittes Spiel austragen mußte. Nein, die Kondition der Spieler war erstaunlich gut. Die Ursachen lagen woanders: im Sturm lief nicht so alles, wie es sein sollte, obwohl sich Alfred Pfaff alle Mühe gab. Ein völliger Ausfall war Lindner. Offenbar scheint er körperlich der Ruhe bedürftig, daneben fehlt es ihm beim Schuß an der nötigen Konzentration. Wenn man sich zurücklehnt, dann ist es kein Wunder, wenn die besten Schüsse meilenweit über das Tor fliegen. Die fünf Tore brauchten im Grunde genommen gar nicht zu fallen. So schön die eiskalte Ruhe der Eintrachtabwehr ist, diese Ruhe birgt auch Gefahren. So reaktionsschnell Lutz ist, ein bis zwei Patzer kommen in jeder Spielhälfte bei ihm vor — und zwei Patzer führten zu den beiden Gegentoren. Es sind alles Kleinigkeiten, aber diese Kleinigkeiten summieren sich und können einmal arg ins Gewicht fallen. Die Aschaffenburger waren nicht die Gegner, diese Schwächen auszunutzen. Dazu mangelt es den jungen Spielern noch an Erfahrung. Aber ihr Spiel lief nicht schlecht, gut angekurbelt von den Läufern Nothnik und Schnabel, die aber bis zur Pause kaum von den gegnerischen Halbstürmern gestört wurden. Im Sturm zeigte sich Wille sehr beweglich, in der Abwehr bildete Dittel den ruhenden Pol. Man kann sich für die Zukunft vorstellen, daß an einer Abwehr mit Stopper Horst und Verteidiger Dittel mancher Sturm sich die Zähne ausbeißen wird. (aus 'Der neue Sport' vom 30.11.1959)
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