TuS Neuendorf - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1959/1960

4:4 (2:3)

Termin: 07.10.1959
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Dietz (Mayen)
Tore: 1:0 Klein (27.), 1:1 Erwin Stein (28.), 1:2 Wolfgang Solz (29.), 1:3 Dieter Lindner (32.), 2:3 Weiand (39.), 2:4 Dieter Lindner (75.), 3:4 Stupp (82.), 4:4 Weiand (89.)

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TuS Neuendorf Eintracht Frankfurt

  • Beck
  • Weber
  • Mohrs
  • Hansen
  • Unkelbach
  • Stromberg
  • Weiand
  • Mutz
  • Mosakowski
  • Klein
  • Müller

 


 

Wechsel
  • Stupp für ??
Wechsel
Trainer
  • Helmut Bolz
Trainer

 

Glänzend und zerfahren

TuS Neuendorf — Eintracht 4:4 (2:3)

Den seltenen Genuß, in einem Spiel zu erleben, wie glänzend und wie zerfahren die Eintracht spielen kann, hatten am Mittwoch 4000 Koblenzer, die im Stadion Oberwerth dem Flutlichttreffen TuS Neuendorf gegen den deutschen Meister beiwohnten. Daß die Riederwälder nicht über ein Unentschieden hinauskamen, lag keineswegs daran, daß Loy, Höfer und Pfaff fehlten. Ihre Vertreter (Kirchhof, Eigenbrodt, Solz) waren immer noch erste Garnitur. Es lag an einer Deckung, die sich auf Gott weiß was „eine ganze Stange" einbildete, und an einem Sturm, der so tat, als hänge ihm das viele Toreschießen nun endlich zum Halse heraus. Tore hineintragen — ja! Aber Tore schießen — so etwas Unfeines! Am besten illustriert man die Lage mit der Feststellung, daß Erwin Stein den Ball wie ein rohes Ei behandelte. Kein einziges Mal machte er von seiner vollen Schußkraft Gebrauch.

Und dennoch standen die 4000 bis zur Pause vor Bewunderung still. Wie Bäumler, auf dem Posten des linken Verbinders eigentlich nur Ersatzmann, immer wieder Gassen und Gäßchen entdeckte, wo sie kein Mensch vermutete, das hatten sie lange nicht mehr gesehen. Wie Lindner mit aufreizender Wurstigkeit steinalte Fußballer foppte und der alte Richard Kreß um seinen ratlosen Bewacher herumtanzte, das war fast mehr, als das Publikum erwartet hatte. Selbst Solz, sichtlich gereift, fand Dank und Anerkennung für seine Außenstürmer-Leistung. Und Weilbächer, der bis zum Schluß alles gab, was in ihm ist, sowieso. Für Weilbächer ist Fußball Fußball.

Die andern dagegen schienen sich vorher genau zu überlegen, wieviel Energie sie abgeben wollen. Ihren Sorger, von dem die Koblenzer bis zum Anpfiff siebzehnstrophige Loblieder sangen, erkannten sie schon nach fünf Minuten kaum wieder. Manchmal kam einem dieser Sorger vor, als habe er vergessen, daß er vor einigen Monaten den Verein wechselte. Bei zwei Neuendorfer Toren stand er Pate, von den Beinahe-Toren ganz zu schweigen. Lutz tat alles, um seinen Kollegen nicht zu beschämen. Einen Ball einfach nur abzuschlagen, war zunächst tief unter seiner Würde. Er mußte erst zwanzig Meter dribbeln. Dazu ein blasser Stinka und ein Eigenbrodt, der bei aller Gleichmäßigkeit und Zuverlässigkeit nur schwer vom Start wegkommt — die Neuendorfer Stürmer lebten herrlich und in Freuden.

Beim Stande von 4:2 für die Eintracht ging dann der Riederwälder Angriff zum gemütlichen Teil über. Zwei Tore Vorsprung, dachte man, müßten zum Sieg genügen. Dieser Irrtum sollte sich bitter rächen. Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 12.10.1959)

 

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