Eintracht Frankfurt - Bayern Hof

Oberliga Süd 1959/60 - 4. Spiel

11:0 (4:0)

Termin: 19.09.1959
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Klein (Offenburg)
Tore: 1:0 Erich Bäumler (31.), 2:0 Erwin Stein (40.), 3:0 Dieter Lindner (41.), 4:0 Erwin Stein (44.), 5:0 Erich Bäumler (54.), 6:0 Erich Bäumler (56.), 7:0 Richard Kreß (63.), 8:0 Alfred Pfaff (69.), 9:0 Dieter Lindner (71.), 10:0 Alfred Pfaff (81.), 11:0 Dieter Lindner (86.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayern Hof

 


  • Kästner
  • Saalfrank
  • Murrmann
  • Beyerlein
  • Hörath
  • Winterling
  • Friedrich
  • Alfred Horn
  • Lindner
  • Richter (73. Min. verletzt ausgeschieden)
  • Schumann

 

Trainer Trainer
  • Fred Hoffmann

 

Der Torregen am Riederwald

Die große Schau

Eintracht — Hof 11:0 (4:0)

Am Riederwald sahen viele auf die Uhr: eine halbe Stunde und noch kein Tor! Beim Schlußpfiff waren es elf Treffer und ohne den kleinen Kästner im Bayern-Tor wären es... Lassen wir es! Denken wir daran, nichts über- und nichts unterzubewerten. Darum möchte ich behaupten, daß die Hofer nicht absteigen! Sie gerieten in der zweiten Hälfte in eine Mühle, in der sie durchgedreht wurden und keinen Ausgang mehr fanden. Das ist schon ganz anderen Mannschaften in diesem Sommer passiert. Werder Bremen, FK Pirmasens, Karlsruher SC! In der Differenz der Bremer, Pirmasenser und Karlsruher Niederlagen zum 0:1 der Hofer liegt die mangelnde Erfahrung des Neulings begründet. Vielleicht noch Konditionsschwäche. Ansonsten wird es niemand wundern, wenn die Bayern von der Zonengrenze in wenigen Wochen eine ganz normale Oberligamannschaft werden.

Die Eintracht hatte eben ihren Tag, wenn dieser Tag auch nur eine gute Stunde sichtbar wurde. Bis zum ersten Treffer spielte sie, was man landläufig überlegen nennt, aufs Hofer Tor, wo man den kleinen Kästner bewunderte, wie er jeden Eckball und jede Flanke, nach der er ging, sicher faßte. Ein paar gute Schüsse hielt er, ein paar klare Chancen wurden verstolpert. Es war bis dahhin nichts Außergewöhnliches, was geboten wurde. Die Zuschauer, im letzten halben Jahr restlos verwöhnt, griffen schon hier und da wieder zum Hausschlüssel, um zu pfeifen. Erst nach der siebten Ecke löste Bäumlers prachtvoller Schrägschuß die Energien aus. In der kurzen Spanne bis zum Wechsel wurde alles entschieden! Mit Toren, die mehr erzwungen und erkämpft als erspielt wurden.

Nach Halbzeit folgte dann die große Schau der Eintracht! Die Laufmaschine Kreß stellte, alles um ihn herum in den Schatten. Es war, als müßte er in dieser Halbzeit seine Spielpause von zwei Wochen nachholen. Die Sperre Murrmann-Winterling war für ihn überhaupt nicht vorhanden. Er passierte sie bei jedem Lauf und passierte auch die übrigen Hofer auf der linken Seite oder in der Mitte, die nicht für seine Deckung zuständig waren. Das Toreschießen überließ Kreß, bis auf einen Fall, seinen Nachbarn. Aber die meisten Treffer nach der Pause trugen den Kreß-Stempel.

Daß dieser Sturm, trotz VfR-Mannheim-Spiel, der beste der Eintracht ist, wurde jedem klar. Mit Kreß wuchsen Lindner und Pfaff in eine geradezu fröhliche Spiellaune, in der sie begeisternd schöne .Tore schossen. Und daß Bäumler seinen größten Grad an Zuverlässigkeit erreicht, wenn er neben Pfaff steht, braucht nicht mehr besonders betont zu werden. Mit seinen drei Treffern rückte er mit sechs Torerfolgen zu Erwin Stein auf, der Pech hatte, daß Kästner seine besten Schüsse hielt und er außerdem einmal das leere Tor nicht fand, als ihn Kreß freispielte. Aber seine beiden Treffer vor der Pause hätte vermutlich keiner der Techniker um ihn herum erzielt. Sie erforderten das letzte Hineinbrechen in die gegnerischen Sperren rings um ihn.

Das schönste Tor? Darüber stritten die Zuschauer wohl noch auf dem Heimweg. Lange stand Bäumlers 1:0 als Einzelleistung, aus spitzem Winkel hoch ins lange Eck, obenan. Dann kam das fünfte, wieder von Bäumler, das in der Anlage mit dem weiten Paß Weilbächers und dem Kopfball von Pfaff in die Gasse wie auf Bestellung wirkte nach Pfaffs Aufruf: „los!" Es kamen die Treffer, bei denen der Ball blitzschnell in das Loch in der Mitte geschaukelt wurde, wenn Hörath mit Stein zum Flügel zog, der 20-Meter-Schuß von Pfaff zum 10:0, glanzvoll wie der letzte Erfolg, den Lindner im hohen Bogen haargenau ins lange obere Eck zielte.

Es waren Tore, die das Volk zufriedenstellte. Es schmälert die Leistung der Eintracht in keiner Weise, wenn man sagt, daß die Hofer diesen Sack voll Gegentreffern nicht alle verdient hatten. Was wären sie erst geworden, wenn Kästner, der junge Mann, nicht so großartig hinter den brechenden Dämmen gestanden hätte? Oßwald muß mit dem Jungen empfunden haben, als dieser weinend den Platz verließ und der Eintrachttrainer ihn tröstete. In Hörath hatten die Gäste noch einen ganz passablen Mittelläufer, der aber ein Loch hinterließ, wenn er mit Stein auf die Flügel zog. Und in dieses Loch starteten die Eintrachtstürmer prompt hinein. Einmal schossen sie innerhalb von 35 Sekunden zwei Tore, wie überhaupt dreimal zwei Tore sich sofort hintereinander einstellten. Zwischen der 54. und der 69. Minute, in 15 Minuten, „schellte" es fünfmal!

Es war keineswegs so, daß der Hoier Angriff nicht zu sehen war. Der blonde Horn schien ein Zwillingsbruder von Lindner im Eifer und Talent. Er hob einen Freistoß wie sonst Alfred Pfaff über die Mauer, traf aber nur den Pfosten. Das wäre das 1:1 gewesen! Später vergaben Horn und Schumann, der gegen Lutz nicht viel Bälle sah, die beste Möglichkeit. Lindner, der schwarzhaarige Mittelstürmer, entwischte mitunter dem stämmigen Sorger. Aber keine Sorge, immer war noch jemand der Verteidiger da. Man hatte bei den Seitenläufern Weilbächer diesmal hinter den Kreß-Flügel und Stinka hinter den Pfaff-Flügel placiert. Ob damit eine Verbesserung erreicht wird, läßt sich nach diesem Spiel nicht mit Bestimmtheit sagen. Für Stinka war die Dauer-Offensive ganz nach seinem Geschmack. Bernd Merz (aus 'Der neue Sport' vom 21.09.1959)

 

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