1860 München - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1959/60 - 3. Spiel
4:2 (2:0)
Termin: 13.09.1959
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Fierhauser (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Eckehard Feigenspan (21.), 2:0 Kölbl (44.), 3:0 Eckehard Feigenspan (48.), 4:0 Fallisch (49.), 4:1 Erich Bäumler (61.), 4:2 Erich Bäumler (83.)
1860 München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Weilbächer war am falschen Platz Ludwig Dotzert berichtet aus München TSV München 1860 - Eintracht Frankfurt 4:2 (2:0) Da könnte man abergläubisch werden. Fast genau vor einem Jahr erlitt die Eintracht an der Grünwalder Straße zu München ihre letzte Punktspielniederlage. Damals schlug es viermal hinter Loy ein. Am Sonntag, dem 13. im September 1959, fand an gleicher Stelle die Wiederholung der Misere statt. Einziger Unterschied: diesmal ging es gegen 1860 statt gegen die Bayern, und der Eintracht gelang ein Gegentor mehr. Es gäbe weitere Aehnlichkeiten zu registrieren. Genau wie damals erhielten die Riederwälder kurz nach dem Wechsel die entscheidenden R ückschläge. Genau wie damals wurden die ihr innewohnenden Energiereserven erst in einem langgezogenen Endspurt frei, akkurat wie vor elf Monaten wirkte sie im übrigen seltsam benommen und merkwürdig betulich, bisweilen fast wie ihre eigenen Alten Herren. Man könnte tatsächlich abergläubig werden. Aber man wird es nicht. Die Gründe für den Mißerfolg sprangen ins Auge. Sie wurzeln in zwei dicken Fehlbesetzungen. Fehlbesetzung Nummer Eins war Weilbächer als rechter Verbinder, jawohl Weilbächer. Der Reporter hört jetzt schon die Proteste gegen diese Feststellung, aber er kann nicht anders. Zugegeben, Weilbächer schaffte und wühlte besonders nach dem Wechsel mit der Hingabe eines Zyklopen. Er war eine der Hauptpersonen, als die Münchener dreißig Minuten vor Schluß vor ihrem eigenen Tor zusammengepreßt wurden und nur noch selten aus der Umklammerung herauskamen. Aber das war es gerade: Das Pressen. Wenn die Eintracht sonst zum Gegenstoß bläst, dann wird die gegnerische Abwehr aufgeschnitten, diesmal wurde sie zusammengedrückt. Weilbächer war wuchtig, aber auch stumpf, emsig, aber leicht zu durchschauen, torhungrig, aber nicht fix genug in der Aktion. Wieder bestätigte sich, daß er zum Schießen nicht nur eine Schußbahn, sondern auch eine Anlaufbahn braucht. Von Anfang an war der Eintrachtsturm unter diesen Umständen hoffnungslos verbaut. Pfaff allein konnte es nicht schaffen, obwohl er sich nach mittelmäßigem Beginn erheblich steigerte. Es fehlte ihm der Hebel nach rechts, es fehlte ihm der gewitzte Lindner, um dem Erwin Stein die Gasse zu öffnen. Es fehlte ihm jemand, der seine Intensionen weiter vorne aufgriff und weiterführte. So wurde Erwin Stein ein leichtes Opfer des stämmigen Stemmer im Abwehrzentrum der Münchener. Nur einmal kam der Eintracht-Mittelstürmer Stein zum Schuß. Ansonsten schoß er mehr aus Verzweiflung als in der Hoffnung, ein Tor zu schießen. Meist blieben seine Bälle schon vor Bechtolds Kasten im Unterholz hängen. Und Meier, der für Kress stürmte? Er kam zwar mehr zum Schlag als Stein, aber kein einziges Mal traf er die Kugel voll, geschweige denn das Ziel. Wenn die Münchener dennoch manchmal vor Schreck zusammenzuckten, dann wegen der Bomben von Alfred Pfaff, der in seinem Aerger hin und wieder selbst auf die Pauke haute. Fehlbesetzung Nummer Zwei war ebenfalls Weilbächer. Warum ließ man ihn nicht in der Läuferreihe? Da mangelte es akkurat an einem Mann wie ihn, um den Leichtfüßen im Löwen-Sturm Mores zu lernen. Da hätte er als Widerpart des Münchener Ränkeschmiedes Kölbl eine Aufgabe vorgefunden, wie sie sich passender für Weilbächer nicht denken läßt. Aber die Eintracht hatte auf Schymik zurückgegriffen. Schymik enttäuschte nicht im geringsten. Es war sogar erstaunlich, wieviel von seinen Qualitäten sich trotz langer Abwesenheit frisch erhalten hatten. Aber im Augenblick heißt die Alternative für den Riederwald: Entweder Schymik oder Stinka. Beide zusammen sind von Uebel. Weilbächer aber gehört auf jeden Fall in die Läuferreihe. Was gegen Lüttich klappte, als es bei der Eintracht fast ständig nach vorne rollte, klappte in München noch lange nicht. Aber gegen Lüttich — an anderer Stelle steht's noch einmal geschrieben — befand sich die Eintracht in einem Ausnahmezustand. Obwohl Stinka eine Partie lieferte wie selten, obwohl er in der Abwehr ebenso brillante Szenen hatte wie beim Aufbau und bisweilen sogar Pfaff überragte; ein Außenläufer, der seinen Gegenspieler bis zu dessen Resignation zermürbte, war auch Stinka nicht. Kölbl und Fallisch erwischten viele unbewachte Augenblicke und konnten Feigenspan alles geben, was auf der anderen Seite Stein fehlte. Es war ein Tag für Feigenspan, wie er ihn in München noch nicht erlebt hatte. Zwei Tore schoß er, selbst zu einem dritten lieferte er die Vorlage. Aufregung entstand in der Eintrachtdeckung, wenn er startete und mit eben soviel Vehemenz wie Kühle Lücken anvisierte. Zu Zweikämpfen mit Lutz, den man trotz einer Formkrise aufgestellt hatte, kam es nur selten. Lutz geriet in der oft heillosen Verwirrung der Eintrachtabwehr oft an den Münchener Halbstürmer als an den Mittelstürmer. Ohne Fehl blieb überhaupt nur Loy, der in den Minuten der Not als einziger den Kopf oben behielt. (aus 'Der neue Sport' vom 14.09.1959)
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