Eintracht Frankfurt - Standard Lüttich

Freundschaftsspiel 1959/1960

5:1 (3:0)

Termin: 08.09.1959, Flutlichtspiel
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Dietrich (Salmünster)
Tore: Tore: 1:0 Erich Meier (16.), 2:0 Erich Bäumler (oder Hans Weilbächer) (27.), 3:0 Alfred Pfaff (39.), 4:0 Dieter Lindner (69.), 4:1 Piters (76.), 5:1 Wolfgang Solz (88.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Standard Lüttich

 


  • Nicolay
  • Mallants
  • Thellin
  • Bolsee
  • Marnotte
  • Bonga
  • Piters
  • Istvan Sztani
  • Kabamba
  • Houf
  • Vliers

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Géza Kalocsay

 

Sztani ohne Glanz

Nicht viel mehr als ein einziger Monat hatte gefehlt, und die Eintracht wäre auf deutschem Boden vielleicht ein volles Jahr lang ungeschlagen geblieben. Achtundvierzig Stunden später unter Flutlicht spielte sie sich dann die Wut aus dem Leib. Eine solchene Wut müßte sie immer haben. Wie bei manchen Roman-Heldinnen erstrahlte ihre Schönheit in der Rage doppelt glanzvoll.

Eintracht Frankfurt—Standard Lüttich 5:1 (3:0)

Standard Lüttich, Belgiens Meister des Vorjahres und Dritter dieses Jahres, internationales Renommierstück mit Stars aus den fernsten Zonen, wo noch Menschen wohnen, aus dem afrikanischen Busch, aber auch aus Ungarn und aus Frankfurt, wurde in der Luft zerrupft. In dieser Form — darin waren sich 20.000 Zuschauer einig — können die Riederwälder auch eine Auswahlelf der Hölle schlagen. Wohlgemerkt, in dieser Form. Aber wo nehmen sie immer die Wut her? Zum Freitagstraining jeweils den VfR Mannheim zu bestellen, um die Feuerung frisch zu schüren, dürfte auf die Dauer zu kostspielig werden.

Da gelang am Dienstag der glückliche Griff in die Vorratskiste. Meier und Sorger, die bisher in Reserve blieben, spielten sich sofort in den vordersten Vordergrund. Meier noch mehr als Sorger. Mindestens ein halbes Dutzend der Schüsse des Riederwälder Linksaußen waren von der Sorte, die zwei Zentner schwere Tribünenbesucher von den Sitzen reißt. Hat man überhaupt schon einmal einen Sturm so schießen sehen? Nicolay, der zur Zeit geschätzteste Tormann Belgiens, wurde kurz vor der Pause beobachtet, wie er die linke Faust rieb, als hätte er sie an einer glühenden Ofenplatte verbrannt. Ein anderer Belgier kippte weg wie ein Bauklotz, als nach der Pause ein Freistoß Erwin Steins an seinen Kopf schlug. Es schossen aber auch Pfaff, Bäumler und Weilbächer wie noch nie. Unglaublich, was Nicolay von der Linie kratzte.

Die Art der Eintracht zu spielen war nicht minder frappierend. Mindestens eine volle Halbzeit stürmten die Riederwälder wie in den sechs Minuten vor der Pause gegen Fürth, als sich das 0:2 in ein 3:2 verwandelte. Sämtliche Faustregeln von Manndeckung kühn überspielend, dirigiert von einem Virtuosen der Technik und der Taktik namens Alfred Pfaff, der, so wie er hier auftrumpfte, in der Bundesrepublik absolut konkurrenzlos sein dürfte, und angeschoben von zwei Außenläufern, Stinka und Schymik, jawohl auch von ihm, die derart stürmten, daß sie zu Verfolgten wurden, statt Verfolger zu sein — so schnürte die Eintricht den Belgiern die Luft ab. Erst nach der Pause, als Pfaff und Bäumler in der Kabine blieben, erkannte man deutlicher, zu welchen Taten Lüttich fähig ist, wenn die Schraube nur eine Idee lockerer sitzt.

Und Sztani, dessen Uebersiedlung von Frankfurt nach Lüttich dieses Spiel ins Rollen brachte? Konnte ebenso wenig glänzen wie alle andern Stars auf Lütticher Seite. Man hörte auch, daß er geschnitten wird im neuen Verein. Er tat uns fast ein bißchen leid. L. Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 14.09.1959)

Zum Totlachen ist Alfred Pfaff, wenn er seine trockenen Witze macht und dabei die Miene nicht verzieht. Mit Sztani und Mutter und Tochter Kilius saß er nach dem Flutlichtspiel Eintracht — Standard zusammen, Sztani hatte gerade von dem einen Schwarzen erzählt, der in seiner Mannschaft spielt. „Schwarzer?" fragte Alfred todernst, „den habt ihr doch vorher angerußt!". Die Wirkung dieser Bemerkung war varietéreif. Während Sztani an die Decke himmelt und Marika das Jungmädchenlachen auf den ungerührten Pfaff abschießt, ist Mama Kilius vollends überwältigt.

 

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