Arsenal Kiew - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1959/1960

0:1 (0:1)

Termin: 06.08.1959
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Richard Kreß

>> Spielbericht <<

Arsenal Kiew Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
Trainer

 

[...] Sieg in Kiew

Was beunruhigte, war nur dies. Kann die Eintracht überhaupt noch Niederlagen vertragen? Mußte jetzt als natürliche Reaktion nicht eine Minus-Serie ähnlichen Ausmaßes wie die Plus-Serie folgen? Die Ungewißheit dauerte nur 48 Stunden. Am Donnerstag, dem 6. August 1959, gegen Abend meldete eine karge Nachricht, daß die Riederwälder in Kiew als verdienter 1:0-Sieger vom Platz gingen. Die neue Erfolgswelle der Eintracht hat vielleicht schon begonnen. Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 10.08.1959)

 

Eiserner Vorhang

Erich Wick: Als die Frankfurter Eintracht vom Rhein-Main-Flughafen in östlicher Richtung entschwand, begab sie sieh in eine andere Welt. Die Boys waren schon drüben in Amerika, im afrikanischen Ghana befindet sich zur Zeit Fortuna Düsseldorf, aber überall könnte man, wenn man die notwendigen Pfunde opfern will, den Fußballkameraden an die Strippe bekommen.

Nur die Sowjetunion ist für einen telefonierenden Reporter ein fremdes und unheimliches Land. Die Eintracht hatte uns versprochen, nach ihren Spielen einen kurzen Lagebericht herüberzutelefonieren, und wir warteten mit Schmerzen darauf. Als es nach dem ersten Spiel in Kuibyschew Stunden gedauert hatte, halfen wir in Frankfurt nach und verlangten die Auskunft in Kuibyschew. Nach vielen Rückfragen und Mißverständnissen wurde uns bedeutet, eine Stadt dieser Art scheine es doch wohl nicht zu geben. In der Zwischenzeit hatte dann unser Eintrachtmann endlich die Verbindung erreicht, es war inzwischen fast 23 Uhr geworden. Und nachher hieß es, daß der Anruf aus Kissingen gekommen sein könnte.

Obwohl Kiew eine Stadt ist, die man besser kennt, bemühten wir (und die verschiedensten Tageszeitungen und Korrespondenzen) uns vergeblich darum, ein Sterbenswörtlein zu erfahren. Wir meldeten Kiew an — vergeblich, Kiew suchte uns wahrscheinlich — vergeblich, und wie dankbar waren wir, als dpa zu später Stunde wenigstens das Ergebnis herausgeholt hatte.

Auf einem anderen Stern... Wenn einmal die erste Menschenrakete einen Freund auf unseren bleichen Nachtbegleiter geschossen hat, wird die Verständigung bestimmt besser klappen. Denn der Mond ist ja unser treuer Satellit. Aber zwischen uns und Rußland liegt ein eiserner Vorhang, der alle Telefongespräche stoppt, und der Rest ist Schweigen! (aus 'Der neue Sport' vom 10.08.1959)

 


 

Der Deutsche Meister in Rußland

1:5... aber Sieg in Kiew!

[...] 48 Stunden später trat Eintracht in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, gegen den Tabellen-Neunten Dynamo an. Ursprünglich war ein Spiel in Kischinew vorgesehen, dann aber abgesagt worden. Stattdessen wurde kurzfristig ein Spiel in Kiew vereinbart. Dynamo Kiew, die Mannschaft des Weltmeisterschaftsteilnehmers Woinow und der Nationalspieler Torwart Makarow, Mittelstürmer Kanewski und Linksaußen Fomin lag den Frankfurtern weitaus besser, als die mit großem Körpereinsatz kämpfende „Flügel"-Elf. Dazu kam, daß die Spieler die Reisestrapazen überwunden und sich an das ukrainische Sommerklima gewöhnt hatten.

In Kiew sah man auch die Stärke der Eintracht, das fließende Zusammenspiel aus der Deckung heraus. Mit flüssigen Kombinationen wurde gleich Unsicherheit in die Dynamo-Abwehr gebracht. Kreß, der viel Beifall erhielt, erzielte schon bald ein herrliches Tor, das zum Siege reichte. (aus dem ''Kicker' vom 10.08.1959)

 

Deutscher Meister wieder daheim

Die Rußland-Reise der Frankfurter Eintracht hat den Spielern sicherlich ein ganz großes Erlebnis beschert. Sie schwärmen von der herzlichen Aufnahme, loben die gute Betreuung auf allen Gebieten und sind überzeugt, daß ihre Tournee wieder einmal die völkerverbindende Mission des Sports unterstrich.

Wir zweifeln nicht daran.

Es wäre aber verfehlt, nicht auch die schlechten Erfahrungen zu registrieren, die im Zusammenhang mit der Reise des Deutschen Meisters gemacht worden sind, Erfahrungen auf nachrichtentechnischem Gebiet. Hier hat sich die Existenz des Eisernen Vorhangs erneut bewiesen.

Was wahrend der Reise an Nachrichten nach Deutschland durchsickerte, war nicht nur außerordentlich dürftig, sondern auch falsch. Es nützt nichts, für dieses häßliche Wort irgendeine mildere Umschreibung suchen zu wollen. Falsch bleibt falsch, und es war so ziemlich alles falsch, was Nachrichtenagenturen, auch internationale, sowie Zeitungen über die Spiele der Eintracht verbreiteten. Fast die gesamte deutsche Presse und auch eine große Zahl ausländischer Blätter stände heute vor der Notwendigkeit, sich zu berichtigen.

Halten wir fest: Das ursprüngliche Programm der Eintracht sah drei Spiele in Rußland vor, gegen „Flügel" Kuibyschew, gegen Moldau Kischinew und gegen Zenith Leningrad, alles Vereine der ersten Klasse. Dann hieß es, das zweite Spiel (in Kischinew) sei abgesagt. In Wahrheit betraf diese Absage jedoch Kuibyschew. Statt dessen wurde dann in Kiew gespielt.

Gemeldet wurden, auch im KICKER, folgende Ergebnisse:

.Flügel" Kuibyschew — Eintracht Frankfurt 1:5.
Dynamo Kiew — Eintracht Frankfurt 0:1.

Zwar stimmten die beiden Zahlen, doch die Gegner der Eintracht hießen anders, nämlich Moldau Kischinew und Arsenal Kiew.

Der Unterschied ist bedeutend. Er betrifft im ersten Falle weit über tausend Kilometer, im zweiten Falle eine ganze Klasse, denn Arsenal Kiew spielt in der zweiten Liga.

Es war kein Zufall, daß der KICKER In seiner letzten Ausgabe nicht auch das dritte Ergebnis meldete. Denn als der 3:2-Sieg der Eintracht über Zenith Leningrad bekannt wurde, entsannen wir uns, im SOWJETSKI SPORT gelesen zu haben, daß Zenith 24 Stunden vorher ein Meisterschaftsspiel gegen Dynamo Kiew auszutragen hätte. Unsere Skepsis dem 3:2 gegenüber lohnte sich. Heute wissen wir, daß die Eintracht zwar beide Mannschaften gesehen hat, im Meisterschaftsspiel nämlich, daß sie aber 24 Stunden später in Leningrad nicht gegen Zenith, sondern gegen Admiralität antrat.

Auch hier liegt der Unterschied in der Klasse.

Die Bilanz der Eintracht, mit einer Niederlage (1:5 in Kischinew) und zwei Siegen (in Kiew und Leningrad) sowie dem abschließenden 2:0-Erfolg über die als „Auswahl Helsinki" getarnte finnische Nationalelf, klingt alles in allem erfreulich. Doch sie erfährt ihre Abstriche in der Tatsache, daf) die beiden Siege in Rußland hall gegen zweitklassige Mannschaften errungen worden sind. Hier stand der russische Fußball offensichtlich nicht zum ursprünglich vorgeschlagenen Programm und es fragt sich, ob ein Deutscher Meister später auf zweitklassige Gegner hätte einzugehen brauchen. Wir sind sicher, daß er auch gegen erstklassige Mannschaften besser abqeschnilten hätte als beim 1:5-Start in Kischinew, der offensichtlich das Handikap gerade überstandener Reisestrapazen in sich trug. K. Becker (aus dem ''Kicker' vom 17.08.1959)

 

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg