Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC

Oberliga Süd 1957/58 - 26. Spieltag

4:1 (3:0)

Termin: 09.03.1958
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Dusch (Kaiserslautern)
Tore: 1:0 Alfred Pfaff (9.), 2:0 Istvan Sztani (13.), 3:0 Istvan Sztani (42.), 4:0 Richard Kreß (55.), 4:1 Traub (81.)

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Eintracht Frankfurt Karlsruher SC

 


  • Fischer
  • Dimmel
  • Baureis
  • Ruppenstein
  • Hesse
  • Roth
  • Traub
  • Kunkel
  • Pal Csernai
  • Beck
  • Termath

 

Trainer Trainer
  • Ludwig Janda

 

Tag der Eintracht - Jetzt Tabellenführer vor Club

Eintrachtflügel von vierzehn Karat

Eintracht Frankfurt — Karlsruher SC 4:1 (3:0)

Das war eine runde Sache, dieses Gastspiel des (ehemaligen) Spitzenreiters KSC am Riederwald. Zwar nicht für die mit zahlreichen blauweißen Fahnen erschienenen Karlsruher Anhänger, sondern nur für alle diejenigen, die auf die Eintracht schwören. Die Karlsruher Siegesaussichten schmolzen rasch dahin wie Märzenschnee in der Frühlingssonne. Spielen können sie, diese Karlsruher, ja vielleicht viel zu gut und darüber vergessen sie, daß der Zweck des Fußballspiels ist, möglichst viele Tore zu schießen. Trainer Adolf Patek kannte seine Schäfchen von einst. Er wußte genau, daß der KSC zu den langsam Startenden gehört — und ehe er sichs versah — der KSC und nicht der Patek — da war man im Grunde genommen schon k.o.

Und das kam so: Pfaff spielte zu Sztani, der sofort den Ball aufnahm. Der Linienrichter hob die Fahme, aber Schiedsrichter Dusch ließ weiterspielen und so konnte Sztani dem anstürmendem Pfaff den Ball wieder zurückgeben. Gegen Pfaffs Schuß war Rudi Fischer machtlos. Die Eintracht führte 1:0 und das nach neun Minuten. Und k.o. war der KSC schon in der 13. Minute: Pfaff hob einen direkten Freistoß von der Eckfahne aus in den Karlsruher Strafraum. Von drei eigenen Spielern behindert, kam Fischer nicht an den Ball, und für den völlig freistehenden (!) Sztani — Hesse hatte auch noch über den Ball gesäbelt — war es ein Kinderspiel, das zweite Tor zu erzielen.

Das war die Entscheidung, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorauszusehen war. Eine zum Letzten entschlossene Mannschaft traf auf einen Gegner (KSC), der glaubte, seine Favoritenrolle ohne viel Mühe auch auf dem Riederwaldplatz ausspielen zu können. Trainer Ludwig Janda hatte in seiner Italien-Kiste gekramt: seine Taktik sah zwei Stoßstürmer vor (die Halbstürmer Kunkel und Beck), während Mittelstürmer Csernai zurückgezogen die Fäden in der Hand hielt und zusammen mit dem Offensivläufer Ruppenstein die Angriffe aufzog.

Diese Taktik war nicht schlecht, aber sie scheiterte an vier Dingen: 1. war Horvat viel zu klug, um sich auf diese Weise aus seinem Strafraum herauslocken zu lassen, 2. schnitt man im Sturm das Spiel viel zu sehr auf Beck (und seine Kopfstöße) zu, auch kam Termath an Bechthold nicht vorbei, 3. standen beide Karlsruher Verteidiger von Anfang an auf verlorenem Posten, und das mußte die ganze Abwehr aus den Angeln heben, und 4. war die italienische Taktik für diesen Boden völlig ungeeignet. Acht Spieler in die Abwehr zurücknehmen und dann mit acht Spielern wieder anzugreifen, das kostet Kraft, und schon bald in der zweiten Halbzeit waren einige Karlsruher erschöpft.

Kreß und Meier

Ja, Baureis und Dimmel standen von Anfang an auf verlorenem Posten. Wir sagten es schon. Baureis sah sich von Kreß auf der linken und auf der rechten Seite überspielt und allmählich war es mitleiderregend, wie Kreß mit Baureis Katz und Maus spielte. Es war an den Fingern einer Hand abzuzählen, wie oft Baureis Kreß den Ball abjagen konnte. Auf der anderen Seite ließ sich der kräftige Meier von Dimmels Härte nicht einschüchtern, es war schade, daß man Meier nicht so oft wie Kreß anspielte. Bei Flügelwechseln wäre die unsichere KSC-Abwehr noch mehr auseinandergenommen worden, denn diese Flügel waren 14 Karat wert.

Das Geheimnis des verdienten Eintrachtsieges ist schnell auf einen Nenner gebracht. Mit Pfaff, der frisch erholt endlich wie früher Regie führte, und dadurch die Harmonie in den Eintrachtsturm brachte, die man seit Monaten vermißt hatte. Die Eintracht griff nicht so oft wie die Karlsruher an, besonders nach dem 2:0 hielt sich der Sturm zurück, aber man griff jede Chance beim Schopf. So drehte sich Sztani in der 40. Minute um seine Achse und drehte zugleich den Ball ins Tor. Und Kreß lief in der 55. Minute Baureis zum xten Male davon und drosch den Ball unhaltbar in die kurze Torecke.

Die Eintracht machte es den Umstandskrämern im KSC-Sturm vor, wie man Chancen ausnutzt. Aber bei den Gästen war lediglich Traub ein echter Stürmer, nahm es wunder, daß er acht Minuten vor dem Abpfiff den einzigen Gegentreffer erzielte? Betrachten wir wieder den Frankfurter Sturm. Sztani tat sich auf dem Schneeboden etwas schwer, aber seine stetigen Positionswechsel zogen Hesse aus der Strafraummitte, wodurch immer wieder Lücken vor Fischers Tor entstanden. Lindner fühlte sich zwischen Sztani und Kreß sichtlich wohl und schlug sich beachtlich.

Die Eintracht lief mit Egon Loy aufs Feld, die Sperre wurde bis zum Berufungstermin ausgesetzt. Nun, Platzverweis, Verhandlung und Sperre hatten Loy die Sicherheit geraubt. Er wirkte sehr nervös, ließ oft den Ball fallen. Vielleicht kam er aber auch mit den schlechten Bodenverhältnissen nicht zurecht. Doch allmählich richtete sich Loy an der Ruhe seiner Vorderleute auf und fand zu seiner echten Form zurück.

Die Eintrachtabwehr hatte diesmal leichtes Spiel. Nicht zuletzt, weil vor ihr der Sturm so zügig spielte. Aber auch in der Karlsruher Ueberlegenheit (zwischen 15. und 40. Minute) kam die. Eintrachtabwehr kaum in Nöte. Der lange Beck kam an keine Flanke, denn Horvat köpfte ihm die Bälle weg. Bechtold zog Termath so den Zahn, daß der Karlsruher oft auf die andere Seite retirierte. Höfer fuhr Traub in die Parade, zu echten Flankenläufen kam der KSC-Mann selten. Lediglich die Außenläufer fielen etwas ab. Schymik war mehr offensiv eingestellt, Weilbächer mehr defensiv.

Ausgezeichnet Schiedsrichter Dusch. Er pfiff auf dem schweren Boden etwas mehr als sonst, unterband aber so einige aufkommende Härten. Warum mußte Beck Pfaff den Fuß hinstellen, das hätte böse ausgehen können. Der KSC-Elfmeter war vielleicht eine harte Entscheidung, denn Beck, Horvat und Bechtold rutschten, stolperten und fielen bei der Jagd nach dem Ball, wobei Beck ganz unten zu liegen kam. Nun, Csernai schoß diesen Elfmeter an den Pfosten (72. Minute).      Horst Kickhefel

Stimmen zum Spiel

Trainer Patek: „Wie ich den Boden sah, war ich mir darüber klar, daß heute Kraft und weite Pässe entscheiden. Auf diesem Boden kann man nicht, wie die Karlsruher Tändeleien zum Erfolg führen. Der. KSC hat zeitweise gut gespielt, man hatte aber nie das Gefühl, daß uns noch etwas passieren könnte. Wir hatten keinen Ausfall. Ich war in München und habe den KSC dort gut beobachtet."

Trainer Ludwig Janda: „Das wirft uns nicht um, glauben Sie ja nicht, daß uns so was umwirft. Im Fußball wird immer erst am Ende der Runde abgerechnet. Die Stärke der Eintracht waren ihre Härte und ihre Resolutheit. Unsere Mannschaft kam dadurch aus dem Konzept. Wir haben ein paar Spieler im Team, die die Härte nicht vertragen können. Auf Grund des Spielverlaufs sind wir etwas zu hoch geschlagen worden."      ks (aus 'Der neue Sport' vom 10.03.1958)

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