Eintracht Frankfurt - VfR Mannheim

Oberliga Süd 1957/58 - 3. Spieltag

4:1 (0:0)

Termin: 24.08.1957
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Scheuring (Schweinfurt)
Tore: 1:0 Hans Weilbächer (47.), 2:0 Weitz (76. Eigentor), 3:0 Dieter Lindner (79.), 4:0 Erich Bäumler (84.), 4:1 de la Vigne (88.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfR Mannheim

 


  • Weitz
  • Hoffmann (Platzverweis 74.)
  • Schreck
  • Gründel
  • Keuerleber
  • Laumann
  • Schmidt
  • Diehl
  • Langlotz
  • Heinzelbecker
  • de la Vigne

 

Trainer Trainer
  • Hans Merkle

 

Ein schönes Happy-End

Dieses Rasenspieler-Gastspiel verlief wie ein spannender Kriminalroman: man hat sich bis zur Mitte durchgelesen, ohne eine Kombination wagen zu können, und ist nachher auf der letzten Seite ganz über den Ausgang überrascht. Ueberrascht war wohl jeder am Riederwald, daß die Eintracht am Ende so klarer Sieger blieb, denn beim Gang in die Pause hatte man die Mannschaft mit schrillen Pfiffen bedacht.

Darin lag eine gewisse Ungerechtigkeit, denn allgemein sind die Mannheimer als eine gute Mannschaft bekannt, die über eine (leider) allzu harte Abwehr verfügt. Den Pfeifern darf man ihren Unmut aber auch nicht übelnehmen; das Eintrachtspiel stolperte nach einem glänzenden Beginn einfallslos dahin, es blieb bis zur Pause beim 0:0, obwohl die Gäste von der 3. Minute an mit zehn Mann spielen mußten. Diehl wurde nach einem Zusammenprall mit Loy verletzt hinausgetragen. Das Kuriosum, Diehl kam in der 54. Minute wieder — und erst gegen elf Mannheimer lief das Eintrachtspiel wieder wie geölt.

Was war losgewesen?

Was war eigentlich losgewesen? Zwar hatte Langlotz in der 2. Minute urplötzlich losgeschossen, aber Loy tauchte rechtzeitig und schlug den Ball zur Ecke. Doch sonst diktierte der Eintrachtsturm das Spiel! Kreß flitzte kreuz und quer durch die Mannheimer Hälfte und bedeutete für seinen Bewacher Schreck den Schrecken aller Schrecken. Nun, nicht nur von der rechten Seite schien die VfR-Abwehr bald geknackt, auch der linke Flügel bereitete den Gästen manchen Kummer und der lange Keuerleber wußte gar nicht, wo ihm der Kopf stand, so häufig mußte er seinen überspielten Verteidigern aushelfen. Ja, oft kamen Langlotz und de la Vigne zurück, um ihren bedrängten Verteidigern zur Seite zu stehen.


Seit Samstag Vertrags-
spieler: Der 19-jährige
Dieter Lindner

Das ging eine gute Viertelstunde so — und dann war aller Eintrachtzauber vorbei. Kreß winkte einige Male enttäuscht ab — er hatte sich eine schmerzhafte Zerrung geholt und nun wurde das Zuspiel der Eintracht engmaschig wie ein Moskitonetz. Schymik beging zu diesem Zeitpunkt noch einen schwerwiegenden Fehler: alle seine Pässe kamen hoch in den Mannheimer Strafraum. Die Folge: der lauernde Lindner mußte ein ums andere Mal erleben, wie der um einen Kopf größere Keuerleber die Bälle ins Feld zurückköpfte. Wie gut, daß in dieser Krisenzeit die Abwehr gut stand, denn die Mannheimer Stürmer verstanden sich auch zu vieren gut durchzuspielen und hatten viel Unterstützung von ihren Außenläufern. Hesse und Höfer standen eisern, Horvat pendelte zwischen beiden geschickt hin und her, und Bechtold versuchte trotz aller Abwehrgeschäfte nicht den Aufbau zu vernachlässigen. Was dann trotzdem durchkam, erhechtete sich Loy meisterhaft.

Alles vergessen!

Zur Pause hatten schrille Pfiffe die Eintracht in ihre Kabine begleitet, drei Minuten nach Wiederbeginn war alles vergessen. Dem „Kreuziget sie!" folgte das „Hosiannah!" auf dem Fuß. Lindner hatte Geiger angespielt, und während dessen Flanke nach innen schwebte, unterlief der Mannheimer Abwehr ein grober Deckungsfehler. So stand Weilbächer völlig frei, als ihn die Flanke erreichte, und für Weitz war gegen diesen Sechs-Meterschuß nichts zu machen.


Das Eigentor von Weitz nach
einem Freistoß von Bäumler

Jetzt lief das Bällchen bei der Eintracht, aber die Zeit lief auch, und schon sah es so aus, als sollte der VfR dieses 0:1 über die Zeit retten. Retten durch grobes Einsteigen (Gründel, Schreck und Hoffmann). Doch Scheuring hatte eine Engelsgeduld — als Schreck in der 61. Minute Kreß im Strafraum umstieß, drückte der Schweinfurter beide Augen zu — doch diese Engelsgeduld war nicht unbegrenzt. Hoffmann leistete sich in der 74. Minute eine grobe Tätlichkeit, indem er dem aufstehenden Lindner in die Rippen trat. Ehe sich's der Mannheimer versah, wanderte er in die Kabine.

Mannheim war groggy, zumal Weitz einen Ball fallen ließ und beim Rettungsversuch ins eigene Netz schlug. Die bisher so stabile Abwehr versank in der Riederwälder Angriffsflut und mußte noch zwei Treffer von Lindner — der Keuerleber jetzt ausspielte, wie er wollte — und Bäumler hinnehmen. Das Gegentor, zwei Minuten vor Schluß von de la Vigne erzielt, bildete nur noch einen Fleck auf der Frankfurter Weste. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 26.08.1957)

 

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